Samstag, 13. Februar 2010

Der Verschönerungs-Verein zu Rostock e.V. und der Lindenpark

Grabmal Schleuder (1836) (Foto Hannes Rother) 
Dieser Beitrag stammt von den  Landschaftsarchitekten und Vereinsvorsitzenden Hannes Rother. 

Die Eröffnung des ersten kommunalen Rostocker Friedhofes, des heutigen Lindenparks am Saarplatz, war gerade erst fünf Jahre her, als am 30. April 1836 zwölf Männer in Rostock den „Verein zur Verschönerung der Stadt Rostock und ihrer Umgebungen“ gründeten. Es war die Zeit der Entfestigung Rostocks, eine Zeit, in der die Rostockerinnen und Rostocker darangingen, ihre die Stadt einengenden Wallanlagen zu öffnen und landschaftlich umzugestalten sowie die Dung- und Schuttplätze vor den Toren der Stadt zu beseitigen, um dort erholsame Spaziergänge auf neu angelegten Promenaden unter frisch gepflanzten Bäumen unternehmen zu können. Zugleich war es die Zeit der Vereinsgründungen – überall entstanden Patriotische Vereine, Gewerbevereine, Turnvereine, Kunst- und Altertumsvereine und Verschönerungsvereine.

Eine städtische Gartenverwaltung war im Rostock jener Zeit noch nicht entstanden – und so war vor allem bürgerschaftliches Engagement Grundlage für die Gestaltung vieler, großenteils noch bestehender Parkanlagen, deren Wert als grüne Oasen heute nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Mit der Einrichtung einer städtischen Gartenverwaltung erübrigte sich jedoch allmählich das Wirken des Verschönerungsvereins von 1836, so dass er 1872 seine erfolgreiche Arbeit einstellte.

Der Begräbnisplatz am Saarplatz wurde durch die Eröffnung eines weiteren Friedhofs 1912 zum Alten Friedhof. Seine Umgestaltung zu einem Wohngebietspark begann dann nach dem Beschluss der Aufhebung und dem Ablauf letzten Ruhefristen im Jahr 1979. So wurde er zum heutigen Lindenpark, allerdings unter weitgehender Erhaltung des orthogonalen Wegesystems sowie von etwa 100 Grabsteinen, von denen noch etwa 80 vorhanden sind.

Heute ist das zuständige Amt für Stadtgrün aufgrund von Sparzwängen bei Personal und Finanzen zunehmend immer weniger in der Lage, den Park fachgerecht zu pflegen, geschweige denn eine konzeptionelle Weiterentwicklung als Voraussetzung für seinen Fortbestand zu initiieren.

So sind es wie 1836 engagierte Einwohnerinnen und Einwohner, die durch ehrenamtliches Engagement Wege zur Erhaltung und Pflege des Lindenparks finden wollen. Sie gründeten am 21. Januar 2009 in der Tradition des Vorgängers einen neuen Verschönerungs-Verein zu Rostock e.V. und sind zuversichtlich, in absehbarer Zeit ähnlich erfolgreich zu sein wie 1836.

 Aktiver Einsatz der Vereinsmitglieder im Oktober (Foto Hannes Rother)
Sicher ist es ist zwiespältig, aus kommunalpolitischem Handeln entstandene Missstände durch verstärktes ehrenamtliches Engagement ausgleichen zu wollen und damit zwangsläufig auch Zuständige teilweise aus ihrer Verantwortung zu entlassen.

Und doch muss man der Tatsache ins Auge sehen, dass die zur Verfügung stehenden Finanzen auf längere Zeit die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Erfüllung städtischer Aufgaben einschränken werden. Dem allmählichen Substanzverlust jedoch sehenden Auges zuzusehen, ohne selbst aktiv zu werden, ist für viele keine verantwortbare Alternative.

So betreiben die Mitglieder des Vereins durch zweimal jährlich stattfindende Arbeitseinsätze inhaltliche und zugleich Öffentlichkeitsarbeit – und betätigen sich zugleich selbst praktisch. Dass sich gleich beim ersten Einsatz im Oktober 2009 trotz schlechten Wetters neben den Vereinsmitgliedern über 20 Rostockerinnen und Rostocker allein aufgrund einer Pressemitteilung beteiligten, zeigt dass das Interesse der Bevölkerung am Erhalt der Parkanlage ungebrochen ist. So haben zwei Herren, beide weit über 80, eine der Lindenalleen in persönliche Patenschaft übernommen, um dort regelmäßig die Stockausschläge zurückzuschneiden.

Ein konkretes Vereinsprojekt liegt auch in der Sanierung von im Bestand gefährdeten Grabmalen. Im November 2009 konnten mit den Grabmalen Ludwig Berringer (1913) und Eugen Geinitz (1925) die ersten beiden Steine aus Mitteln der OstseeSparkasse Rostock saniert werden. Dies war ein kleiner Anfang des jungen Vereins, der jedoch in der Presse und in der Öffentlichkeit gute Aufnahme fand. Mehrere Förderanträge laufen zur Zeit und die Vereinsmitglieder sind sehr zuversichtlich, auch 2010 mehrere Grabmale so zu sichern, dass auch künftige Generationen sich ein Bild von Stadtgeschichte und Bestattungskultur in Rostock machen können.


Kontakt:
Verschönerungs-Verein zu Rostock e.V.
Borenweg 1b, 18057 Rostock
kontakt@verschoenerungsverein-rostock.de