Freitag, 25. Januar 2008

Bad Säckingen „Projektgruppe Erhalt Au-Friedhof“

Der Au-Friedhof in Bad Säckingen wurde im Jahr 1815 eingeweiht, als man in vielen Städten die Friedhöfe aus dem Bereich der Kirchen nach außerhalb verlegte. Als er im Jahr 1958 aufgehoben und die Beerdigungen auf den neuen Waldfriedhof verlagert wurden, wurde er jahrzehntelang fast vergessen, so dass er langsam aber sicher von einem teilweise undurchdringlichen Gestrüpp aus Efeu, Brombeeren und Gebüsch überwuchert wurde.

Nach dem Ablauf der Ruhefrist stand 1986 die endgültige Aufhebung des Friedhofes und seine Umwandlung in eine lukrative - da stadtnah gelegene - Fläche an. Die Bürger aber sprachen sich auf einer Versammlung explizit für den Erhalt ihres alten Friedhofes aus. Doch drei Jahre später sah es immer noch so aussah, als ob der Bürgerwille nicht berücksichtigt werden würde: Der Gemeinderat beschloss die Einebnung der historischen Anlage.

Daraufhin bildete sich die „Projektgruppe Erhalt Au-Friedhof“. Mit – anfangs nur einer handvoll – Mitgliedern verfolgte man hartnäckig das Ziel, den Friedhof für die Nachwelt zu bewahren. Als erstes gingen die Freiwilligen daran die Anlage mit ihren historischen Grabsteinen vom überquellenden Grün zu befreien. Noch heute treffen sich die aktiven Mitglieder während der wärmeren Jahreszeit einmal in der Woche zur gemeinsamen Gartenarbeit , roden und beschneiden das Grün und versetzen die Gräber in einen guten Pflegezustand, wobei die Stadt diese Arbeit inzwischen unterstützt.

Neben der Gartenarbeit galt und gilt es, die am stärksten geschädigten Grabmale durch Restaurierungsmaßnahmen vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. Dazu wurden und werden Spenden gesammelt und Nachfahren ermittelt, so dass inzwischen 640 Gräber mit ihren Grabmalen erhalten werden konnten.

Doch die Aktiven wollten mehr. 1993 konnten sie durchsetzen, dass der Besonderheit ihres Friedhofes durch die Unterschutzstellung als Kulturdenkmal Rechnung getragen wurde. Gleichzeitig wurde ein langfristiges Erhaltungskonzept abgesegnet, durch das Urnenbestattungen in bestehenden Gräbern auf dem Friedhof wieder zugelassen wurden! Das führt dazu, dass die vorhandenen Gräber bestehen bleiben und ihre Pflege und Erhaltung für die Zukunft sichergestellt ist, da die Interessenten zugleich die Pflegepatenschaft für das bis dahin verwaiste Grab übernehmen.

Die neue Friedhofssatzung, die aufgrund des neuen Konzepts erlassen wurde, regelt dabei alle Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen und verbietet zugleich neue Grabstätten anzulegen oder alte zu entfernen und den historisch gewachsenen Stil der Grabstätten zu verändern.

Nach der Anfangsphase, in der die Projektgruppe mit großem Einsatz gegen Widerstände ankämpfen musste um die Erhaltung des Friedhofes überhaupt durchzusetzen, wird ihre Arbeit inzwischen allgemein anerkannt, so dass die Gruppe von der Stadt sogar den Namen „Beirat "Alter Friedhof" – Erhaltung und Gestaltung“ bekommen hat. Einen eigenen Verein allerdings gründete man bisher nicht extra. So verliert man keine Zeit für lästige Pflichtversammlungen und Vorstandswahlen, die man besser in die aktive Arbeit für den Friedhof investieren kann.