Montag, 27. Dezember 2010

"Hinaus zu den stillen Gräbern" - Der Rosenheimer Friedhof 1809-2009

Buchcover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung
des Stadtarchiv Rosenheim)
Da ich gerade erst mitbekommen haben, dass der Friedhof von Rosenheim im letzten Jahr 200 Jahre alt geworden ist, komme ich auch erst sehr spät dazu, hier das Buch vorzustellen, das anlässlich des Jubiläums in der Reihe der "Beiträge zur Rosenheimer Stadtgeschichte" erschienen ist.

Tatsächlich beleuchtet der Band "Hinaus zu den stillen Gräbern" die Stadtgeschichte gleich von mehreren Seiten. Zuerst aber sei darauf hingewiesen, dass das schöne Zitat des Titels aus der ersten ausführlicheren Friedhofsbeschreibung von Rosa Stemplinger aus dem Jahr 1919 stammt, die im Anhang wieder abgedruckt ist. Und noch einen zweiten sehr informativen Text enthält dieser Anhang, nämlich den Abdruck des Vortrages von Pfarrer Johann v. G. Gierl aus Kiefersfelden über den "Tod im Volksleben", der im Jahr 1906 gehalten wurde. Damit enthält das Buch gleich zwei autentische Quellen, auf die im Hauptteil des Buches verwiesen und die sozusagen auf den neuesten Stand gebracht werden.

Dort wird zuerst die "Rosenheimer Friedhofsgeschichte vor 1809" und die "Entwicklungsgeschichte des Friedhofs auf dem Stöttenfeld seit 1809" vorgestellt. Damit legt der Autor Tobias Teyke eine ausführliche Friedhofsgeschichte des Ortes vor, für die er zahlreich Quellen herangezogen hat, und die auch für Leser interessant ist, die nicht in Rosenheim beheimatet sind. Denn an der Entwicklung des eher mittelstädtischen Friedhofes wird deutlich, wie weit die Ideen der Aufklärung von der Gleichheit aller Menschen im Tode in das Land hineingewirkt und auch in Rosenheim die anfängliche Friedhofsgestaltung beeinflusst haben. Auch der Hygienediskurs der Zeit um 1800 und der Versuch die Aufbahrung der Toten in Leichenhäusern durchzusetzen, lässt sich an diesem Einzelbeispiel sehr gut nachverfolgen.

Mit dem dritten Beitrag desselben Autors zu "Aspekten der Begräbniskultur" erhält man außerdem einen Einblick in die Geschichte der im sepulkralen Bereich handelnden Personen, wie den Seelnonnen und Totengräbern oder den Bruderschaftsvereinen der Stadt.


Der zweite Autor des Buches, Karl Mair, befasst sich in den beiden folgenden Beiträgen mit der Kunst- und Kulturgeschichte. So erfährt man, dass auf dem Rosenheimer Friedhof kaum Grabmale aus der Frühzeit der Belegung erhalten sind. Anders als erwartet, herrschen dort offenbar auch nicht die "typisch bayrischen" schmiedeeisernen Grabkreuze vor. Vielmehr haben die Bürger von Rosenheim in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die auch in den Großstädten verbreitete Industrieware bevorzugt und sind dann auf Grabmale im Reformstil umgeschwenkt, wie es der zweite Beitrag dieses Autors verdeutlicht, der zu einem Streifzug über den Friedhof einlädt und dabei sowohl die erhaltenen Hochbauten, als auch die Grabstätten und die Bestatteten ausführlich beschreibt.


Man bekommt aber nicht nur durch die Texte, sondern auch durch die zahlreichen Abbildungen einen guten Einblick in die Friedhofsgestaltung und Grabmalkultur, besonders da gleich am Anfang des Buches mehrere Seiten mit farbigen Abbildungen in das Thema einführen und die beiden Umschlagseiten innen mit einem genauen Friedhofsplan bedruckt sind. So ist hier eine in sich abgerundete Friedhofsgeschichte entstanden, die zum einen den Bewohnern von Rosenheim einen ganz neuen Blick auf die eigene Stadtgeschichte ermöglicht, zum anderen aber auch Friedhofsfreunden eine Einzelstudie an die Hand gibt, die die sepulkrale Geschichtsschreibung bereichert.

Karl Mair/Tobias Teyke, "Hinaus zu den stillen Gräbern". Der Rosenheimer Friedhof 1809-2009. Beiträge zur Rosenheimer Stadtgeschichte 10, Stadtarchiv Rosenheim, Rosenheim 2009, 183 S., zahlr. auch farbige Abb.,  15,00 Euro. Erhältlich beim Stadtarchiv oder in der Rosenheimer Friedhofsverwaltung.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Der Melatenfriedhof und seine Zukunft

CD - Cover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung des Greven Verlag Köln)
Das Jubiläumsjahr geht zu Ende. Morgen findet die letzte öffentliche Veranstaltung dazu mit dem Vortrag von Dr. Dagmar Hänel „Stadtpunkte: Entwicklung der Kölner Friedhöfe von 1810 bis zur Gegenwart“ statt (vgl. die Festschrift zum Jubiläum). Dann wird der Friedhof wieder aus den Medien verschwinden.

Zurück bleiben die vielen erhaltenswerten Denkmäler, die - wie alles auf dieser Welt - dem "Zahn der Zeit" ausgesetzt sind. Doch die Kölner Denkmalpflege hat vorgebaut. Die Stadtkonservatorin hat ein Gutachten zum Zustand der erhaltenswerten Denkmäler des Friedhofs in Auftrag gegeben, das inzwischen als Buch mit zugehöriger CD vorliegt. In dem außen sehr schön gestalteten, leinengebundenen und hochformatigen Band wird als erstes die historische Entwicklung des Friedhofes nachgezeichnet. Nachdem sowohl auf die Beisetzungsgeschichte, wie auf die bauliche Ausgestaltung eingegangen worden ist, werden die Denkmäler in Hochbauten, Kleindenkmäler, Kriegerdenkmäler und Grabmäler ohne Nutzung untergliedert.

Nach einer Erläuterung ihrer Vorgehensweise, grenzen dann die beiden mit der Untersuchung beauftragten Autoren Marianne Vogt-Werling und Michael Werling ihr Untersuchungsgebiet ab, das sich auf die Zustandsaufnahme und Bewertung der als denkmalwert eingeschätzten Objekte auf dem Friedhof beschränkt. Darauf folgen die einzelnen Grabmaltypen des Friedhofes in ihrer geschichtlichen Entwicklung, wobei ihr Zustand nach den vorher ausgearbeiteten Kriterien eingeordnet wird. Die Autoren beziehen sich dabei auf die neueste Literatur und bieten eine auch für Untersuchungen auf anderen historischen Friedhöfen gut handhabbare Systematik der Grabmaltypen, auch wenn man über die Frage streiten könnte, welches Grabmal noch den Namen Stele verdient und welches schon als Grabwand einzuordnen wäre.

Auf der positiven Seite ziehen die Autoren das Fazit , dass "74% der Grabdenkmäler und denkmalwerten Grabanlagen sich in einem guten Zustand befinden, so dass auch mittelfristig hier keine Sanierungskosten zu erwarten sind." Die andere Seite aber ist, dass 433 Grabsteine in den nächsten zehn Jahren saniert werden müssen, um größere Kosten abzuwenden, und dass sogar 177 Denkmäler dringend restauriert werden müssen, darunter auch der wunderbare "Thanatos" auf der Grabstätte Hamm von 1818.

Ein Glossar der Grabmaltypen, sowie der symbolischen Darstellungen rundet zusammen mit einem Vertragsentwurf für die Vergabe von Patenschaften das Buch ab. Doch das ist noch nicht alles: Beigefügt ist eine CD mit dem Belegungsplan und digitalen Rundgängen zu allen denkmalwerten Gräbern, die sehr einfach zu handhaben ist, da man nur mit der Maus über die Zahlen oder Punkte in den Plänen gehen muss, um in einem Fenster auf der rechten Seite das zugehörige Bild und die entsprechenden Daten der Grabmalaufnahme und eine Beschreibung des entsprechenden Grabmals oder Objektes zu sehen. Die einzige Information, die mir dabei gefehlt hat, war die Aufnahme der Inschriften, die zwar für die Frage der Ehrhaltung nur am Rande bedeutsam ist, aber doch ein nicht unwichtiges Detail von Grabmälern bildet.

Insgesamt finde ich diesen Band, der reich mit schwarz-weiß Fotos ausgestattet ist, zusammen mit seiner CD mit ihren virtuellen Rundgängen beispielhaft und kann ihn nur als Muster für entsprechende Gutachten auf anderen historischen Friedhöfen empfehlen. Allerdings sollte man nicht erwarten hier mehr über die auf dem Melatenfriedhof beigesetzten Persönlichkeiten zu erfahren, sondern dafür andere Werke zu Rate ziehen.

Die Abbildungen hier stammen aus dem Buch, das auf den inneren Einbandseiten eine Plan der geschichtlichen Entwicklung von Melaten und den Gesamtplan zeigt, sowie von der CD.

Marianne Vogt-Werling/Michael Werling: Der Friedhof Melaten in Köln. Alle Denkmäler und ihre Zukunft. Mit einer DVD mit Belegungsplan und digitalen Rundgängen zu allen denkmalwerten Gräbern. Greven Verlag Köln 2010. 95 S., zahlr. schw-w. Abb. und CD, 15,00 Euro. ISBN 978-3-7743-0471-0 

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Europäische Friedhofsroute zum Zweiten

Im Post vom 19.11.2010 habe ich behauptet, dass es keine Informationen im Internet zur Europäischen Friedhofsroute gibt. Ganz falsch!! Zum Glück gibt es nämlich aufmerksame Leserinnen und Leser dieses Blogs! Aus Berlin habe ich jetzt den richtigen Link bekommen und bedanke mich herzlich bei der Kirchhofsverwaltung der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde für den freundlichen Hinweis.

Und hier kommt der Link auf die eigene Website der Europäischen Friedhofsroute, die allerdings nur auf englisch und spanisch erschienen ist. Dafür enthält sie alles, was das Herz begehrt: eine Landkarte mit allen Orten, deren Friedhöfe dazu gehören.(Die meisten liegen übrigens in Spanien und Italien und man sieht daran, dass diese Länder sehr viel aktiver in der ASCE mitarbeiten als der Norden Europas!!). Außerdem gibt es viele schöne Friedhofsbilder, eine Beschreibung, was mit der Route bewirkt werden soll, und einen Aktionsplan für die Zeit von 2010-2012, in der die Route im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert werden soll.


Um daran zu arbeiten findet am 13. und 14. Januar in Barcelona ein Workshop statt, an dem man auch teilnehmen kann, wenn man kein Mitglied der ASCE ist, bei der man sich dazu anmelden kann.


Also auf zu den Europäischen Friedhöfen!

Samstag, 11. Dezember 2010

"Kunst im Stillen" - Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen, Band 3

Buchcover (Foto Leisner, mit fr.
Genehmigung von Alfred E. Otto Paul)
Wie schon angekündigt, ist jetzt auch der dritte Band der als Reihe konzipierten Broschüren zu den Grabmalen auf den Leipziger Friedhöfen erschienen. Im selben Layout wie die beiden schon besprochenen Bände (vgl. Posts vom 2. Juni 21010 und 14.12.2009) erfreut auch dieser Band wieder durch sehr schöne Fotos von Grabmalen und informative Texte zu den einzelnen Grabstätten und den Persönlichkeiten, an die an dort jeweils erinnert wird. 

Darunter sind so interessante Lebensgeschichten wie die des Technikers und Industriellen Wilhelm von Pittler, der nach vielen Versuchen, im Leben Fuß zu fassen, mit einer Dampfmotorenfabrik und später mit der Maschinenfabrik "Invention" erfolgreich wurde. Dessen Werk aber dadurch, dass die Maschinenfabrik zur Aktiengesellschaft der Pittler-Werke wurde, sein Vermögen verliert und verarmt in London starb. Immerhin haben die Nachforschungen des Autors erbracht, dass es eine Geldsammelaktion deutscher Ingenieure gab, die dafür sorgten, dass der Verstorbene nach Deutchland gebracht und auf dem Kapellenfriedhof in Leipzig-Gohlis bestattet wurde.

Und hier kommt auch schon eine kritische Anmerkung: Von welchen Friedhöfen die vorgestellten Grabmale nämlich stammen, wird leider nur im "Dank" einmal kurz erwähnt, wenn es dort etwas unpräzise heißt, dass dieser Band "sich wichtigen Werken der Sepulkralkultur auf den kirchlichen Begräbnisplätzen unserer Stadt widmet". 

Nur wenn man jeden einzelnen Text gründlich liest, erkennt man, dass die am Anfang vorgestellten acht Grabmale im Stadtteil Gohlis zu finden sind. Wobei zur Verwirrung der mit Leipzig nicht vertrauten Leser beitragen dürfte, dass die Namen Friedhof der Gohliser Friedenskirchgemeinde, Gohliser Kapellenfriedhof und Friedhof der Gohliser Versöhnungskirche im Text auftauchen, aber nirgendwo erwähnt wird, ob es sich dabei um ein und denselben oder mehrere Kirchhöfe handelt.Zwar erfährt man mehrfach, dass dieser Friedhof 1858 geweiht worden ist, doch gibt es insgesamt zur Geschichte und Lage der behandelten Friedhöfe keine weiteren Information.

So muss man sich auch den Standort der darauf folgenden Grabmale aus den einzelnen Texten sozusagen erlesen: Genannt werden der kirchliche Friedhof in Lindenau mit dem Grabmal des Zeitungsverlegers Johann Friedrich Lindner, dessen Grabplastik der Verfasser aufbewahrt, die Kirche von Schönefeld - das Bild der Trauernden hier stammt von dem Grabmal des dortigen Mariannenstiftes - und der Plagwitzer Friedhof. Die Untergliederung des Inhaltsverzeichnisses wäre da sicher eine Hilfe gewesen!


Ein weiterer kritischer Kommentar sei erlaubt, der sich nicht auf die sorgfältig recherchierten Grabmalgeschichten bezieht, sondern auf den Beitrag "Zum Geleit" von Rainer Behrens, der den einzelnen Abhandlungen vorangestellt ist. Dieser Beitrag versucht die bisher fehlende geschichtliche Darstellung des Leipziger Friedhofswesens auf drei Seiten nachzuholen. Dabei macht er leider schon am Anfang den Fehler zu behaupten, dass auf den kirchlichen Friedhöfen bis zum 16. Jahrhundert "im Tode die einst Lebenden alle gleich" waren. Für diese Aussage, die durch neue Forschungen lange widerlegt ist (vgl. den Beitrag von Rainer Sörries in dem Buch "Grabkultur in Deutschland", hier besprochen am 30. Juli 2009), bezieht er sich auf die Darstellungen des Totentanzes in Kirchen und auf Friedhofsmauern, die - soweit ich informiert bin - gerade für Leipzig nicht belegt sind. Eine etwas intensivere Auseinandersetzung mit der Friedhofsgeschichte vor Ort wäre wünschenswert gewesen.

Im Übrigen wird auch dieser Band wieder beschlossen mit Abschnitten über zwei Leipziger Künstler: In diesem Fall über den Bildhauer Professor Felix Pfeifer und den Bildhauer Arthur Trebst, von denen einige Bildwerke im selben Band auch vorgestellt werden, sowie von einem Beitrag über die Rufglocke des Plagwitzer Friedhofes, deren Bild auch die Rückseite des Umschlags ziert.


Insgesamt würde ich mir wünschen, dass dem Autor ein kompetenter Lektor zur Hand gehen möchte, um die kleinen Schönheitsfehler dieses Bands beim schon angekündigten vierten Band von vorn herein auszumerzen. Dann würde es sicher auch nicht zu solchen sprachlichen Unebenheiten kommen, wie zum Beispiel bei der Tempelgrabstätte des Prof. Julius Zeitler, wo man innerhalb der ersten beiden Absätze das Wort "Tempelfassade" dreimal hintereinander lesen kann.


Abschließend aber soll dieser Band noch einmal ausdrücklich allen jenen ans Herz gelegt werden, die sich für die Grabmalkultur des 19. Jahrhunderts interessieren und einsetzen. Es werden großartige und bisher fast unbekannte Grabmalanlagen darin vorgestellt und die Informationen dazu sind mit großer Sorgfalt und Ausdauer recherchiert. Besonder positiv fällt dabei auf, dass der Autor am Schluss auch seine Quellen ausführlich benennt.

Alfred E. Otto Paul, Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen. No. 03. Leipzig 2010, 108 Seiten, zahlr. farbige Abbildungen. Die Broschüre hat leider keine ISBN-Nummer und kann nicht über den Buchhandel bezogen werden, sondern nur über die Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig unter info@paul-benndorf-gesellschaft.de oder telefonisch unter 034297 –12305 zum Preis von ca. 9 Euro + Versandkosten.


Sonntag, 28. November 2010

Über das Leben hinaus - Sonderausstellung in Hannover



„Das Grab des Lederfabrikanten Söhlmann auf dem St. Nicolai-Kirchhof in Hannover“
von 1835. (auf Wikipedia: aus der Silke Gatenbröcker: Collection im Herzog Anton
Ulrich-Museum Braunschweig) Diese Bilddatei ist gemeinfrei und
United States public domain, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.
Die schon angekündigte Sonderausstellung im Historischen Museum in Hannover wurde am 15. September 2010 eröffnet und läuft noch bis zum 9. Januar 2011. Sie zeichnet die Entwicklung der Friedhöfe der Stadt vom Mittelalter bis in die Gegenwart nach . "Gleichzeitig wird der Wandel der Grabstätten und der Erinnerung an die Toten thematisiert. Der Besucher der Ausstellung kann in einer Art Spaziergang durch die Zeit und über verschiedene Friedhöfe gehen. Dabei wird am Beispiel verschiedener Personen und Personengruppen die Frage gestellt, was über das Leben hinaus vom Menschen bleibt. Die Spur eines Lebens zeigt sich zunächst in den Grabmalen, deren Gestaltung von der jeweiligen Zeit ebenso abhängig ist wie von der sozialen Schicht, der der / die Tote angehörte. Darüber hinaus wird das Leben ausgewählter Personen anhand von Objekten veranschaulicht."


Neben dieser Ausstellung sind auch die schon oft gezeigten Bilder der Journalistin Beate Lakotta und des Fotografen Walter Schels unter dem Titel "Noch mal Leben vor dem Tod" im selben Museum zu sehen. Das Paar hatte von schwerkranken Menschen die Erlaubnis erhalten, sie zu interviewen sowie sie lebend und als Tote zu fotografieren. Zu diesen Bildern gibt es einem umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Lesung und Konzert.


Das Zitat stammt von der Internetseite der Ausstellung. Einen anschaulicheren Bericht über die Ausstellung gibt es in der Hannoverschen Allgemeinen vom 13.9.2010. 

Friedhofsjubiläen

In der Zeitschrift Friedhof und Denkmal, die von der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft in Kassel herausgegeben wird, ist gerade ein Artikel von Prof. Dr. Sörries zum Jubiläum des Kölner Melatenfriedhofes erschienen.

Der Direktor des Sepulkralmuseums in Kassel erinnert daran, dass nicht nur der Kölner Friedhofs, sondern auch eine ganze Reihe anderer Friedhöfe ihren zweihundertsten "Geburtstag" feiern können. Denn spätestens ab 1810 war das von Napoleon erlassene "decret sur les sépultures", das für die Verlegung der Kölner Friedhöfe aus der Stadt sorgte, in weiten Teilen Deutschlands von Bedeutung.


So feierte 2010 auch der Friedhof in Overberge, einem Ortsteil von Bergkamen, sein 200jähriges Jubiläum und lieh sich dafür eine passende thematische Ausstellung vom Sepulkralmuseum in Kassel aus. Auch die "friedhofskulturellen Kleinode in Derne, Gemeinde Kamen, und der Buschey-Friedhof in Hagen" feierten aus demselben Anlass.

Prof. Sörries schreibt in seinem Artikel: "Wer heute weiß, wie sehr Friedhöfe mit Friedwald & Co. in Konkurrenz stehen, wird solche Anlässe zu nutzen wissen, um ihren Stellenwert als Kulturort im Gegensatz zum Wert der Natur zu betonen. Jubiläen bieten die große Chance zur Öffentlichkeits- und Pressearbeit."

Ich finde das ist eine sehr wichtige Idee. Allerdings habe ich beim Recherchieren im Internet auf den Seiten der Gemeinde Overberge rein gar nichts zu dem Friedhofsjubiläum gefunden. Offenbar ist der Förderverein in der Gemeinde selbst nicht so stark verankert, dass man es wichtig genug findet, über ihn und seine Aktivitäten auf der eigenen Internetseite zu berichten.


Dagegen kann man über das Jubiläum des Friedhofs in Derne an dieser Stelle etwas nachlesen und auch über den Buschey-Friedhof wurde ein Jubiläumsartikel im Internet veröffentlicht. (Hier ist auch die Adresse des Fördervereins zu finden, der leider keine eigene Internetseite unterhält, und hier findet man einen interesssanten Artikel zur Geschichte des Friedhofs mit Bildern, aus dem das nebenstehende Bild einer großen Familiengrabanlage entnommen ist.)

Daraufhin habe ich ein wenig im Netz gesurft, welche Friedhöfe denn noch ihr 200jähriges gefeiert haben.

Hier meine Ergebnisse:
Im bayrischen Rosenheim wurde das Jubiläum schon im letzten Jahr begangen. Führungen sowie eine Ausstellung im Laubengang des Alten Leichenhauses über die Bau- und Kulturgeschichte des Friedhofe, ein Chorkonzert und eine Matinee unter dem Titel: „Der Tod g’hört zum Leben“standen auf dem Programm.
Eine Vorstellung des neuen Bandes der Reihe „Beiträge zur Rosenheimer Stadtgeschichte“ fand am 17.September um 18 Uhr im Stadtarchiv statt. Außerdem stellten die beiden Autoren Karl Mair und Tobias Teyke ihr Buch „’Hinaus zu den stillen Gräbern’ - der Rosenheimer Friedhof 1809-2009“ vor, das im Stadtarchiv, dem Städtischen Museum oder in der Friedhofsverwaltung für 15 Euro erhältlich ist.

In Österreich wurde der größte Alpin-Friedhof im Gesäuse im Ort Johnsbach in diesem Jahr ebenso alt. Er ist deswegen interessant, weil auf ihm 83 beim Bergsteigen und -wandern Verunglückte ihre letzte Ruhestätte fanden. Dort wurde am 13. Juni der Verstorbenen gedacht und es erschien schon 2009 eine Broschüre "Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach" von Josef Hasitschka in zweiter Auflage. Die Informationen stammen von dieser Website.

Im Münsterland feierte der Alte Friedhof von Rhede sein Jubiläum mit einer Fledermausnacht, sowie
Ausstellungen und Führungen zu den Themen Grabsteinkunst, Pflanzenwelt, Geschichte und Friedhof der Zukunft und am 30.10. mit einer Lichterführung und Lesung des Literaturkreises der Stadt.

Anscheinend wurde auch der Alte Friedhof in Titisee-Neustadt 1810 gegründet, doch weiß ich das nur aus Wikipedia. Weitere Informationen habe ich nicht gefunden, bin aber natürlich interessiert daran, wenn jemand noch weitere Jubiläen weiß.

Freitag, 19. November 2010

Europäische Friedhofsroute

Es es zwar schon etwas spät, um darauf hinzuweisen, aber sicher nicht zu spät: Im Mai dieses Jahres wurde die "Europäische Friedhofsroute" vom "Europäischen Institut für Kulturrouten" , das 1997 vom Europarat gegründet wurde, anerkannt. Diese Europäischen Kulturrouten folgen immer einem bestimmten Thema. Auf ihnen sollen Touristen Europa neu entdecken, zugleich soll damit Natur und Kultur geschützt und Einblicke in fremde Welten geboten werden.

Die "Association of significant cemeteries in Europe (ASCE)" hatte sich seit einiger Zeit um die Anerkennung dieser Friedhofsroute bemüht und sie damit begründet, das Friedhöfe es als sozusagen heilige Orte ermöglichen, die Fundamente des allgemeinen Europäischen Erbes zu verstehen.

Allerdings gibt es einen echten Wehrmutstropfen bei dieser Nachricht. Es ist nicht möglich mehr über diese Friedhofsroute zu erfahren. Die Website der ASCE hüllt sich, bis auf einen spanischen Zeitungsartikel zum Thema, in Schweigen und auf die Seite des Europäischen Instituts für Kulturrouten, muss man sich erst einloggen (30,-Euro für ein Jahr), um an die Dokumente zu kommen, die dort hinterlegt sind. Was das Ganze also bringen soll, ist mir zur Zeit ein Rätsel.

Achtung: Zu diesem Eintrag gibt es neue Informationen unter dem 16.12.2010

Donnerstag, 11. November 2010

"Un deit d'r Herrjot mich ens rofe"

Bei diesem Buch war es unumgänglich mit der Vorstellung auf ein bestimmtes Datum zu warten: Passend zum Jubiläumsjahr des Friedhofs Melaten in Köln hat der Marzellen Verlag nämlich einen sehr speziellen Friedhofsführer ganz neu bearbeitet und ergänzt in vierter Auflage wieder herausgebracht. 
Titelseite des Buches (Foto Leisner, mit
fr. Genehmigung des Marzellen Verlag Köln)
Der karnevalsbegeisterte Autor Wolfgan Oelsner, der sich für den Friedhof und den Erhalt von Grabstätten sehr engagiert einsetzt, hat darin seine kenntnisreichen Friedhofsführungen zu seinem Thema, dem Kölner Karneval, zusammengefasst. Der Verlag unterstreicht die merkwürdige Ernsthaftigkeit, die der Tod dem heiteren Thema der "verkehrten Welt" und des "carne vale" - Fleisch ade! - der Tage vor dem Aschermittwoch, an dem bekanntlich "alles vorbei ist", unter dem eigentlichen Buchtitel mit den Worten "pietätvoll, lehrreich und unterhaltsam", so als ob er sich nicht ganz sicher ist, ob man Tod und weltliche Lustbarkeit miteinander in Verbindung bringen darf.

Der Verfasser hat damit zu Recht keine Probleme. Er erinnert an den Grabstätten der unterschiedlichsten Vertreter des Kölner Karnevals an die spezielle Geschichte dieses ortgebundenen Brauchtums, das nach der Franzosenzeit am Anfang des 19. Jahrhunderts vom Bürgertum neu belebt wurde. In zahlreichen Einschüben erklärt er dazu einzelne Besonderheiten, wie zum Beispiel das "Lappenkostüm", das sich alle diejenigen aus Flicken zusammennähten, die zwar gern verkleidet sein wollten, aber dafür kein Geld ausgeben konnten. Mit einer roten Pappnase wurden sie zu "Lappenclowns", wie die nebenstehende kleine Grabfigur zeigt..

Dazu verweist er in vielen Details auf die Herkunft von Liedern und Evergreens, die teilweise weit über Köln hinaus ausgestrahlt haben, wie der schon fast klassische - oben zitierte - Liedtext von "Am Aschermittwoch ist alles vorbei", der von dem Kölner Heimatschriftsteller Hans Jonen stammt, zu dem der Führer natürlich noch viel mehr zu erzählen weiß.

Als "karnevalsabstinente" Norddeutsche habe ich in diesem vergnüglichen und interessanten Führer viel über den Karneval in Köln am Rhein, über seine einzelnen Protagonisten und auch über seine Organisation gelernt. Schön wäre es gewesen, wenn die Einleitung noch etwas tiefer in die Geschichte und die Frühzeit des bürgerlichen Karnevals geführt hätte, denn einer Nicht-Kölnerin  wie mir fehlt das Wissen um die innere Organisation, die historischen Wurzeln und die Entwicklung dieses Festes. Die einzelnen Stationen des Rundgang sind sowohl mit historischem Material wie mit Fotos der aktuellen Grabstätten reich bebildert, so dass man eine gute Vorstellung von der Vielfalt der "Karnevalserinnerung" auf Melaten erhält.

Verständlich ist, dass der Autor am Schluss ein Erinnerungsmal besonders hervorhebt. Er hat schließlich mit seinen Führungen und dem hier vorgestellten Buch die nötigen finanziellen Mittel für die Anfertigung und Aufstellung mitgesammelt: Johann Christoph Winters (1772-1862), dem Begründer des Kölner Hänneschen-Theaters, einer Puppenspielbühne mit feststehenden "köllschen" Typen, wie dem "Hänneschen" - auf Hochdeutsch dem "kleinen Hans" - war einst im Armengrab in einer Ecke des Melatenfriedhofs beigesetzt worden. Seine Grabstätte war lang vergessen. Nun wurde dem Puppenspieler eine eigene Plastik gewidmet, die seine Büste zusammen mit seinen typischen Stabpuppen zeigt.

Wolfgang Oelsner, "Un deit d'r Herrjot mich ens rofe". Eine Führung durch den Kölner Karneval auf dem Friedhof Melaten. Marzellen Verlag Köln, 2010, 144 S. zahlr. farb. Abb. und eine Karte, 12,90 (ISBN 798-3-937795-16-4). Hingewiesen sei an dieser Stelle auch auf ein weiterer Kölner Friedhofsbuch aus demselben Verlag: Günter Schwanenberg, "Em Himmel es d'r Düvel loss". Musikalisch-literarische Streifzüge über den Südfriedhof.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Transmortale II findet am 19. März 2011 statt

Die Veranstalter der Transmortale schreiben:   
Am 19. März 2011 findet die Transmortale II statt. Kooperationspartner und zugleich Veranstaltungsort ist das Museum/Institut für Sepulkralkultur in Kassel, Weinbergstr. 25-27. Wie bereits bei Transmortale I  (6. Februar 2010 in Hamburg), bietet die Veranstaltung erneut jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein Podium, um ihre Forschungen zum Themenkomplex „Sterben, Tod und Trauer“ vorzustellen und zu diskutieren. 
Ziel ist es vor allem, den interdisziplinären Austausch zu fördern, denn alle Epochen und Kulturen zeigen, dass der Tod nicht nur die Toten betrifft, sondern vor allem die Lebenden. Für die Wissenschaft bedeutet das, dass alle Fächer und Forschungsfelder, die sich mit den Menschen und dem Leben beschäftigen, auch Berührungspunkte mit dem Tod, dem Abschied oder der Endlichkeit haben. 

Die Themen Sterben, Tod und Trauer rücken seit einigen Jahren immer mehr inden Fokus der fächerübergreifenden Forschung. Disziplinen wie die Archäologie, Ethnologie, Volkskunde/Kulturanthropologie oder Kunstgeschichte beschäftigen sich seit jeher mit Gräbern und Begräbnisplätzen. Inzwischen interessieren sich jedoch ganz unterschiedliche Disziplinen für den Wandel der Trauer- und Bestattungskultur wie z.B. die Soziologie, Psychologie, aber auch Geschichte, Geschlechterforschung und Medienwissenschaften.

Der Workshop ist offen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Nachwuchsforschung wie z.B. Studierende in der Abschlussphase oder Doktoranden, aber auch für Postdocs und interessierte Forschende. Ziel des Workshops ist, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit zu bieten, neue Forschungsperspektiven in Kurzreferaten vorzustellen und diese in einer größeren Runde zu diskutieren – auf diese Weise können aktuelle Fragen und Ergebnisse interdisziplinär beleuchtet und inhaltliche Gemeinsamkeiten transdisziplinär zusammengeführt werden. 
Die “Transmortale“ findet jährlich statt und bietet über den Workshop hinaus eine Plattform für das Forschungsfeld Sterben, Tod und Trauer.

Bitte senden Sie Themenvorschläge für Kurzvorträge bzw. -präsentationen (max. 20 min) bis zum 30. November 2010 an die folgende mail-Anschrift:
info@sepulkralmuseum.de. Das endgültige Programm wird anschließend veröffentlicht.
Mit freundlichen Grüßen
Organisationskomitee Hamburg (Anna Goetz, Susanne Möllers, Adrian Anton, Norbert Fischer)
Museum/Institut für Sepulkralkultur Kassel (Dagmar Kuhle, Reiner Sörries, Andreas Ströbl)
Für Rückfragen: 
-Prof. Dr. Norbert Fischer, Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie, Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1 (West) 20146 Hamburg, mail:
norbertfischer@t-online.de; 
-Dr. des. Anna Götz M.A., Historisches Seminar/Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Universität Hamburg, Allendeplatz 1, 20146 Hamburg,
anna-maria.goetz@uni-hamburg.de
 
Siehe auch den  Blog der Transmortale 

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Hortus Oecumenicus - eine Initiative für Kirchengärten und Friedhöfe

Hortus Oecumenicus ist ein neues Netzwerk, das zunächst innerkirchlich ein größeres Bewusstsein für den Wert kirchlicher Garten- und Hofanlagen schaffen möchte. Dazu gehören natürlich auch die kirchlichen Friedhöfe. Mitglieder können ihre Anlage zertifizieren lassen

Inzwischen entsteht in der Metropolregion Hamburg eine Gartenroute zwischen den  zertifizierten Anlagen, die aus kultur- und lokalgeschichtlich bedeutsamen Pastorengärten, Klostergärten, Parkanlagen und Friedhöfen bestehen. Sie soll zum Erleben, Erholen zur Bildung und Erholung einladen. Zu den mit der Plakette ausgezeichneten Friedhöfen gehören inzwischen zum Beispiel der Friedhof in Mölln und der Blankeneser Friedhof in Hamburg.

Diese Informationen sind der Website der Initiative entnommen, die weitere Informationen enthält.

http://www.hortus-oecumenicus.de

Mit Fried und Freud ich fahr dahin

Ausstellungsflyer (Foto Leisner, mit fr.
Genehmigung der AFD Kassel)
Das ist der Titel der neusten Ausstellung im Sepulkralmuseum in Kassel, die sich der "protestantischen Begräbniskultur der Frühen Neuzeit widmet.

Laut Ausstellungsflyer spiegelt sich die neue protestatnische Frömmigkeit in prächtigen Grabdenkmälern und Epitaphien auf den Friedhöfen ebenso wie in dem „Totenlob“ der neuen Leichenpredigten. Dabei wurde der Text auf Grabmalen und Särgen sowie in der Musik besonders wichtig. Bibel- und Gesangbuchverse bezeugen das Vertrauen allein auf die Gnade Gottes.Das dokumentieren besonders die Inschriften auf dem Prunksarg des Heinrich Posthumus Reuß, 1572–1635, der im Mittelpunkt der Ausstellung steht. Sie wurden von Heinrich Schütz als „Musikalische Exequien“ vertont, die zu den Hauptwerken protestantischer Funeralmusik zählen.

In Kassel findet vom 28. 10. bis 3. 11. 2010 das 42. Internationale Heinrich-Schütz-Fest statt, das den Anlass zu der Ausstellung lieferte, die bis zum 9. Januar 2011 läuft und dann in Gera im Stadtmuseum gezeigt werden wird und damit in der Residenz von Heinrich Posthumus Reuß.

Zu sehen sind bedeutende Leihgaben der Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, der Stadt Eisleben, der Franckeschen Stiftungen zu Halle, der ev.-luth. Kirchengemeinde Eisfeld, der ev. Hauptkirche St. Michaelis zu Hamburg, der ev.-luth. Kirchgemeinde Riesa, und Heinrichs XIII. Prinz Reuß.


Passend zur Ausstellung hat die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. als Neuerscheinung herausgegeben: Heike Karg, Das Leichenbegängnis des Heinrich Posthumus Reuss 1636. Ein Höhepunkt des prostestantischen Funus (Kasseler Studien zur Sepulkralkultur 17), 160 S. Preis 38,- Euro. ISBN 978-3-924447-46-5.

Nachtrag Ende November 2010: Inzwischen ist zu dieser Ausstellung auch eine 40-seitige farbige Broschüre erchienen, die in die Ausstellung führt. Sie kostet 4,- Euro und kann im Museum für Sepulkralkultur erworben werden. 

Donnerstag, 23. September 2010

Eine ungewöhnliche Friedhofsführung - Gesteinskunde in Dresden-Tolkewitz

Wie die Einladung zeigt, veranstalten die Verfasser des Führers zu den Grabmalgesteinen des Tolkewitzer Friedhofs in Dresden (vorgestellt im Post vom 11. April 2010) eine gesteinskundliche Tour über den Friedhof - im Rahmen des Tages des Friedhofs am 19.9.2010 um 12 Uhr.

Diese Art von Führungen wird meines Wissens sonst nirgendwo angeboten und erschließt eine ganz neue Herangehensweise an die Grabmalkultur der Vergangenheit, bei der auch die wirtschafts-historischen Hintergründe zur Sprache kommen dürften. Die Verfasser haben mitgeteilt, dass sie die Führung zweimal im Jahr anbieten.

Dienstag, 21. September 2010

Veranstaltungsprogramm: 200 Jahre Melaten

Als Nachtrag zu meinem Post vomMontag, den 24.5.2010 möchte ich jezt endlich auf das Veranstaltungsprogramm zum Jubiläum in Köln hinweisen, das es sowohl in gedruckter Form, wie als PDF-Datei gibt, die man hier herunterladen kann.

Leider ist es schon ziemlich spät im Jahr und eine ganze Reihe von Veranstaltungen haben schon stattgefunden. Aber immerhin gibt es noch einiges zu erleben in Köln, wie zum Beispiel am Sonntag, 5.9.2010 den "Historischen Leichenzug von der Basilika Sankt Aposteln durch die Innenstadt zum Friedhof Melaten", der mit einer Musikstunde in der Basilika beginnt und mit einem öffentlichen Gedenken an die ersten Verstorbenen des Jahres 1810 am Hochkreuz im ältesten Friedhofsteil endet und mit der am selben Tag stattfindenden Informationsveranstaltung der Steinmetz- und Bildhauergenossenschaft Köln verknüpft ist. Führungen,

Theater und Rezitation stehen auf dem Programm in den folgenden Monaten. Es lohnt sich also durchaus noch ein Blick in das Programm zu tun, an dessen Anfang einige informative Beiträge über den Friedhof und einzelne dort bestattete Persönlichkeiten stehen.

Übrigens hat die Stadt Köln einige sehr informative Seiten - unter anderem mit einem interaktiven Friedhofsrundgang - anläßlich des Jubiläums ins Netz gestetllt und zwar unter diesem Link.

Dienstag, 6. Juli 2010

Ruhe sanft - Kulturgeschichte des Friedhofes von Reiner Sörries

Buchcover (Foto Leisner, mit fr.
Genehmigung Verlag Butzon u. Bercker) 
Prof. Dr. Reiner Sörries hat mit diesem Buch eine neue Geschichte des Friedhofs geschrieben, in die er seine langjährige Erfahrung als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal und Direktor des Zentralinstituts und Museums für Sepulkralkultur in Kassel voll einbringt.

Gegenüber dem Buch "Raum für Tote", in dem  im Jahr 2003 dasselbe Thema von einem Autorenkollektiv - ja, ich hatte auch daran mitgeschrieben - erstmals nach langer Zeit neu bearbeitet worden war, hat diese neue Friedhofskulturgeschichte den Vorzug sozusagen aus einem Guss zu sein. Zudem konnten natürlich die neuesten Forschungen dieses Fachgebiets mit eingearbeitet werden.

Damit bietet die umfangreiche Friedhofsgeschichte einen gut lesbaren Überblick über die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten der Bestattung von der Antike bis zur Gegenwart, wobei der Abschnitt von der Antike bis zum Ende des Mittelalters breiten Raum einnimmt und der Autor das Verdienst hat, diese Zeit hier erstmals in einem solchen breitgesteckten Rahmen umfangreich dokumentieren zu können.

Die Frühe Neuzeit und die Neuzeit werden dagegen kürzer abgehandelt, während das Interesse des Autors noch einmal verstärkt dem 20. und 21. Jahrhundert gilt. Dabei hält er sich für jedes der illustrativ betitelten Hauptkapitel an eine bestimmte Reihenfolge der Darstellung, die es leider mit sich bringt, dass man manche Aussagen über das Buch verteilt mehrfach wieder findet. Insgesamt aber handelt es sich um eine für Freunde historischer Friedhöfe unverzichtbare und grundlegende Publikation, die in keinen Bücherregal fehlen sollte.

Reiner Sörries, Ruhe sanft - Kulturgeschichte des Friedhofs.Kevelaer 2009,Verlag Butzon u. Bercker GmbH, geb., 304 Seiten mit zahlreichen s/w Abbildungen.  ISBN: 376661316

Dienstag, 29. Juni 2010

Kleines Lexikon der Oberlausitzer Friedhöfe

Buchcover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung
Lusatia Verlag)
Passend zur Exkursion des Ohlsdorfer Förderkreises (siehe Post vom Sonntag 13.6.2010) soll hier auf ein - wirklich sehr kleines - gebundenes Buch verwiesen werden, das vor kurzem neu erschienen ist. Das "Kleine Lexikon der Oberlausitzer Friedhöfe" benutzt Stichworte in alphabethischer Reihenfolge, um auf wichtige historische Friedhöfe der Region aber auch auf Brauchtum und einzelne Gestaltungsmerkmale hinzuweisen. So finden sich darin sowohl - leider ausgesprochen knapp gehaltene - Artikel zum Bergfriedhof in Oybin, dem Gottesacker der Brüdergemeine in Herrenhut, den beiden Nikolaifriedhöfen in Bautzen und Görlitz, dem Taucherfriedhof in Bautzen, dem Friedhof in Ralbitz und den Friedhöfen in Zittau, als auch zusammengefasste Hinweise auf Dorf- und Stadtfriedhöfe der Region. Daneben gibt es aber auch Anmerkungen zu Themen wie "Allerheiligen und Totensonntag", "Gemeinschaftsanlagen", "Grabplatten und Epitaphien" und vieles mehr..



Das Büchlein ist sehr liebevoll bebildert. Einige wenige Friedhöfe werden sogar mit gezeichneten Plänen vorgestellt. Das Vorwort der Schriftstellerin Annelies Schulz führt ganz persönlich in das Thema ein, denn sie erzählt lebendig von ihren ersten Friedhofsbesuchen an der Hand der Mutter. Insgesamt wird mit dieser Publikation ein kurzer, aber sehr informativer Überblick über die Friedhofskultur der Oberlausitz geboten. Ich würde mir wünschen, dass in nicht allzuferner Zeit noch ein zweites, umfangreicheres Buch erscheint, das det interessanten Friedhofs- und Grabmalkultur dieser Gegend breiteren Raum gibt.

Uwe Hornig/Beate Hornig, Kleines Lexikon der Oberlausitzer Friedhöfe. Lusatia Verlag, Bautzen 2009. 63 S. zahlr. farbige Abb.  7,90 Euro ISBN 3-936758-60-3     

Sonntag, 13. Juni 2010

150 Jahre Friedhof Bernadottestraße in Hamburg

1860 wurde dieser kleine Friedhof als "Moltkefriedhof" in der damals noch selbständigen Stadt Altona gegründet. Er ist noch mit einem rechteckigen Wegesystem ausgestattet. Die Feier seines 150jährigen Jubiläums wurde der "Altonale" angegliedert; einer Festwoche, in der der heutige Stadtteil von Hamburg sein ganzes mulitkulturelles Flair entfaltet. Zum Jubiläum gehörte auch die Theaterinszenierung des Stückes "Midlife - oder 7 Leben hat die Diva" auf dem Friedhof, sowie einer Videoinstallation in der Kapelle und Gesangsdarbietungen.

Am letzten Sonnabend gab es dann noch eine ganze Reihe von Angeboten auf dem Friedhof, die über die Vorsorge bis zur Trauerbegleitung, von der gärtnerischen Grabgestaltung bis hin zu Steinmetzarbeiten reichten. Dazu erläuterten kulturhistorische Führungen die Geschichte des Friedhofs und des Stadtteils. Mit einem Festgottesdienst wurde auch die Friedhofskapelle nach einer umfangreichen Sanierung wieder ihrer Bestimmung übergeben.


Einladung zur Fachexkursion nach Görlitz

Der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. veranstaltet vom 23. bis zum 26 September 2010 seine jährliche Fachexkursion, bei der zur Zeit noch einige Plätze frei sind. Die Reise geht mit dem Bus von Hamburg aus los. Die Ziele sind sehr attraktiv, denn schon auf den Hinfahrt ist die Besichtigung des Stadtgottesackers in Halle vorgesehen.

In Görlitz selbst wird dann am zweiten Tag der Nikolai-Friedhof, die Synagoge und die Dreifaltigkeitskirche besucht. Am Nachmittag steht der Friedhofs der Brüdergemeine in Herrenhut, der sorbisch-katholische Friedhof in Ralbitz und der Findlingspark von Nochten auf dem Programm. Am dritten Tag wird der Landschaftsgarten des Früsten Pückler in Muskau, das neue Schloss und der sorbische Friedhof besucht. Am Nachmittag kann man eine Stadtführung mitmachen oder einfach etwas freie Zeit genießen. Auf der Rückfahrt am letzten Tag wird noch in Branitz halt gemacht, um das Schloss und den Park und natürlich besonders die beiden Gräber in der See- und der Landpyramide zu besichtigen. 

Der Preis, der die Busfahrten, drei Übernachtungen in einem Hotel mit Frühstück, die Eintrittsgelder und die fachlichen Führungen einschließt, ist mit 330 Euro für Mitlglieder des Vereins und 350 Euro für Nichtmitglieder nicht besonders hoch bemessen.

Wer Zeit und Lust hat an der Exkursion teilzunehmen, möge sich direkt an den Organisator Herrn Dr. Mauss wenden (Telefon:  040-538 30 40) oder mit dem Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. Kontakt aufnehmen (Der Link steht rechts!) 



Mittwoch, 2. Juni 2010

Förderverein Alter Friedhof Schwerin gegründet

Am 25. Februar 2010 haben 15 Interessierte den Förderverein Alter Friedhof Schwerin gegründet. Zum Vorsitzenden wurde der Steinbildhauermeister Uwe Lange gewählt. Der Verein will eng mit der Stadt Schwerin zusammen arbeiten und hat sich als langfristiges Ziel die Wiederherstellung des ursprünglichen Parkcharakters des Alten Friedhofs gesetzt. Zuerst aber will man die Gräber der zahlreichen mecklenburgischen Architekten auf dem Friedhof sichern. 
Um die nötigen finanziellen Mittel zu bekommen, werden Firmen und Fördermitglieder gesucht. „Grabpaten“ sollen gewonnen werden, die einzelne Grabstätten ehrenamtlich pflegen. 
 
Wer sich für die Arbeit des Fördervereins interessiert oder den Verein unterstützen möchte, kann sich an Herrn Uwe Lange, 0385/7607935 wenden, oder an alterfriedhofschwerin@freenet.de schreiben. Sobald der Verein über eine eigene Website verfügt, werde ich ihn gern hier verlinken.

Ohlsdorfer Impressionen - eine Ausstellung

Der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. kündigt für den 6. Juni die Eröffnung einer besonderen Kunstausstellung an, in der bis zum 30. September im Museum Ohlsdorf Bilder des Malers Professor Herbert Wilmsmeyer gezeigt werden. Er wohnt in Friedhofsnähe und hat sich immer wieder von der Natur und den Denkmalen der Friedhofsanlage inspirieren lassen.

Am Eröffnungstag ab 14:00 Uhr wird der Maler sich vor dem Ohlsdorfer Friedhofsmuseum an die Staffelei stellen und den Blick auf den Friedhof malen, so dass die Zuschauer die Entstehung neuer skizzenhafter Bilder mitverfolgen können. Diese sollen im Anschlußzugunsten des Förderkreises "amerikanisch" versteigert werden sollen.

Gerade erschienen: Band 2 der "Kunst im Stillen" - Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen

Wie der hier am 14. Dezember letzten Jahres besprochene erste Band der "Kunst im Stillen" widmet sich auch die gerade erschienene Fortsetzung dieser Reihe nur den Grabstätten des Leipziger Südfriedhofs. Aufmachung und innere Ausgestaltung setzen das schon gelobte Layout des ersten Bandes fort. Doch sind die Texte des Autors Alfred Paul noch etwas ausführlicher geworden und zeichnen eine ganze Reihe von Lebensbildern von Leipziger Bürgern des 19. und 20. Jahrhunderts nach und widmen sich auch den Kunstwerken, die auf ihren Gräbern aufgestellt wurden. Diese Ausführlichkeit ist etwas auf Kosten der Menge gegangen, doch sind immer noch insgesamt 21 Grabstätten aufgenommen worden.

Buchcover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung von Alfred E. Otto Paul
Darunter befinden sich so opulente Werke wie die auch auf dem Titelbild erscheinende Nachbildung des Tempietto von Bramante in Rom, die hier abgebildet ist. Unter diesem Grabtempel ließ der Auftraggeber Ernst Traugott Fritzsche eine riesige Grabgruft erbauen, die nach seinem Willen mit einer sechsspännigen Kutsche befahr bar sein sollte!

Eindrucksvoll ist auch das Grabmal für den Schiffsarzt des seinerzeit berühmten Kreuzers "Emden", das aus einem Findlingsensemble besteht, dessen Hauptstein mit einer bronzenen Palme und dem Porträtrelief des Verstorbenen besetzt war. Ein echter Schiffsanker vor dem Hauptstein erinnert an den "letzten Ankerplatz", kann aber auch, wie der Autor es sieht, als christliches Symbol der Hoffnung interpretiert werden.

Und manchmal findet man unter den Grabmalen auch alte Bekannte wieder, wie die Plastik eines Jünglings mit umgedrehter Fackel und Kranz auf der Grabstätte des Arztes Dr. Goepel, die laut Autor 1925 von dem Münchener Bildhauer Prof. Karl Barth geschaffen wurde. Die gleiche Bronzefigur findet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof auf der Grabstätte Frahm (Planquadrat R26, 90-103) wieder und ist laut dem Buch "Friedhofskunst", das 1915 von der Rheinischen Bauberatungsstelle in Düsseldorf herausgegeben wurde, auch in Düsseldorf aufgestellt worden.

Leider ist nicht recht ersichtlich, aufgrund welcher Kriterien die Grabmale aufeinander folgen: Eine Chronologie ist nicht zu erkennen. Zeitlich reichen sie bis in die allerjüngste Vergangenheit, wobei der Autor mit der Beschreibung der Grabmalpyramide für das Ehepaar Rössing , das er selbst entworfen hat, sich sozusagen selbst ein Denkmal setzt

Auch in diesem Band stehen die Artikel über zwei Künstler, die beiden Bildhauer Prof. Werner Stein und Josef Magr, und eine Glocke, die frei aufgestellte Schilling-Glocke, etwas unvermittelt am Schluß.

Die verdienstvolle Reihe soll demnächst mit einem dritten Band fortgesetzt werden.

Alfred E. Otto Paul, Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen. No. 02. Leipzig 2010, 99 Seiten, zahlr. farbige Abbildungen. Die Broschüre hat leider keine ISBN-Nummer und kann nicht über den Buchhandel bezogen werden, sondern nur über die Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig unter info@paul-benndorf-gesellschaft.de oder telefonisch unter 034297 –12305 zum Preis von ca. 9 Euro + Versandkosten.

Montag, 24. Mai 2010

200 Jahre Melaten in Köln

Der Tod, Skulptur von August Schmiemann (Bildhauer) 
auf dem Melaten-Friedhof in Köln.
(Foto: Factumquintus /Wikimedia commons 
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and 1.0 Generic license.
Datum: 16. Mai 2005)
Dieses Jahr feiert der Melatenfriedhof in Köln sein 200jähriges Bestehen. Im Zeitraum vom 29. Juni 2010 bis zum Ende des Jahres sind Veranstaltungen und Events zu diesem besonderen Jubiläum vorgesehen. Neben der Stadt Köln planen verschiedene Unternehmen, Einrichtungen, Verbände und Institutionen besondere Angebote wie öffentliche Ausstellungen, Musikveranstaltungen, Lesungen, Führungen oder sonstige Aktionen und Darbietungen, die einen Bezug zum Melatenfriedhof oder zur Trauerkultur allgemein haben.

Der aktuelle Stand der Planungen lässt angeblich schon jetzt erkennen, dass ein sehr umfangreiches und vielfältiges Jubiläumsprogramm für die zweite Jahreshälfte 2010 entsteht.

Auf jeden Fall wird ab dem 29.Juni 2010 die Ausstellung "200 Jahre Melaten" in der Alten Trauerhalle des Friedhofs eröffnet, die dann vom 02. Juli bis zum 26. Dezember jeweils Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr zu besichtigen ist. Zahlreiche Führungen stehen ebenfalls unter dem Zeichen des Jubiläums.

Allerdings findet man noch kein umfassendes Programm mit allen Veranstaltungen im Internet, Doch verspricht der Freundeskreis des Melatenfriedhofs, es so bald wie möglich zu veröffentlichen.


Seminar für Friedhofsführer/innen in Kassel

Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. in Kassel bietet auch in diesem Jahr (genau am Sonnabend, 18. September 2010) wieder ein Tagesseminar für Friedhofsführer/innen im Museum für Sepulkralkultur in Kassel an.

Ein Friedhof ist weder ein Museum noch ist er mit anderen Sehenswürdigkeiten vergleichbar - in der Regel ist er ein in Gebrauch befindlicher Ort für den Totenkult. Dieser Seite des Friedhofs ist das Seminar gewidmet.Weitere Infos gibt es http://www.sepulkralmuseum.de/

culture-to-go - Führung per Audioguide in Berlin

Nein, es ist noch kein Audioguide für einen Friedhof, auf den ich beim Surfen über die Seiten der Fördervereine gestoßen bin. Aber ich finde es ist immerhin ein Anfang: In Berlin hat man für die Gegend rund um die Potsdamer Strasse einen solchen Audioguide entwickelt, mit dem Touristen und Interessierte einen Rundgang machen können und dabei auf Sehenswürdigkeiten, aber auch auf verborgene Oasen der Kiezkultur, aufBerühmtes und Kurioses hingewiesen werden. Und immerhin: Die erste Station ist der Alte St.-Matthäus-Kirchhof mit einem Interview mit Mitgliedern vom EFEU e.V.! Man kann diese Tour übrigens auch mit dem Handy abfragen. Den Flyer mit den nötigen Instruktionen und Tel.-Nr. findet man hier

Der Verein bietet natürlich auch in diesem Jahr wieder Führungen nach alter Art über den Alten St. Matthäus-Kirchhof an. Dabei gibt es zum Beispiel auch sogenannte Pflanzen-Erlebnisführungen, in denen man etwas vom Wesen der Pflanzen, Apsekten der Botanik und ihrer Heil- und Symbolkraft erfährt. Die Termine stehen hier.

Sonntag, 9. Mai 2010

Der Jakobskirchof zu Weimar

Buchcover (Abb. mit freundlicher
Erlaubnis des RhinoVerlages)
Während der historische Friedhof in Weimar, auf dem Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller ihre letzte Ruhe gefunden haben, den meisten Einwohnern und Besuchern der Stadt ein Begriff sein dürfte, ist der wesentlich ältere Jakobskirchhof lange nicht so bekannt, obwohl Friedrich Schiller zuerst dort im Kassengewölbe beerdigt worden war.

Jetzt zeichnet das neue Buch von von Hannelore Henze und Doris-Annette Schmidt die Geschichte dieses Friedhofes nach, der 1818 geschlossen wurde und verfiel, und erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder, wenn auch in geringerer Ausdehnung als ursprünglich, instandgesetzt und mit einer Mauer eingefasst wurde.

Nach dem knappen Abriss zur Historie der Friedhofs-anlage widmet sich der größte Teil des Buches den erhaltenen Grabmalen. Sie  sind penibel mit ihren Inschriften und Maßen aufgenommen und werden jeweils in schwarz-weiß Fotos abgebildet. Zugleich lassen die Texte die Persönlichkeiten wieder lebendig werden, an welche diese Grabmale erinnern sollten, darunter zum Beispiel auch den berühmten Maler Lucas Cranach d. Ä. oder den Schriftsteller und Märchendichter Johann Carl August Musäus, dessen Grabmal das nebenstehende Foto zeigt.

Ein Lageplan des heutigen Friedhofes, sowie ein weiterer der Erbbegräbnisse in den Innenseiten des Buchumschlags, sowie ein Namensregister vervollständigen das Buch und machen es zu einem nützlichen Führer vor Ort.

Hannelore Henze/Doris-Annette Schmidt, Der Jakobskirchhof zu Weimar. RhinoVerlag, Ilmenau 2010, 191 S. zahlreiche Abb., 15,95 Euro (ISBN978-3-939399-07-0)

Sonntag, 11. April 2010

Gesteinskunde und Grabmäler

Cover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung Verwaltung
des Elias-, Trinitatis- und Johannisfriedhofes in Dresden 
Mit den Grabmalgesteinen auf dem Johannisfriedhof Dresden-Tolkewitz beschäftigt sich der zweite Band der "Miniaturen zur Geologie Sachsens/GeoKommunen". Diese ganze Reihe ist der Geologie in sächsischen Städten gewidmet.

In dem kleinformatigen Heft, werden neben einem kurzen Abriß zur Friedhofsgeschichte insgesamt 35 historische Grabmale in Bild und Text dargestellt.

Dabei wird jedes Mal besonders auf die verwendeten Gesteinsarten eingegangen. Oft aber werden noch viel mehr Information hinzugefügt wie z.B. die Lebensläufe von bekannten Persönlichkeiten und Künstlern. Die Texte sind nicht nur durch Abbildungen der jeweiligen Grabmale, sondern auch durch Detailfotos und Entwurfszeichnungen aufgelockert.

Insgesamt ist so ein sehr informatives Heft entstanden, an dem sich die Verwendung heimischer und ausländischer Gesteinsarten in der Grabmalkultur der Gründerzeit hervorragend nachvollziehen lässt. Schön wäre allerdings am Schluss ein Fazit gewesen, das die Gründe für die Verfügbarkeit der verschiedenen Gesteine und ihre Verwendung auch außerhalb der Friedhöfe thematisiert hätte.

Das Heft (63 S.) ist zum Preis von 4,00 Euro (+3,00 Euro für den Versand) bei der Verwaltung des Elias-, Trinitatis- und Johannisfriedhofes in Dresden zu bestellen. Postanschrift Johannisfriedhof, Wehlener Str. 13, 01279 Dresden Tel. 0352-2510121 bzw. auf der Internetseite: http://www.johannisfriedhof-dresden.de/ unter der Rubrik "Literaturbestellung".

Mittwoch, 31. März 2010

Friedhofsführungen in Dresden

Auf dem Elias-, Trinitatis- und Johannisfriedhof in Dresden bietet die Friedhofsverwaltung auch dieses Jahr wieder eine große Zahl von Führungen an, deren Daten und Themen man hier (unter Allgemeines/Veranstaltungen) einsehen kann.

Dresden - Innerer Neustädter Friedhof: Eine sachkundige Ergänzung

Jörn Wichert von der Friedhofsinitiative schickte mir die folgenden Ergänzungen zu meinem Post, mit denen er meine Frage nach den Silanen beantwortet. Er schreibt:
 
Als Fachpartner fungieren sowohl die TU Dresden als auch TU Bergakademie Freiberg. Letztere ist in die Restaurierung und denkmalpflegerischen Untersuchungen involviert. Die anderen Projekte wurde an der TU Dresden realisiert. Ich möchte das nur der Vollständigkeit halber erwähnen.
Die Steinfestigung wird im Allgemeinen mittels Akrylharzvollstränkung oder durch Tränkung mit Kieselsäureestern vorgenommen.
 
Bei den Silanen handelt es sich um ein anorganisches Mittel und zusammen mit dem Verfahren soll eine gleichmäßige Festigkeit von Außen nach Innen erreicht werden. D.h. keine Krustenbildung, die ein Abschalen verursachen und somit genau das Gegenteil einer Rettung erreichen kann.

Da es sich um ein neues Verfahren handelt, werden die aufwendigen begleitenden Untersuchungen durchgeführt, um aus konservatorischer Sicht nachvollziehbare Ergebnisse zu erhalten. Ein weiteres Ergebnis soll sein, mittels (geomechanischer) numerischer Simulation Langzeitprognosen zum Verhalten des Steins/Grabmals nach der Tränkung gegenüber erhöhter Temperatur und Spannung stellen zu können. Ist dies erfolgreich, könnte man zukünftige Objekte zumindest substanzschonender untersuchen.

Samstag, 20. März 2010

Grabmalerhaltung auf dem Inneren Neustädter Friedhof in Dresden

Die Dresdener Initiative hat drei große Projekte in Angriff genommen und setzt dabei - nicht nur - auf eine enge Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und der Technischen Universität der Stadt, die sich sehr fruchtbar auszuwirken scheint und sicher zur Nachahmung empfohlen werden kann.

An erster Stelle steht die Restaurierung eines barocken Grabmal unter Einsatz eines neuen Verfahrens zur Steinfestigung, verbunden mit begleitenden denkmalpflegerischen Untersuchungen. Dabei soll der Einsatz von "funktionellen Organoalkoxysilanen" (kann mir jemand erklären, was das ist, oder muss ich es gar nicht wissen, weil ich eh nicht vom Fach bin???) als Festigungsmittel von Stein untersucht und bewertet werden. Die Arbeiten sollen im Laufe des Sommers 2010 abgeschlossen sein. 

Als zweites geht es in Dresden um die Erfassung von Grabmalinformationen für Grabpatenschaften. Dabei half es, dass die Studierenden des Masterstudiengangs Denkmalpflege und Stadtentwicklung an der TU Dresden in ihrem 3. Studiensemester unterschiedliche Projekte unter Anleitung von Mitarbeitern der Universität und unter Beteiligung von Fachleuten aus der Praxis bearbeiten. So konnten im Wintersemester 2009/10 zwei Projekte zum Inneren Neustädter Friedhof vergeben werden. Schon im Frühjahr 2009 war an der Bauhausuniversität Weimar eine  Bachelorarbeit entstanden, die sich mit dem Thema Grabmalpatenschaften - und zwar speziell mit dem Inneren Neustädter Friedhof - auseinandersetzte. Im Anschluss wurden aus den unter Denkmalschutz stehenden Grabmalen zehn Grabstätten für eine Patenschaft ausgewählt und eine entsprechende Datenbank erstellt.

Als drittes ist - ebenfalls im Rahmen der studentischen Projektarbeit - ein Konzept zur witterungsgeschützten Aufstellung gefährdeter Grabmale erstellt worden. Diese Arbeit setzt sich zunächst mit den Grundlagen der  Natursteinverwitterung und den Möglichkeiten der Einhausung auseinander, um dann explizit eine bestimmte  Art des Umgangs für einzelne Grabmale vorzuschlagen. Unterschieden wird dabei in: Freischneiden , Einhausen, Unterstellen, Überdachen und Konservieren. Für das Unterstellen der Grabmale kommen zum einen nicht mehr genutzte Grufthäuser, zum anderen das Dach, das einst den Totentanz vom Georgentor (heute in der Dreikönigskirche) schützte, in Frage. Dafür wurden konkrete Vorschläge erarbeitet, die die Umsetzung der gegenwärtig  entlang der Wege und ohne Bezug zu einer Grabstelle aufgestellten Denkmale vorsehen.Das Konzept ergänzen Hinweise zur Verbesserung des Umfeldes. Die Autorin merkt nämlich richtig an, dass nur ein gepflegt wirkender Friedhof für Grabpatenschaften oder andere Formen der Unterstützung beim Erhalt der Denkmale attraktiv ist.

Wer Genaueres über die Dresdener Projekte nachlesen oder sich die barocken Grabmale im Bild ansehen will, sei hier noch einmal auf die sehr informative Internetseite der Initiative verwiesen, die gerade auf den neuesten Stand gebracht worden ist.

Das Bild der Grabmale am Wegrand stammt von der Internetseite der Dresdener Initiative.

Exkursion zum Alten Friedhof in Bad Arolsen

Der Freundeskreis Alter Friedhof/Oberhessischer Geschichtsverein Gießen organisiert am 4. Juli eine Exkursion nach Bad Arolsen. Anlass ist die besondere Form der Patenschaft, die der dortige Freundeskreis für den Arolsener Alten Friedhof gefunden hat und auch anderswo als Vorbild genutzt werden kann. 

Wie hier schon berichtet wurde (Post vom 20.12.2009), hat die Stadtverordnetenversammlung in Gießen im letzten Jahr beschlossen, Patenschaften mit Nutzungsrecht auf dem Alten Friedhof zu ermöglichen, wobei die Konditionen noch im Einzelnen ausgehandelt werden müssen. 

Edith Hüttig, die Vorsitzende des Arolser Freundeskreises, wird die Besuchr in die Besonderheiten des Friedhofs einführen und dabei auch die Erhaltensmaßnahmen für die historischen Grabsteine erklären: Für sie hat man an der Süd-Westecke des 1729 angelegten Friedhofs, wo sie schrägstehend gegen eine Betonwand gelehnt aufgereiht sind und dadurch besonders der Witterung und dem Verfall ausgesetzt sind, abschnittsweise eine Schutzüberdachung aus Cortenstahl angebracht hat. 


Im Anschluss begeben die Teilnehmer sich auf die Spuren des in Arolsen geborenen, in Berlin berühmt gewordenen Bildhauers Christian Daniel Rauch. Auf einem geführten Rundgang wird das Rauch-Museum im ehemaligen Marstall und das Rauch-Geburtshaus besucht. Danach bleibt noch Zeit für eigene Erkundungen.  


Auch Nicht-Vereinsmitglieder sind herzlich eingeladen. Anmeldung über die Geschäftsstelle im Stadtarchiv (Stadtarchiv@giessen.de) 


Freitag, 5. März 2010

Transmortale - ein neuer Blog

Die Veranstalter der "Transmortale" - siehe meinen Bericht vom 7. Februar 2010 - haben jetzt einen eigenen Blog ins Netz gestellt, mit dem ich die "Friedhofsfreunde" gern verlinke: Transmortale - neue Forschungen zu Friedhof und Tod

Samstag, 13. Februar 2010

Der Verschönerungs-Verein zu Rostock e.V. und der Lindenpark

Grabmal Schleuder (1836) (Foto Hannes Rother) 
Dieser Beitrag stammt von den  Landschaftsarchitekten und Vereinsvorsitzenden Hannes Rother. 

Die Eröffnung des ersten kommunalen Rostocker Friedhofes, des heutigen Lindenparks am Saarplatz, war gerade erst fünf Jahre her, als am 30. April 1836 zwölf Männer in Rostock den „Verein zur Verschönerung der Stadt Rostock und ihrer Umgebungen“ gründeten. Es war die Zeit der Entfestigung Rostocks, eine Zeit, in der die Rostockerinnen und Rostocker darangingen, ihre die Stadt einengenden Wallanlagen zu öffnen und landschaftlich umzugestalten sowie die Dung- und Schuttplätze vor den Toren der Stadt zu beseitigen, um dort erholsame Spaziergänge auf neu angelegten Promenaden unter frisch gepflanzten Bäumen unternehmen zu können. Zugleich war es die Zeit der Vereinsgründungen – überall entstanden Patriotische Vereine, Gewerbevereine, Turnvereine, Kunst- und Altertumsvereine und Verschönerungsvereine.

Eine städtische Gartenverwaltung war im Rostock jener Zeit noch nicht entstanden – und so war vor allem bürgerschaftliches Engagement Grundlage für die Gestaltung vieler, großenteils noch bestehender Parkanlagen, deren Wert als grüne Oasen heute nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Mit der Einrichtung einer städtischen Gartenverwaltung erübrigte sich jedoch allmählich das Wirken des Verschönerungsvereins von 1836, so dass er 1872 seine erfolgreiche Arbeit einstellte.

Der Begräbnisplatz am Saarplatz wurde durch die Eröffnung eines weiteren Friedhofs 1912 zum Alten Friedhof. Seine Umgestaltung zu einem Wohngebietspark begann dann nach dem Beschluss der Aufhebung und dem Ablauf letzten Ruhefristen im Jahr 1979. So wurde er zum heutigen Lindenpark, allerdings unter weitgehender Erhaltung des orthogonalen Wegesystems sowie von etwa 100 Grabsteinen, von denen noch etwa 80 vorhanden sind.

Heute ist das zuständige Amt für Stadtgrün aufgrund von Sparzwängen bei Personal und Finanzen zunehmend immer weniger in der Lage, den Park fachgerecht zu pflegen, geschweige denn eine konzeptionelle Weiterentwicklung als Voraussetzung für seinen Fortbestand zu initiieren.

So sind es wie 1836 engagierte Einwohnerinnen und Einwohner, die durch ehrenamtliches Engagement Wege zur Erhaltung und Pflege des Lindenparks finden wollen. Sie gründeten am 21. Januar 2009 in der Tradition des Vorgängers einen neuen Verschönerungs-Verein zu Rostock e.V. und sind zuversichtlich, in absehbarer Zeit ähnlich erfolgreich zu sein wie 1836.

 Aktiver Einsatz der Vereinsmitglieder im Oktober (Foto Hannes Rother)
Sicher ist es ist zwiespältig, aus kommunalpolitischem Handeln entstandene Missstände durch verstärktes ehrenamtliches Engagement ausgleichen zu wollen und damit zwangsläufig auch Zuständige teilweise aus ihrer Verantwortung zu entlassen.

Und doch muss man der Tatsache ins Auge sehen, dass die zur Verfügung stehenden Finanzen auf längere Zeit die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Erfüllung städtischer Aufgaben einschränken werden. Dem allmählichen Substanzverlust jedoch sehenden Auges zuzusehen, ohne selbst aktiv zu werden, ist für viele keine verantwortbare Alternative.

So betreiben die Mitglieder des Vereins durch zweimal jährlich stattfindende Arbeitseinsätze inhaltliche und zugleich Öffentlichkeitsarbeit – und betätigen sich zugleich selbst praktisch. Dass sich gleich beim ersten Einsatz im Oktober 2009 trotz schlechten Wetters neben den Vereinsmitgliedern über 20 Rostockerinnen und Rostocker allein aufgrund einer Pressemitteilung beteiligten, zeigt dass das Interesse der Bevölkerung am Erhalt der Parkanlage ungebrochen ist. So haben zwei Herren, beide weit über 80, eine der Lindenalleen in persönliche Patenschaft übernommen, um dort regelmäßig die Stockausschläge zurückzuschneiden.

Ein konkretes Vereinsprojekt liegt auch in der Sanierung von im Bestand gefährdeten Grabmalen. Im November 2009 konnten mit den Grabmalen Ludwig Berringer (1913) und Eugen Geinitz (1925) die ersten beiden Steine aus Mitteln der OstseeSparkasse Rostock saniert werden. Dies war ein kleiner Anfang des jungen Vereins, der jedoch in der Presse und in der Öffentlichkeit gute Aufnahme fand. Mehrere Förderanträge laufen zur Zeit und die Vereinsmitglieder sind sehr zuversichtlich, auch 2010 mehrere Grabmale so zu sichern, dass auch künftige Generationen sich ein Bild von Stadtgeschichte und Bestattungskultur in Rostock machen können.


Kontakt:
Verschönerungs-Verein zu Rostock e.V.
Borenweg 1b, 18057 Rostock
kontakt@verschoenerungsverein-rostock.de

Sonntag, 7. Februar 2010

Transmortale 2010 in Hamburg - Ein Workshop-Bericht

Gestern fand in der Hamburger Uni der interdisziplinäre Workshop „transmortale“ statt, auf den hier schon hingewiesen wurde. Mit über 40 Teilnehmer/innen aus der ganzen Bundesrepublik (und sogar aus Dänemark) war er sehr gut besucht. Insgesamt wurden sechs Projekte vorgestellt und diskutiert.
Für Friedhofsfreunde dürften die Arbeiten von Anna Götz zur „bürgerlichen Grabmalkultur um 1900“, von Dagmar Kuhle über „Friedhofspläne im ländlichen Raum“ und von Dana Vick und Andreas Ströbl über „Bestattungen der Neuzeit in der interdisziplinären Forschung“ von besonderem Interesse sein.
Terrakottafigur vom Grabmal Gerhard
(Foto Leisner)
Anna Götz arbeitete am Beispiel der Gestalt der Trauernden, die auf städtischen Friedhöfen in ganz Europa zuhause ist, die Funktion der Grabmalfigur als Repräsentationobjekt und zugleich sozusagen als Stellvertreterin des von den Angehörigen empfundenen Verlustgefühls hin. Dabei wies sie auch auf die Erfahrung beim Besuch der Grabstätten hin, der als neues Ritual aus einem bis dahin unbekannt langen Weg zum Grab, dem Aufenthalt und der Sorge um seine Ausgestaltung (Pflege von Blumen und Anpflanzungen/Reinigung der Anlage und des Grabmals) und des Abschied vom Grab bestand, bei dem die Gestalt der Trauernden sozusagen anstelle der Angehörigen am Grab „zurückbleibt“.
Dagmar Kuhles Interesse gilt sowohl den Unterschieden in der konfessionellen (katholisch/evangelisch) Plangestaltung von Friedhöfen im mitteldeutschen Raum wie auch der Frage nach der Einbeziehung der Natur durch die Auseinandersetzung mit den neuen konfessionslosen Bestattungswäldern.
Dana Vick stellte ihre zusammen mit Andreas Ströbl durchgeführten Untersuchen in verschiedenen Gruften in Kirchen und auf Friedhöfen im Bild vor. Über die Untersuchung der Gruften unter St. Michaelis in Hamburg haben sie ja schon in der letzten Ausgabe von „Ohlsdorf – Zeitschrift für Trauerkultur“ ausführlich berichtet. An ihrem Beitrag zeigte sich deutlich, wie vernachlässigt dieses Thema bisher noch ist und wie viele interessante Aufschlüsse über die Bestattungs- und Trauerkultur aus solchen Untersuchungen noch zu erwarten sind. So wies sie unter anderem auf die häufige „Bindung“ der Toten durch querlaufende Bänder im Sarg hin, deren Bedeutung noch nicht erschlossen ist, oder auch auf die Sitte der Nonnen im Lüneburger Frauenkloster ihren Toten Eier mit in den Sarg zu legen.
Insgesamt war es eine sehr anregende Veranstaltung, die mit der Hoffnung auf jährliche Wiederholungen und eine bessere Vernetzung aller, die an den Themen um Sterben, Tod, Bestattung und Trauer wissenschaftlich arbeiten, zu Ende ging.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Historischer Friedhof in Rathenow

Der Verein Memento in Rathenow (Brandenburg) kümmert sich seit einigen Jahren um den historischen Friedhof vor Ort, der besonders durch sein Torhaus überregionale Bedeutung besitzt. Mit seiner Unterstützung ließ die Stadt das marode Torhaus und den Friedhofseingang restaurieren. Im Jahr 2005 wurde es wieder der Öffentlichkeit übergeben.

Leider aber sind noch viele Teile des Friedhofs stark sanierungsbedürftig: verwahrloste Grabstellen, eingefallene Grüfte, umgestürzte Mauern, kaputte Zäune und zu allem Überfluss auch das Dach und die Turmspitze der frühmodernen Friedhofskirche schreien nach Abhilfe.

Jetzt ist der Friedhof als erster im Land Brandenburg Mitglied der "Stiftung historische Kirchhöfe und Friedhöfe Berlin-Brandenburg" geworden, so dass von dort Expertenrat und hoffentlich auch Fördermittel nach Rathenow fließen werden. Bis zur Bundesgartenschau 2015 möchte der Verein wenigsten den Kirchturm wiederaufbauen. Dafür wird jetzt auf Veranstaltungen und Führungen gesammelt.

Infos zu dem Alten Friedhof in Rathenow sind hier und Bilder vom erneuerten Torhaus hier zu finden.

Die Anschrift des Vereins, der leider noch keine eigene Website unterhält, ist: Memento e.V., Kirchplatz 11, 14712 Rathenow. Ansprechpartner: Eva Lehmann

"Über das Leben hinaus" - Historische Friedhöfe in Hannover

Das Historische Museum Hannover plant für den 15. September 2010 bis zum 9. Januar 2011 eine Ausstellung, mit der es die Veränderungen im Friedhofswesen in Hannover vom 15. bis zum 21. Jahrhundert aufzeigen will. Die geistigen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen, die sich auf den Friedhöfen wiederspiegeln sollen dabei im Mittelpunkt stehen. Dafür wird einerseits die Friedhofsentwicklung dargestellt, andererseits werden einzelen Personen oder Personengruppen mit ihrem Grabmal und ihrer Wirkungsgeschichte vorgestellt.

Kontakt: Historisches Museum Hannover, Pferdestr. 6, 30159 Hannover. Unter der angegebenen Website http://www.hannover.de/hist_museum/ ist leider noch nichts zu dieser Planung zu lesen.

Freitag, 1. Januar 2010

Transmortale - ein interdisziplinärer Workshop zum Thema Sterben, Tod und Trauer

Am Sonnabend, 6. Febr. 2010, wird von 11.20 bis 18 Uhr in der Universität Hamburg (Historisches Seminar/Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Allendeplatz 1) ein Workshop stattfinden, in dem die Themen Sterben, Tod und Trauer fächerübergreifend in den Fokus der Forschung gerückt werden. Die Initiatoren Prof. Dr. Norbert Fischer vom Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg und Dr. des. Anna Götz M.A. vom Historischen Seminar/Sozial- und Wirtschaftsgeschichte ebendort wollen damit erstmals die vielschichtigen Forschungsansätze zu diesem Thema verknüpfen, um besonders jungen WissenschaftlerInnen die Möglichkeit zu bieten, neue Forschungsperspektiven in Kurzreferaten vorzustellen und diese in einer größeren Runde zu diskutieren. Dadurch können aktuelle Fragen und Ergebnisse interdisziplinär beleuchtet und Gemeinsamkeiten "transdisziplinär" zusammengeführt werden.

Langfristig gesehen soll die "Transmortale" jährlich stattfinden und über den Workshop hinaus eine Plattform für das Forschungsfeld Sterben, Tod undTrauer bieten.
Das Programm, in dem ebenso über bürgerliche Grabmalkultur um 1900 wie über Sozial- und Zwangsbestattungen referiert werden wird, kann auf der Internetseite von H-net (Humanities and social sciences net online) eingesehen werden. Dort stehen auch die Anmeldemöglichkeiten.