Samstag, 3. Dezember 2011

Ruhe sanft - Dortmunder Friedhofsgeschichte(n)

Buchcover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung
des Historischen Vereins für Dortmund
und die Grafschaft Mark e.V.)
Unter diesem Titel hat der "Historische Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V." die neueste Ausgabe seiner Zeitschrift "Heimat Dortmund" gestellt. Die insgesamt vierzehn unterschiedlichen Beiträge über die Bestattungs- und Friedhofsgeschichte Dortmunds werden diesem Titel in vollem Umfang gerecht.

Sie behandeln ihr Thema von den Anfängen der ur- und frühgeschichtlichen Beisetzungen in Dortmund-Wickede, über die mittelalterliche Gemeinschaft der Lebenden und der Toten, zum Kirchhof der Marienkirche am Ende des 18. Jahrhunderts bis zu den heutigen Friedhöfen der Stadt, von denen der erste kommunale Friedhof der Stadt, der Friedhof vor dem Westentor, besonders ausführlich vorgestellt wird.

Ein weiterer Beitrag berichtet über den Ostfriedhof und auch ein informativer dendrologischer Spaziergang über den Hauptfriedhof der Stadt Dortmund ist enthalten. Auch einzelne Friedhöfe der umliegenden Gemeinden kommen nicht zu kurz: darunter so ungewöhnliche Bestattungsorte wie der Friedhof in der Herrmannshütte in Hörde, der mit der Zeit immer mehr von dem Betriebsgelände der Hütte umklammert wurde und schließlich aufgegeben werden musste, so dass die dort bestattenen Gebeine "auf Wanderschaft gehen" mussten, oder der sehr alte Kirchhof um die Syburger Kirche und der private kleine Sydow'sche Waldfriedhof, von dem offenbar fast nichts mehr erhalten ist.

 Anlass zu diesem umfangreichen und sehr gelungenen Themenheft bot übrigens das zweihundertjährige Jubiläum des 1811 gegründeten Westenfriedhofs, der schon 1930 geschlossen wurde und heute als Westenpark genutzt wird.

"Heimat Dortmund" Ausgabe 3/2011, 64 S. zahlr. schw-w. Abb.,5,00 Euro. Das Heft ist zu erhalten im Dortmunder Buchhandel und in der Geschäftsstelle des Historischen Vereins im Stadtarchiv Dortmund,Märkische Str. 14, 44122 Dortmund

Mittwoch, 30. November 2011

Von Mausoleen und Grabkapellen auf deutschen Stadtfriedhöfen im 19. Jahrhundert am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns. Bestandsaufnahme – Würdigung – denkmalpflegerische Konzepte

Unter diesem Titel ist vor Kurzem die Dissertation von Anja Kretschmer fertig geworden, die bei Prof. Norbert Fischer in Hamburg verteidigt wurde. Ich habe die Autorin gebeten, ihre Arbeit hier kurz vorzustellen, und danke ihr für den folgenden Beitrag. Im übrigen wird sie zu ihrer Doktorarbeit am 11.1. 2012 um 19 Uhr im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin referieren, sowie am 6.3. 2012 um 19 Uhr im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald (mit Schwerpunkt Greifswalder Alter Friedhof).


Grabkapelle Demmler auf dem Alten Friedhof in Schwerin
(Foto Leisner)
Bisher fand die Friedhofsdenkmalpflege sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Denkmalpflege und Kunstgeschichte nur wenig Beachtung, obwohl die Begräbnisplätze anschauliche Geschichtsdenkmäler der Stadt und der Sepulkralkultur sind, ein einmaliges Archiv der Genealogie darstellen und die jeweilige regionale Baukultur veranschaulichen.

Die städtischen Friedhöfe in Mecklenburg und Vorpommern besitzen eine beträchtliche Anzahl an Grabkapellen und Mausoleen, die sich größtenteils in einem sehr desolaten und stark gefährdeten Zustand befinden. Mecklenburg-Vorpommern ist das einzige Bundesland neben Berlin, das über so viele Grabgebäude verfügt und wahrscheinlich auch das einzige, das bereits Unmengen davon verloren hat, was die Wichtigkeit dieser Dissertation erklärt. Das Interesse an der Entstehungsgeschichte, die Erstellung einer exakten Dokumentation und das Streben um Erhalt in Form von neuen Nutzungskonzepten bildeten dabei die Grundlage.

Mittels der Gründungsdaten lässt sich ein genauer Zeitraum für die Errichtung dieser Bauten festlegen – das 19. Jahrhundert. Um zu verstehen, warum  dieser Bautyp überwiegend in diesem Jahrhundert entstand, muss man die Friedhofsentwicklung betrachten.

Im Mittelalter war es aufgrund der Angst vor dem Jüngsten Gericht und dem Wunsch nach Seelenheil üblich, sich in unmittelbarer Nähe der Kirche bestatten zu lassen. Vorrangig Geistlichen und Adligen war es gestattet sich in der Kirche, im Chor oder später auch in eigens dafür errichteten Seitenkapellen eine Familiengrabstätte zu errichten. Das übrige Volk wurde auf dem umliegenden Kirchhof meist namenlos und ohne jeglichen Grabschmuck beigesetzt.

Dadurch dass die Kirchhöfe klein, die Sterblichkeit aufgrund von Epidemien, fehlender hygienischer Aufklärung und medizinischer Entwicklung jedoch sehr groß war, wurden sogenannte Beinhäuser errichtet. Diese dienten der Aufbewahrung der sterblichen Überreste, um eine schnellere Wiederbelegung der Gräber zu gewährleisten. –

Zu Beginn des 19. Jh. stießen die räumlichen Möglichkeiten und hygienischen Bedingungen an ihre Grenzen. Es wurde von übelriechenden Ausdünstungen und Verunreinigungen des Grundwassers berichtet. Frankreich und Österreich bestimmten als erste europäische Länder die Verlegung der Kirchhöfe vor die Stadt, die auch maßgeblich für Deutschland wurden. Bei der Neugestaltung wurde nicht nur auf die Verlagerung vor die Stadttore geachtet, sondern auch auf die Windrichtung und Höhenlage, um die Stadt vor weiteren "Leichgerüchen" zu schützen. Außerdem wurden längere Ruhefristen gefordert, da aufgrund der Überbelegung der Kirchhöfe teilweise halbverweste Leichen ausgegraben und in die Beinhäuser geschafft wurden.

Mit der Neuanlegung wurden gleichzeitig genau definierte Plätze zur Erbauung von massiven Erbbegräbnisstätten festgelegt, die sich zumeist an der Friedhofsmauer befanden. Diejenigen, die ihre Familiengrabstätten in den Kirchen verloren hatten, bekamen als Entschädigung eine ebenso große Grabstätte auf dem Friedhof mit der Option, diese mit dem Bau eines Mausoleums oder einer Grabkapelle zu versehen.
Andere Ursachen für die Errichtung derartiger Bauten - vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - waren steigendes Repräsentationsbedürfnis und Prestigedenken innerhalb des erstarkten Bürgertums. Gerade  Kaufleute und Handwerker gelangten - oftmals einhergehend mit dem Wirtschaftswachstum - zu  mehr Ansehen und Wohlstand, den sie gern nach Außen zeigten, indem sie sich ein bleibendes Denkmal gleich dem Adel setzten.

Um die Bedeutsamkeit derartiger Bauten auf Stadtfriedhöfen zu verstehen, muss man bedenken, dass seit dem frühen 18. Jh. Mausoleen nur für die Oberschicht bestimmt waren und vorrangig in Schlossanlagen und Gutsparks erbaut wurden. 


Anja Kretschmer, Greifswald

Montag, 21. November 2011

Von den letzten Dingen - Ausstellung und Tagung in Berlin


Unter diesem Titel findet vom 12.- 14. Januar 2012 in Berlin eine wissenschaftliche Tagung statt, bei der es um "Tod und und Begräbnis in der Mark Brandenburg 1500-1800" gehen soll. Gleichzeitig wird unter dem selben Name eine Ausstellung Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft Sepulkralkultur der Neuzeit (ARSEN) in Zusammenarbeit mit dem Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin und in Kooperation mit dem Museum für Sepulkralkultur Kassel im Neuen Museum Berlin eröffnet. Sie wird bis zum 15.April 2012 zu sehen sein.

Das Programm kann unter diesem Link auf der Website der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. eingesehen werden.

Ein Erfolg des Fördervereins: Die Grabgruft von Haselberg in Greifswald ist saniert!


Ein Beitrag von Anja Kretschmer aus Greifswald

Die restauriete Grabgruft von Haselberg, 2011 (Foto Anja Kretschmer)
Der Förderverein „Alter Friedhof Greifswald e.V.“ hat es - nach unermüdlicher Spendenakquise und Vorsprechen beim kommunalen Bauamt sowie der Bürgerschaft - geschafft, dass die wohl älteste Grabgruft auf dem dortigen Friedhof instand gesetzt wurde.

Der Erhalt der Sepulkralkultur ist auch in den nordöstlichen Gebieten noch nicht selbstverständlich und bedarf einer steten Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit. Wie schon 2009 berichtet, verharrte die Grabgruft von Haselberg seit Jahrzehnten in einem äußerst desolaten und gefährdeten Zustand. Nur notdürftige Sicherungsmaßnahmen hatten sie bisher vor dem Zusammensturz gerettet.

Großzügige Spenden einer örtlichen gemeinnützigen Stiftung sowie die Bereitstellung finanzieller Mittel seitens des Hochbauamtes ermöglichten es jetzt, dass das historische Grabgebäude aus dem 1. Viertel des 19. Jahrhunderts saniert und in seinen ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden konnte. Selbst die marode Tür konnte von einem Greifswalder Holzrestaurator aufgearbeitet werden. Der letzte Bauabschnitt ist nun beendet. Der Außenanstrich sowie die Umbettung der sieben Verstorbenen, die für die Sanierung ausgelagert worden waren, erfolgen im Frühjahr 2011.

Der Greifswalder Stadtfriedhof besitzt die ältesten Grabgebäude in Vorpommern. Sie wurden den Familien bei der Verlegung der Friedhöfe an die Stadtperipherie Anfang des 19. Jahrhunderts als Entschädigung für die Aufgabe ihrer kirchlichen Erbbegräbnisstätten angeboten. Die Stadt hatte eigens dafür 1819 einen Musterbau errichtet, der den Bürgern die Ausführung einer solchen repräsentativen Grabstätte vergegenständlichen sollte. Dieser Bau ist längst nicht mehr erhalten, ebenso wie 15 weitere Grabgrüfte und Kapellen. Die Grabgruft von Haselberg präsentiert als eine der wenigen noch die städtischen Gestaltungsrichtlinien mit mittigem Rundbogenportal und seitlich flankierender Halbsäulen.

Die Familie von Haselberg gehörte um 1800 zu den angesehenen Stadtbürgern. Die Brüder Lorenz Wilhelm (1764 -1844) und Gabriel Peter (1768 - 1838) waren bedeutende Mediziner und Juristen. Der Enkel von Gabriel Peter ist der bekannte Stralsunder Stadtbaumeister Ernst von Haselberg (1827-1905).


Freitag, 18. November 2011

Zu Besuch bei Engeln - Eine Lesung in Ohlsdorf

Heute schreibe ich einmal in eigener Sache: Am 5.12. um 19:30 lädt der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. zu einer Lesung mit dem Titel "Zu Besuch bei Engeln" ein.

Henriette Hochhuth, Julia Wachsman und ich werden im Wechsel Texte und Gedichte vortragen, die diese himmlischen Boten zum Thema haben.

Porzellanengel auf einem
Kindergrab (Foto Leisner)
In unserer Auswahl haben wir uns bemüht, die vielfältigen Aspekte dieser geflügelten Gestalten vorzustellen und zu würdigen. Wir beginnen mit den Engeln der höchsten Himmelssphären, kommen nicht um Engelskampf und Sturz herum, besuchen die Begleiter im Leben und im Tod und lassen auch den kleinen Amor zu Wort kommen, der sowohl als himmlische wie als menschliche Liebe einst geflügelt vom Himmel gesandt wurde.

Die Lesung findet in der Cordes-Halle des neuen Bestattungsforums in Ohlsdorf statt und der Eintritt ist frei, allerdings freut sich der Förderkreis über eine Spende.


Achtung noch ein Hinweis: Der Veranstaltungsraum ist zu dieser Tageszeit nur von der Fuhlsbüttler Straße 758 zu erreichen und nicht über den Friedhof!

Mittwoch, 9. November 2011

Vom Krematorium zum Bestattungsforum

Morgen wird auf dem Ohlsdorfer Friedhof das neue Bestattungsforum eingeweiht.

Deshalb hat der Förderkreis die neueste Ausgabe seiner Zeitschrift "Ohlsdorf - Zeitschrift für Trauerkultur" diesem Thema gewidmet.

Das gerade erschienene Heft ist diesmal mit farbigen Abbildungen ausgestattet, so dass besonders die - aus der abgerissenen Halle C entfernten - Glasfenster von Alfred Mahlau in ihrer ganzen Farbenpracht zu bewundern sind.

Wie immer kann man sowohl die Printausgabe beim Verein erwerben, als auch die Onlineausgabe kostenlos im Internet lesen.

Freitag, 4. November 2011

Der Saarbrücker Hauptfriedhof - Buchrezension

Buchcover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung
des Conte-Verlag)
Rainer Knauf ist schon mit einer ganzen Reihe von Arbeiten - besonders über den Soldatentod und die Grab- und Ehrenmale für Gefallene - hervorgetreten. Jetzt liegt seine Dissertation zur  zivilen und militärische Friedhofs- und Grabmalgestaltung im 20. Jahrhundert als Publikation vor. Das umfangreiche Werk beschäftigt sich mit der Entwicklung des Saarbrücker Hauptfriedhofes und zwar von seiner Planung ab dem Jahr 1912 bis 1959; dem Zeitpunkt, an dem man begann den neuen Teil des Friedhofes zu belegen.

Vorausgeschickt wird als "Ausgangslage" eine ausführliche allgemeine Friedhofsgeschichte, in der Knauf sowohl die architektonischen wie die landschaftlichen Friedhöfe und ihre Mischformen einzugrenzen versucht, als auch ausführlich auf die Friedhofsreform eingeht. Dabei ist es sein Verdienst, dass er anhand einer ganzen Reihe von Friedhofsplänen klar stellt, dass "Friedhofstypen" selten in "reiner" Form auftreten.

Nachdem der Abhandlung der Vorplanungen für den Saarbrücker Hauptfriedhof bildet die Darstellung des Ehrenfriedhofs für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges einen ersten Hauptteil der Arbeit. Dieser Ehrenfriedhof ist insofern eine Besonderheit, als diese Grabstätten schon angelegt und eingeweiht werden mussten, bevor die eigentliche, also die zivile Friedhofsanlage eingerichtet wurde. Vorbildlich für diesen Friedhofsbereich wurde das sogenannte Ehrental in der Nähe der Stadt, das ausführlich erläutert wird. Dieses  Ehrentahl wurde für die auf beiden Seiten Gefallenen der Kämpfe auf den Spicherer Höhen im Krieg von 1870/71 angelegt. Zusammenfassend wertet der Verfasser die Ehrenanlage auf dem Friedhof aus mehreren Gründen als sepulkralgeschichtlich bedeutend: zum einen aufgrund ihres "teilweise zivilen Gepräges, das durch die Grabmalsetzungen seitens der Angehörigen" zustande gekommen ist - eine Möglichkeit, die nur von wenigen anderen Friedhöfen bekannt ist; diese Möglichkeit hat auch dazu geführt, dass es auf dem Saarbrücker Ehrenfriedhof eine Reihe von künstlerisch gestalteten Grabmälern gibt, wie man sie sonst auf den meist gleichförmigen Soldatengräbern ebenfalls selten findet; zum anderen hat man hier die Gräber der gegnerischen Gefallenen in die Gesamtanlage integriert. Mit beiden Argumenten belegt Knauf eine enge "Verzahnung" von Bevölkerung und Militär in Saarbrücken. Der Bedeutung der Anlage trägt das Buch im Anhang mit einem vollständigen Inventar der privaten Grabmale des Ehrenfriedhofs  Rechnung.

Den zweiten Hauptteil widmet der Verfasser dem eigentlichen Hauptfriedhof, der ab 1914 angelegt wurde. Sein Hauptaugenmerk gilt dabei der Gestaltung der Friedhofsanlage, die er ausführlich beschreibt und mit zahlreichen Plänen und Ansichten belegt. Beginnend mit dem endgültigen der Gestaltung zugrunde liegenden Ideenwettbewerb, gibt er eine ausführliche Erläuterung sowohl der prämierten als auch der übrigen Wettbewerbsentwürfe, um dann die spätere Ausführung der Anlage die sich - wie bei Friedhöfen üblich - über Jahrzehnte erstreckte, gründlich zu analysieren.

Dabei kommt er zum zweiten Mal auf die Friedhofsreform zu sprechen und zeigt, dass die Ideen der Reformer für den Saarbrückener Hauptfriedhof eine wichtige Rolle spielten (S.215) und schreibt,  "Ziel war es, anstelle großer, öder Grabfelder, 'die man ängstlich dem Auge entziehen müsste', kleinere Räume, Gräbergärten, zu schaffen, 'die in ihrer Raumwirkung den Kirchhöfen der alten Zeit sich nähern' und besondere Stimmungswerte vermitteln". Trotzdem kommt er merkwürdigerweise zu dem Schluss, dass "die Kennzeichnung des ...friedhofs  als 'Reformfriedhof' ... zu unsprezifisch, ja obsolet" erscheint (S. 219). Hier wäre eine genaue Begriffsbestimmung hilfreich gewesen, die zwischen Friedhofsutopien und den -  historisch in eine Umbruchzeit eingebetteten - Reformideen klarer unterschieden hätte. Wobei anzumerken ist, dass diese Ideen sich auch in anderen Bereichen, wie z.B. dem Städte- und Wohnungsbau mit der  Forderung nach sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit, widerspiegeln.

Zum Schluss seiner Arbeit stellt Knauf dann die Baulichkeiten der Anlage ebenfalls mit zahlreichen Ansichten und Plänen vor und widmet ein letztes Kapitel den Grabmalen des Friedhofs, auf die er allerdings eher kursorisch eingeht. Insgesamt bietet die Arbeit einen intensiven Einblick in die Friedhofsgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und kann in dieser Beziehung als beispielhaft gelten. Umfangreiche Anmerkungen, ein ebensolches Quellen- und  Literaturverzeichnis, sowie ein Personenregister runden die ambitionierte Arbeit ab.

Rainer Knauf: Zivile und militärische Friedhofs- und Grabmalgestaltung – Der Saarbrücker Hauptfriedhof 1912-1959. Saarbrücken 2010, Conte-Verlag, 366 Seiten, s-w Abbildungen. ISBN 978-3-941657-24-3, Preis € 32,00

Sonntag, 30. Oktober 2011

Neuer Förderverein in Hamburg-Bergedorf - Erhaltung von Friedhöfen gilt nicht als gemeinnützig!

Zum Erhalt des historischen Bergedorfer Friedhofs ist im letzten Jahr ein neuer Förderkreis (http://friedhof-bergedorf.de/) aus der Initiative von Bestattern gegründet worden. Sie wollen das Bewusstsein für ihr Kulturerbe entwickeln und fördern und sich vor allem für den Schutz der Kapellen, anderer baulicher Einrichtungen und der Grünanlagen einsetzen. Auf seiner neuen Website ruft der Verein auch dazu auf Fotos, historische Bilder, Schriften oder Dokumente vom Friedhof Bergedorf einzusenden. Als der Förderkreis allerdings beim Finanzamt die Gemeinnützigkeit beantragte, musste der Vorstand feststellen, dass sein Vereinszweck „Förderung der Friedhofskultur“ seit 2009 nicht mehr als gemeinnützig anerkannt wird, weil man den entsprechenden Paragrafen (Gemeinnützigkeitsrecht § 52 Absatz 2) geändert hat. Damit gelten Friedhöfe als nicht grundsätzlich gemeinnützig förderungswürdig. Der Verein hat sich daraufhin vorgenommen, öffentlich wirksam dafür einzutreten, dass die Förderung der Sepulkralkultur - auch wenn ein Friedhof nicht unter Denkmalschutz steht - zumindestens im fiskalischen Bereich staatliche Unterstüztung erhalten sollte.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Europäische Friedhofs-Vereinigung ASCE feiert 10jähriges Bestehen in Wien


Pausengespräche im Museumsquartier in Wien (Foto Leisner)
Dieses Jahr fand die 10. Jahresversammlung der Europäischen Friedhofs-Vereinigung (ASCE - Association of significant cemeteries in Europe) in Wien statt, großzügig ausgerichtet von den "Friedhöfen Wien". Es stand sowohl die Neuwahl der Vorstandsvorsitzenden als auch die Neu- bzw. Wiederwahl der neun Vorstandsmitglieder an. Dazu war das Programm gedrängt voll mit der Vorstellung der Arbeiten an der Europäischen Friedhofskulturroute (European Cemeteries Route) und Vorträgen zum Thema: "Bedeutende Friedhöfe vor neuen sozialen Gewohnheiten", sowie je einer  Exkursion zum Zentralfriedhof und dem Hietzinger Friedhof der Stadt Wien. Natürlich kam während der ganzen Zeit der Erfahrungsaustausch zwischen den über 90 Teilnehmern aus den europäischen Ländern nicht zu kurz.

Auf dem Hietzinger Friedhof
(Foto Leisner)
Die scheidende Vorsitzende, Frau Yzaguirre aus Barcelona, blickte auf ein sehr erfolgreiches Wirken zurück. Denn die ASCE ist inzwischen auf 63 Mitglieder aus 20 Ländern angewachsen und bildet damit die größte derartige Vereinigung Europas. Auch nach Südamerika, wo das europäische Vorbild Schule macht, gibt es Kontakte. Weitere neue Mitglieder haben sich schon angemeldet. Mitglied können übrigens historisch und/oder künstlerisch bedeutende Friedhöfe selbst mit ihren Verwaltungen sein, aber auch Förder- und Freundeskreise, Stadtverwaltungen, Museen und Universitäten sind vertreten, die sich für die Erhaltung von Friedhöfen engagieren. Zum Beispiel gehört der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. schon seit dem Gründungsjahr 2001 der ASCE an. Die neu gewählte Vorsitzende Lidija Plibersek, Direktorin der Friedhöfe und des Krematoriums in Maribor in Slowenien, führte in ihrem Beitrag aus, dass die ASCE das Ziel und die Fähigkeit hat, alle Menschen in Europa mit dem Kulturgut "historischer Friedhof" vertraut zu machen. Das Vortragsprogramm ist hier abgebildet. Wer möchte, kann die meisten Präsentation, die in Wien gezeigt wurden, aus dem Internet herunterladen. Sie sind zur Zeit unter dieser Adresse veröffentlicht.

(Darunter befindet sich übrigens auch meine Präsentation über den Ohlsdorfer Friedhof.) Besonders empfehlen möchte ich die Präsentation und das Video vom Glasnevin Trust in Dublin Irland. Das Friedhofmuseum dort und die Öffentlichkeitsarbeit des Friedhofs fand ich wirklich ausgesprochen beeindruckend und vorbildlich für alle, die sich für historische Friedhöfe engagieren.

Über die Friedhofskulturroute wollen wir in der Januar-Ausgabe unserer Zeitschrift "Ohlsdorf - Zeitschrift für Trauerkultur" ausführlicher berichten. Ich werde dann hier darauf hinweisen.




Dienstag, 4. Oktober 2011

"Das Gedächtnis einer Stadt pflegen" Tagungsband der Osnabrücker Tagung steht zum Download bereit

Wie berichtet, fand in Osnabrück vor kurzem eine Tagung zum Thema "Historische Friedhöfe" statt. Jetzt wurden die Beiträge zusammengestellt und stehen zum Download bereit, so dass jeder, der nicht dabei war, sich einen Überblick über die Fragestellungen verschaffen kann.

Donnerstag, 29. September 2011

Stiftung für den Nordfriedhof und den Friedhof Biebrich in Wiesbaden


Innerhalb der Deutschen Stiftung Denkmalschutz lassen sich auch kleinere Unterstiftungen errichten, deren Ziele festgelegt werden können.

In Wiesbaden gibt es zum Beispiel für den Nordfriedhof und den Friedhof Biebrich die Bernhard von Wiesen-Stiftung, die sich seit dem Jahr 2001 für die Restaurierung von verfallenen oder beschädigten Denkmälern auf beiden Friedhöfen einsetzt und finanzielle Mittel dafür bereit stellt.

So hat man schon die Grabstätte von Maximilian Dilthey restauriert, der Kirchenrat und Hofprediger in Biebrich war, und half bei der Wiederherstellung des Mausoleums der Familie Schumann. Auf diese Weise können auch relativ begrenzte Mittel zur Erhaltung der Erinnerungskultur vor Ort eingesetzt werden.

Mittwoch, 28. September 2011

"Kein Grab ist stumm" - Infos und Bilder zum Alten Südfriedhof in München

Die Bildagentur Reiner Kaltenegger in München hat jetzt im Internet ein "Unvollständiges Lexikon über den Alten Südlichen Friedhof zu München" veröffentlicht.

Die neue  Website besteht zum einen aus den Friedhofsplänen des alten und des neuen Teils - allerdings sind diese relativ klein, so dass man sie ordentlich vergrößern muss, um die Grablagen zu erkennen.

Zum anderen sind in der Reihenfolge der Grablage Bilder der Grabmale und historische Informationen zu den Bestatteten veröffentlicht bzw. aus der Sekundärliteratur zusammengestellt worden, so dass man einen Überblick über diesen - historisch interessantesten - Friedhof der bayrischen Hauptstadt gewinnen kann.

 Noch ist dieses Weblexikon, wie der Titel schon sagt, nicht vollständig, so steht zu hoffen, dass der Autor und Betreiber es mit der Zeit weiter mit Fotos und Informationen bestücken wird.

Übrigens habe ich gerade gehört, dass in München die Gründung eines Fördervereins für die historischen Friedhöfe in Planung ist.

Sonntag, 18. September 2011

Tagungsbericht: Das Gedächtnis einer Stadt pflegen – Denkmal historischer Friedhof

Ein Beitrag von Luisa Fassbender (Osnabrücker ServiceBetrieb) und Niels Biewer (Hochschule Osnabrück)

Seit Ende des Jahres 2010 fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt das Projekt „Erarbeitung und modellhafte Umsetzung eines innovativen Pflegekonzepts zur nachhaltigen Bewahrung des Hasefriedhofs und Johannisfriedhofs in Osnabrück unter Berücksichtigung von Naturschutz und Denkmalpflege“. Dieses Projekt läuft innerhalb des von der Stadt initiierten Konzeptes „Historisches Bewahren“, welches die Sicherung der langfristigen Pflege und die Entwicklung dieser beiden Friedhöfe gewährleisten soll.

In der ersten Phase des DBU-Projekts wurde jetzt - wie hier berichtet - am 02. September 2011 ein Fachsymposium in Osnabrück veranstaltet. Damit sollte einerseits die Öffentlichkeit eingebunden, andererseits sollten aber auch  private und öffentliche Träger ähnlicher Flächen herangezogen werden. Die Gruppe der knapp 40 Teilnehmer bestand sowohl aus kommunalen und kirchlichen Verwaltungsfachleuten, als auch aus Fachleuten aus dem Denkmalschutz, Planern und Mitgliedern von Fördervereinen.

Die Vorträge informierten über die Entwicklung der beiden historischen Friedhöfe Hase- und Johannisfriedhof in Osnabrück und den aktuellen Forschungsstand, gingen aber auch weiterführend auf allgemeingültige Themen ein, die aufgelassene Friedhöfe betreffen. Forschungsfragen wurden dabei in den Vorträgen erläutert, zur Diskussion gestellt und am Nachmittag in Arbeitsgruppen vertieft und erweitert, um so für die Fortführung des Forschungsprojekts wertvolle Impulse in Form offener Fragen oder guter Beispiele anderer Friedhofsträger zu gewinnen.

In ihrer Begrüßung betonte dabei die Leiterin der Abteilung Friedhöfe und Bestattungswesen des Osnabrücker ServiceBetriebs, Frau Eva Güse: „Der Stadt Osnabrück und dem Osnabrücker ServiceBetrieb (OSB) ist es ein großes Anliegen, die historischen Friedhöfe und deren Bestandteile in ihrer Qualität dauerhaft zu sichern.“ Danach leitete sie die Tagung mit der Vorstellung der Ziele und Strukturen des Konzeptes „Historisches Bewahren“ ein, erläuterte die damit verbundenen, erfolgreichen Anträge von Teilprojekten und beschrieb die praktischen Arbeitsgänge.

Der Projektbearbeiter des Büro Beck für Gartendenkmalpflege in Hannover, Herr Volker Gehring, gab wichtige Hintergrundinformationen zu den  1808 eröffneten Friedhöfen, z. B. zu ihrer  stadt- und baugeschichtliche Entwicklung. Außerdem präsentierte er den aktuellen Forschungsstand des Projekts: „Schrittweise sollen Pflegekonzept und dessen praktische Umsetzung entwickelt, erprobt und aufeinander abgestimmt werden“. Auf Grundlage der in den letzten Monaten durchgeführten Bestandserfassungen der denkmalrelevanten Substanz wie Baumbestand, Grabstätten und -male und Wegesystem, sowie der Kartierung von Flora und Fauna durch das Büro BMS-Umweltplanung, wird zurzeit ein Pflegekatalog entwickelt, der modellhaft umgesetzt werden soll.

Der Direktor des Diözesanmuseums des Bistum Osnabrück, Herr Dr. Hermann Queckenstedt, führte die Teilnehmer in seinem Vortrag mit dem Arbeitstitel "Pietät auf aufgelassenen Friedhöfen - Wo 'das Vieh die Gräber umwühlt' und 'Buben mit den Resten der Verstorbenen spielen'“ in eine Art Zeitreise. Er veranschaulichte die Entwicklung des Bestattungsverhaltens und den Umgang mit dem allgegenwärtigen Thema Tod vom Mittelalter bis heute. Die Diskussion des pietätvollen Verhaltens auf Friedhöfen fasste Herr Queckenstedt zu folgender These für die Zukunft der historischen Friedhöfe in Osnabrück zusammen: „Nicht die lange Liste als notwendig empfundener Verbote an den Eingängen wird über die Nachhaltigkeit der Friedhofszukunft entscheiden, sondern die möglichst breite Akzeptanz der Bürger mit ihren Selbstregulierungskräften. Wo reges Leben herrscht, schwindet der Raum für Unfug.“

Herr Niels Biewer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Osnabrück, stellte in seinem Vortrag "Folgenutzung aufgelassener Friedhöfe – Erste Forschungsergebnisse" ein Forschungsprojekt der Hochschule vor, mit dem bis Ende 2012 ein Konzept zur dauerhaften Nutzung aufgelassener historischer Friedhöfe am Beispiel des Hase- und Johannisfriedhofs in Osnabrück erarbeitet werden soll. Nachdem er auf das Problem hinwies, dass das Gros der ehemaligen Friedhöfe sehr einseitig bzw. fehlgenutzt werden, ging er auf die ersten Untersuchungen (zum Beispiel Nutzungsanalyse, Befragungen, Leitfadeninterviews, Landschafsbilderfassung, Inventarisierung) ein. Anschließend wurden Ansätze für Folgenutzungen vorgestellt, die sich zumeist in Verbindung mit anderen Institutionen im Bildungssektor ergaben. Das große Problem sei, so schloss er den Vortrag, dass zwar häufig ein Pflege- und Entwicklungskonzept für ehemalige Friedhöfe erarbeitet, dass aber dem Thema der Folgenutzung nur unzureichend Beachtung geschenkt würde. Nutzung sei aber die beste Denkmalpflege.

„Ein Friedhof ist ein Friedhof ist ein Friedhof“. Der Direktor vom Museum für Sepulkralkultur in Kassel, Herr Prof. Dr. Reiner Sörries referierte über das Thema "Der Wert und die Finanzierung historischer Friedhöfe in der Gesellschaft". Den „Wert“ historischer Friedhöfe unterteilte Prof. Dr. Sörries in den kunsthistorischen, ästhetischen Wert sowie den Naturwert und stellte zudem seine emotionale und pädagogische Wirkung heraus. Er wies darauf hin, dass die Fragestellung des Umgangs mit historischen Friedhöfen erstmals in den 1980er Jahren aufkam und somit noch recht jung sei. Seit diesem Zeitpunkt gäbe es jedoch mehr Publikationen, Forschung zu diesem Themenbereich, sowie Fördervereine, die sich für einzelne Friedhöfe einsetzen. Im zweiten Themenblock zur „Finanzierung“ hob er hervor, dass es schwer sei, Mittel für die laufende Unterhaltung zu bekommen; einfacher sei jedoch die Akquise für Einzelmaßnahmen. Die Wahl der richtigen Strategie und die Möglichkeiten für die weitere Finanzplanung sei vor allem dadurch bestimmt, in welchem Status sich der historische Friedhof befände, also ob er noch der Beisetzung diene, oder aber zwar nicht mehr der Beisetzung diene, aber noch als Friedhof gewidmet sei, oder ob er bereits entwidmet sei.

Frau Dr. Sylvia Butenschön, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Universität Berlin beendet die Vortragsreihe mit dem Thema Gehölze auf historischen Friedhöfen. Einleitend wurde dargelegt, wie sich die geschichtliche Entwicklung Gehölz bestandener Friedhöfe vollzogen hat, um beispielhaft aufzuzeigen, wie sich heute ein typisches Gehölz-Sortiment historischer Friedhöfe darstellt und welche Eigenheiten er meist aufweist. Mit Hilfe einer Tabelle konnte Frau Dr. Butenschön die Besonderheiten auf dem Hase- und Johannisfriedhof hervor-heben. Abschließend ergaben sich Hinweise zur zukünftigen Verwendung und zu dem Umgang mit Gehölzen auf historischen Friedhöfen.

Am Nachmittag bildeten die Teilnehmer kleine Arbeitsgruppen, um vorgegebene Themen zu diskutieren. Das Moderatorenteam der Gruppe „Pietät und Folgenutzung – Ein Widerspruch?“ erläuterte in der Abschlussdiskussion, dass eine abschließende Lösung nicht zu benennen sei, da individuell mit dem Thema Pietät umgegangen werde. Vorschläge zur pietätvollen Weiternutzung wurden genannt und müssten nun in der Friedhofsverwaltung weiter diskutiert werden.

Die Gruppe „Schritte auf dem Weg zur Treuhandstiftung“ erarbeitete Lösungsvorschläge für zukünftige Finanzierungsmöglichkeiten. Diskutiert wurden die Möglichkeiten einer Stiftungsgründung, eines möglichen Bürgerengagements, gezielter Projektförderung und umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit.

In der Diskussion zum Thema „Gehölzpflege auf denkmalgeschützten Friedhöfen“ wurde mehrheitlich die Bedeutung, Akzeptanz und Qualität der historischen Baumstrukturen herausgestellt im Verbund mit der These, dass die Friedhöfe sich nach der Entwidmung zu einem „Park mit Friedhofscharakter“ entwickeln lassen.

Am Abend führte dann Matthias Rinn, der erste Vorsitzende des Förderkreises Hasefriedhof – Johannisfriedhof e.V., die Teilnehmer über den Hasefriedhof, womit das interessante und erfolgreiche Symposium einen angenehmen Abschluss fand.

Es kommt ein Tagungsband heraus, in dem alle Vorträge in Bild und Text digital veröffentlicht werden, damit man auch später noch darauf zurückgreifen kann.




Sonntag, 11. September 2011

Kaum gestohlen - schon gefasst: Der Diebstahl in Stahnsdorf ist aufgeklärt!

Das ging wirklich schnell! Gestern wurden in Kleinmachnow/Stahnsdorf in Berlin drei Männer gefasst, von denen einer sofort eingeräumt hat, dass er dabei war, als das Kupferdach vom Christusrelief des Stahnsdorfer Friedhofs gestohlen wurde. Das Kupfer selbst befand sich in einem gestohlenen VW, den die Polizei kontrollierte, als sie wegen eines Hauseinbruchs alarmiert wurde.

Allerdings hilft der Fund des Metalls dem Friedhofsverwalter nicht weiter. Die komplizierte Befestigung, die die Diebe zerstört hatten, war viel teurer gewesen als sein Wert. Jetzt wird überlegt, ob man eine Abdeckung aus Plastik mit einem Kupferrand anbringen kann, um keine neuen Diebe anzulocken. (Übernommen aus der Quelle: http://www.pnn.de/pm/575828/?utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter)

Donnerstag, 1. September 2011

Restauriert und gleich wieder beschädigt - das Christusrelief auf dem Südwestkirchhof in Berlin-Stahnsdorf

Zum 28. Mai dieses Jahres hatte der Förderverein Südwestkirchhof Stahnsdorf e.V. zum festlichen Abschluss der Restaurierungsarbeiten an dem großen Christusrelief eingeladen, das den Eingangsbereich des Friedhofs ziert. Bischof Huber, der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD hielt davor eine Waldandacht und es gab Grußworte, umrahmt von Orgelmusik und Gesang, sowie Informationen der ausführenden Baudenkmalpflege GmbH Potsdam über die Restaurierungsarbeiten, die insgesamt rund 16 000 Euro gekostet und zwei Jahre gedauert haben. 10 000 Euro davon hatte der Förderverein gestiftet.

Seitdem erstrahlt das frisch restaurierte großformatige Relief in neuem Glanz und stimmt die Besucher auf den größten evangelischen Friedhof Deutschlands ein. Denn das rund zwölf Meter lange und zwei Meter hohe Relief des Berliner Bildhauers Ludwig Manzel (1858-1936) aus leuchtend weißen Carrara-Marmor zeigt Christus inmitten von mehr als zwanzig Leidenden; nach dem Matthäus-Evangelium (19.2), in dem es heißt: "Eine große Menschenmenge folgte ihm, und er heilte ihre Kranken." Eigentlich war es für eine evangelische Kirche in Posen bestellt. Doch der Erste Weltkrieg vereitelte die Aufstellung des schon 1912 fertiggestellten Werkes und so kaufte es die Berliner Stadtsynode siebzehn Jahre später für den Südwestkirchhof an.

Leider währte die Freude über das restaurierte und mit einer kupfernen Abdeckung geschützte Relief nicht lange. Gestern ging die Nachricht durch die Medien, dass Diebe am Wochenende die Kupferabdeckung abgerissen und fortgeschafft haben.


Samstag, 27. August 2011

Friedhof und Denkmal veröffentlicht Beiträge von der Transmortale II

Gerade ist Heft 3/2011 von "Friedhof und Denkmal -  Zeitschrift für Sepulkralkultur", herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal in Kassel, erschienen. Die "gewichtige"  Ausgabe widmet sich dem interdisziplinären Workshop "Transmortale", der in diesem Frühjahr insgesamt zum zweiten Mal und zum ersten Mal in Kassel veranstaltet wurde.

Neben einem Tagungsbericht veröffentlichen hier sechs Referenten ihre Workshopbeiträge in Kurzform, wobei ein breites Spektrum abgedeckt wird, das von "Digitalen Räumen zur Reintegration des Be-Greifbaren Todes", über "Monumentale Urnenanlagen des 18. und 20. Jahrhunderts", "Der Verbürgerlichung des Mausoleums am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns", den "Tod in Metropole Berlin", den "Tod als Vermarktungsobjekt im Unternehmen Bestattung" bis zu den feinen Unterschieden der "Sozialen Ungleichheit über den Tod hinaus" reicht.

Wer sich für die neuesten Forschungen im Bereich der sepulkralen Kultur interessiert, für den ist diese Ausgabe von Friedhof und Denkmal also eine reine Fundgrube. Einen ausführlichen Tagungsbericht kann man übrigens inzwischen auch auf dem Blog der Transmortale lesen.

Der Friedhof der Märzgefallenen in Berlin - Ausstellung und Gedenkstätte

Auf dem Friedhof der Märzgefallenen wurden jene 184 Menschen bestattet, die während des Aufstandes am 18. März 1848 in Berlin vom preußischen Militär erschossen wurden. Er befindet sich  auf dem sogenannten Kanonenberg am Südrand des heutigen Volksparks Friedrichshain. Ein Bürgerkomitee hatte seine Anlegung noch vor der Eröffnung des Parks beschlossen.1925 wurde der Ehrenfriedhof nach Plänen des Stadtbaurats Ludwig Hoffmann neu gestaltet, 1948 ein Granitquader mit den Namen der hier beigesetzten Märzgefallenen aufgestellt. Nach den Zerstörungen des II. Weltkriegs stellte man 1957 unter Verwendung der verbliebenen Grabsteine, -kreuze und Grabmale aus Eisenguss  den ursprünglichen Zustand wieder her und bezog auch 33 Ruhestätten von Arbeitern und Soldaten ein, die während der Revolution von 1918 zu Tode gekommen waren. An sie erinnert eine Steinplatte am Eingang. 1960 wurde dann für neun 1918 hier beigesetzte kommunistische Matrosen die überlebensgroße Bronzeskulptur "Roter Matrose" von Hans Kies aufgestellt.

Seit März dieses Jahres ist jetzt im Volkspark Friedrichshain (Ecke Landsberger Allee/Ernst Zinna Weg) eine Ausstellung zu sehen, in der diese Zusammenhänge unter dem Titel "Am Grundstein der Demokratie – Die Märzrevolution 1848 und der Friedhof der Märzgefallenen" in Wort und Bild erläutert werden. Initiatoren sind der Paul-Singer-Verein und die Stiftung historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin. Damit soll sich dieser Friedhof zu einer nationalen Gedenkstätte und einem Ort demokratischen Lernens entwickeln.

Die - zur Zeit noch temporäre - Ausstellung besteht aus einem Ausstellungspavillon und einer im Freien aufgestellten Ausstellungsrotunde. Dazu gibt es einen Audioguide, sowie eine zehnminütige Multivision, die die Barrikadenkämpfe im März 1848 lebendig werden lassen. Unterstützt wird das Projekt von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.

Samstag, 13. August 2011

Der Assistens Kirkegård in Kopenhagen

Hauptweg mit Pappelallee, der viel von
 Radfahrern, Joggern und Spazier-
gängern genutzt wird (Foto Biewer)
Autor: Niels Biewer, Hochschule Osnabrück Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur Dipl.-Ing. (FH)

Da ich mich innerhalb eines Forschungsprojekts an der Hochschule Osnabrück mit der Folgenutzung aufgelassener, historischer Friedhöfe auseinandersetze (siehe Beitrag vom 27. Mai 2011), weckte der Assistens Kirkegård in Kopenhagen und die Planungen zu diesem Friedhof großes Interesse bei mir.


Der Assistens Kirkegård wurde im Jahre 1711 eröffnet und gilt als der kulturhistorisch bedeutendste Friedhof Dänemarks. Bestattet sind hier unter anderen Persönlichkeiten wie der Physiker Niels Bohr (gest. 1926), der Schriftsteller H. C. Andersen (gest. 1875) oder der Phi-losoph S. A. Kierkegaard (gest. 1855).

Übersichtskarte des Friedhofs. Geplante Aufteilung
 zum Jahr 2020: Museumsbereich (Abteilung A),
Erholungsbereich (Abteilungen B bis F), Bereich für
Bestattungen (Abteilungen J bis N) und Bereich für
Park (Abteilungen H, P bis V, X und Z) (Foto Biewer)


Mit seinem parkartigen Charakter und seiner innenstadtnahen Lage wird der Friedhof von den Bürgern vielfältig genutzt. Familien veranstalten ein Picknick zwischen den alten Grabsteinen, Pärchen sonnen sich auf der Wiese, kulturell interessierte Besucher betrachten ausgiebig den vielfältigen Bestand an Grabmalen, Jogger nutzen die Großflächigkeit der Anlage für ihr Training und Hinterbliebene besuchen die Grabstätten ihrer Verstorbenen.

Dieser etwa 20 ha große Friedhof der dänischen Hauptstadt soll ab 2020 in vier unterschiedlich genutzte Bereiche untergliedert werden. Der älteste Teil des Friedhofs wird ein Museumsbereich, ein Teil ein Erholungsbereich mit kulturhistorischem Potential, der dritte Teil reiner Park und der letzte ist als Fläche für neue Beisetzungen vorgesehen.

Spaziergänger und sonnenbadende Dame
im ältesten Teil des Friedhofs,
baldiger Museumsbereich (Foto Biewer)

Dieses Konzept nimmt zum einen die gegenwärtige Problematik auf, dass durch die Veränderung im Bestattungsverhalten (mehr Urnenbestattungen usf.) zunehmend weniger Platz benötigt wird. Zudem kommt es dem Bedürfnis der Bürger nach innerstädtischen Grünflä-chen nach.

Diese Tendenz zeigt sich auch in den Großstädten Deutschlands: Zum Beispiel
auf dem Alten Nord- und auf dem Alten Südfriedhof in München, die beide aufgrund der Nutzung durch sonnenbadende, picknickende oder joggende Besucher immer wieder in den Medien auftauchen. Auch die vielen Friedhöfe in Berlin werden in unterschiedlicher Weise von den Bürgern genutzt.



Eine Gruppe junger Kopenhagener 
verbringt den Nachmittag zwischen 
den alten Grabmalen unter dem 
alten Baumbestand. Dieser Bereich 
des Friedhofs soll bald als Erholungs-
bereich dienen (Foto Biewer)
Wichtige Fragen dabei sind, wie der jeweilige - noch in Nutzung befindliche oder ehemalige - Friedhof von dem Träger präsentiert wird bzw. was für ein Nutzungsangebot vorgegeben wird, wie die Fläche von den Bürgern angenommen wird und wie tolerant die verschiedenen Nutzer sich gegenseitig begegnen. Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch das Forschungsprojekt, an dem ich derzeit arbeite.


Freitag, 12. August 2011

Fachsymposium in Osnabrück: "Das Gedächtnis einer Stadt pflegen - Denkmal historischer Friedhof"

Dieses  Symposium findet ganztägig am 2. September  in Osnabrück statt. Es werden erste Ergebnisse des vom DBU geförderten Forschungsprojektes für den Hasefriedhof und den Johannisfriedhof in vorgestellt. Während hier schon in einem Post von dem Projekt für diese Friedhöfe die Rede war, das von der EFRE (Europäischer Fond für regionale Entwicklung) gefördert wird, beschäftigt sich das DBU-Projekt speziell mit der Pflege der beiden Friedhöfe.

Im Mittelpunkt des Treffens soll nun das in vielen Städten drängende Problem der langfristigen Pflege und denkmalgerechten Erhaltung von historisch bedeutenden Friedhöfen stehen, welche nicht mehr für Bestattungen genutzt werden.

Es geht z.B. um ihre Umwandlung in öffentliche Parkanlagen. Alle, die sich mit den konzeptionellen, finanziellen und nutzungsorientierten Herausforderungen historischer Friedhöfe auseinandersetzen, sind angesprochen, also sowohl Verwaltungsfachleute aus Kommunen und Kirchengemeinden als Friedhofsträger, als auch Fachleute des Denkmalschutzes, Planer oder Fördervereine. Ziel ist eine Diskussion des Forschungsstandes, um so für die Fortführung des Forschungsprojektes wertvolle Impulse in Form offener Fragen oder guter Beispiele anderer Friedhofsträger einzubinden. Die Einladung, aus der hier zitiert wird, kann inklusive Veranstaltungsprogramm und  Anmeldeformular hier heruntergeladen werden.



Sonntag, 31. Juli 2011

Der Altstadtfriedhof in Aschaffenburg

Für den Altstadtfriedhof in Aschaffenburg gibt es zwar bisher keinen Freundeskreis, doch es gibt die engagierte Aschaffenburger Grundschullehrerin und Stadtführerin Monika Spatz, die diesem Begräbnisplatz 2009 zu seinem zweihundertjährigen Jubiläum ein Buch gewidmet hat. Dessen Inhalt ist jetzt auch in ihre übersichtlich gestaltete und informative Internetseite eingeflossen.

Am Beginn steht ein kurzer Abriss der Friedhofgeschichte. Interessant ist daran, dass in den 70er Jahren des letzten Jahrhundert beschlossen wurde, den Friedhof zur Jahrhundertwende zu schließen und nur noch als Park weiter zu führen. Sicher hätte das zu starken Einbußen in der Grabmalkultur geführt. Doch hob man diesen Beschluss später wieder auf, so dass heute immer noch dort bestatt werden kann.

Insgesamt zweiunddreißig Familiengrabstätten werden auf der Website zur Zeit in alphabetischer Reihenfolge mit Bildern und Texten vorgestellt. Darunter ist - nicht nur alphabetisch - an erster Stelle die Grabstätte der Familie Brentano zu nennen, auf der auch der bekannte Dichters Clemens Brentano (1778-1842) bestattet ist.

Zusätzlich wird auf die Grabstätte der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen aus dem Zweiten Weltkrieg ebenso aufmerksam gemacht wie auf die Soldatengräber beider Weltkriege. Leider erfährt man von den anderen Soldatengräbern des Friedhofes nur, dass es sie gibt, und sieht die interessanten Bilder einer barocken Christusplastik auf einem Sarkophag, sowie eines Obelisken und einer abgebrochenen Säule. Vielleicht findet die Autorin darüber ja noch mehr heraus, so dass man später auf ihrer Website erfährt, an wen diese Grabmale genau erinnern sollen. Auch die Seite, die den Grabmalen gewidmet ist, wirkt noch ein wenig leer, denn man sieht dort unter dem Titel "Impressionen" nur sechs Grabmalfotos. Auch wenn man über den verwaisten jüdischen Teil des Friedhofs  gern noch etwas erfahren würde, so erhält man insgesamt einen guten Überblick über diesen interessanten Friedhof, für den es übrigens auch bei der Stadt Aschaffenburg einen Flyer mit einem Friedhofsplan und einem - allerdings kleineren - Rundgang von 2009 gibt. Übrigens gibt es zur Zeit auf den Aschaffenburger Friedhöfen und dabei vorwiegend auf dem Altstadtfriedhof über 400 Grabmale, die von der Stadt Aschaffenburg erhalten und gepflegt werden.

Monika Spatz: Steine erzählen Geschichte. 
Ein Rundgang über den Altstadtfriedhof in Aschaffenburg
Verlag RegioKom, 1. Auflage, Aschaffenburg 2009.
88 Seiten, durchgehend farbig. 
ISBN 978-3-9810660-7-4. 
Preis: 12,95 EUR (D)

   

I

Montag, 25. Juli 2011

Ohlsdorfer Friedensfest

Vom 23. Juli bis 3. August finden auf dem Ohlsdorfer Friedhof an den Sammelgräbern der Bombenop‐
fer zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt, um der Opfer des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus zu gedenken. Im Flyer der Veranstaltungsreihe ist der Grund für diese Veranstaltungsreihe genannt: Man will die Anlage für die Toten des Hamburger Feuersturms vom Juli und August 1943 davor schützen dazu missbraucht zu werden, die Ursachen des Zweiten Weltkrieges
umzudeuten und die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren, wie es Neonazis in der Vergangenheit durch Kundgebungen auf dem Friedhof immer wieder versucht haben.

Das Ohlsdorfer Friedensfest wird von einem Bündnis verschiedener Organisationen gestaltet, deren  Botschaft lautet „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ ‐ für die heutigen und die kommenden Generationen. Da inzwischen die Tradition der mündlichen Überlieferung des grausamen Geschehens zu Ende geht, versucht man neue Formen der Erinnerung zu finden und weiterhin der Trauer um die Opfer Raum zu geben.

Dabei werden solche Fragen im Mittelpunkt stehen wie: Wer waren die Opfer des Bombenkrieges? Wie konnte es so weit kommen? Mitten im Krieg gab es Verfolgung und Widerstand, welche Opfer waren hier zu beklagen? In welchem Zusammenhang stehen Nazidiktatur, Verfolgung und Krieg?

Zu der Veranstaltungsreihe gibt es einen ausführlichen Flyer. Ich selbst bin eingeladen an der Podiumsdiskussion zum Thema: "Denkmäler erklären nichts. Lebendiges Erinnern heute" am 30.7. um 15.30 Uhr teilzunehmen. Die Veranstaltungen finden am Denkmal für die Bombenopfer in der Nähe der Mittelallee des Ohlsdorfer Friedhofs statt.

Dienstag, 19. Juli 2011

100 Jahre Krematorium und Urnenhain Dresden-Tolkewitz - Die Ausstellung

Zu dem Jubiläum in Tolkewitz gibt es nicht nur das im vorigen Post besprochene Buch, sondern auch eine gleichnahmige Ausstellung, die noch bis zum 19. August 2011 im Stadtarchiv in Dresden gezeigt wird. Danach wird sie ab dem 14. Oktober im Sepulkralmuseum in Kassel zu sehen sein. Wer im Internet etwas darüber erfahren will, sei auf diesen Link verwiesen.

100 Jahre Krematorium und Urnenhain Dresden-Tolkewitz

Buchcover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung des
Sax Verlag )
Das hier schon im Frühjahr (Post vom 2.5.2011) angekündigte Buch zum Jubiläum des Krematoriums und des Urnenhain Dresden-Tolkewitz liegt inzwischen seit knapp drei Wochen auf meinem Schreibtisch.

Diese Zeit habe ich auch gebraucht, um mir diesen 219 Seiten starken, großformatigen, gebundenen Sammelband genauer anzusehen, und mein Eindruck ist: Dem "Jubilar" wurde mit diesem Buch ein prall gefüllter Präsentkorb überreicht, der lange vorhalten wird.

Insgesamt sind an diesem Band achtundzwanzig namhafte Autoren - zum Teil mit mehr als nur einem Beitrag - beteiligt. Auf alle einzeln einzugehen, scheint mir hier nicht sinnvoll. Das Inhaltsverzeichnis lässt aber hoffentlich nachvollziehen, wie weitgehend die Beiträge alle denkbaren Bezüge zur Geschichte von Feuerbestattung, Krematoriumsbau und der Aufstellung von Urnen in Dresden-Tolkewitz abdecken.


Marion Stein führt nach einer Reihe von Geleitworten mit einer Darstellung der ersten modernen Feuerbestattung Europas, die in Dresden stattfand, in das Thema ein und macht dabei deutlich, wie ungewöhnlich die technische Neuerung der Kremation im 19. Jahrhundert war; so ungewöhnlich nämlich, dass eine englische Lady nach ihrem Tod nach Deutschland überführt werden musste, um ihren dringenden Wunsch eingeäschert zu werden zu erfüllen.

Ulrich Hübner geht danach ausführlich auf den Bau und die möglichen Vorbilder des Krematoriums ein und skizziert Fritz Schumachers Ideen zu dieser vor hundert Jahren noch seltenen Bauaufgabe, die nicht nur in modernen sondern auch mit zahlreichen historischen Abbildungen dargestellt wird, während Ulricke Hübner-Grötzsch den angrenzenden Urnenhain und mit seinen Einflüssen durch die Friedhofsreformbewegung vorstellt. An dieser Stelle wäre es für Interessierte, die diese Anlage nicht persönlich kennen, angenehm gewesen, wenn dem eigentlichen Thema des Beitrages eine Entwicklungsgeschichte des Tolkewitzer Urnenhaines mit der entsprechenden Plangrundlage vorausgegangen wäre. Dadurch hätte man - nicht nur verbal sondern auch bildlich - einen Eindruck davon bekommen, welche Bereiche ab wann in die Gestaltung und Belegung einbezogen worden sind.

Doch soll diese kritische Anmerkung keineswegs die Bedeutung der einzelnen Beiträge schmälern, die nun mit statistischen Anmerkungen zu den ersten Betriebsjahren des Krematoriums, den folgenden Krematoriumsbauten in Tolkewitz und einem Blick auf die heutige umweltfreundliche Technik die Entwicklungsgeschichte fortfahren. Auch das Thema Trauern wird in den Blick genommen, wobei Peter Neumann seinen Beitrag zu den Tolkewitzer Trauerfeiern für meinen Geschmack gern noch breiter hätte  ausarbeiten können, während der Hinweis auf die "Trauerarbeit"  den Rahmen dieses doch eher auf historischen Sammelbandes  vielleicht  ein wenig sprengt und auch der Beitrag von Reiner Sörries über Bestattungskultur im Wandel über diesen Rahmen hinausweist.

Sozusagen die zweite Hälfte des Buches ist weitgehend den verstorbenen Persönlichkeiten und ihren Grabmalen gewidmet, die in Tolkewitz feuerbestattet bzw. aufgestellt worden sind. Mit Staunen lernt der Betrachter, welche Vielfalt und Pracht anfangs für die Beisetzung der Urnen entwickelt wurde. Eindrucksvoll sind dabei die Beiträge von Ferdinand Heinz, Martin Kaden und Jan-Michael Lange, die sich mit den Gesteinsanwendungen am Krematorium und auf dem Urnenhain befassen. Sie stellen nicht nur die wichtigsten Gesteine und dazu auch die Steinbrüche vor, aus denen sie gewonnen wurden, sondern dokumentieren sie auch ausführlich im Bild und weisen ihre Standorte nach. Zusätzlich werden diese interessanten Informationen in das Spannungsfeld der Friedhofsreformbewegung eingebunden. Gerade dieser Beitrag von Ferdinand Heinz verdeutlicht die Geschichte der Reformbewegung von einer bisher unbekannten Seite und führt damit die Forschung einen weiteren Schritt voran.

Zwischen dem letzten umfangreichen Beitrag "100 Jahre Urnenhain - 100 Persönlichkeiten", der die stadtgeschichtliche Seite der Anlage eindrücklich beleuchtet, gehen die kleineren Aufsätze zur Vogelwelt und Fauna des Urnenhaines ebenso wie das "Plädoyer für eine Re-Vision der Friedhofskultur" fast unter. Gerade dieser Beitrag hätte meiner Meinung gut am Ende dieses umfangreichen Sammelbandes stehen können, denn hier werden sozusagen alle Argumente gebündelt, die in den historischen Darstellungen aufscheinen und dafür sprechen, die Friedhofskultur mit neuen Augen zu betrachten und dabei besonders jene Werte herauszustellen, für die sie auch in unserer mobilen Welt immer noch stehen kann, nämlich ein Ort der Trauer, der Erinnerung und der Rückbesinnung zu sein, und das nicht nur auf der persönlichen Ebene, sondern viel breiter als Erinnerungs- und Ruheort für alle, die sich für die Geschichte und die Menschen interessieren, die das Leben an dieser Stelle einst geprägt haben und damit z.T. noch in die Gegenwart hinein wirken.

100 Jahre Krematorium und Urnenhain Dresden-Tolkewitz. Unter den Flügeln des Phönix. ISBN: 978-3-86729-080-7, Sax Verlag 2011. Format: 21 x 29,7 cm, 224 Seiten,130 einfarbige Abbildungen, 310 farbige Abbildungen. Gebundene Ausgabe. Preis: 29,80 €

Samstag, 2. Juli 2011

Der russische Garnisonsfriedhof in Dresden

Vielleicht ist hier einmal ein Hinweis angebracht auf die Friedhöfe, die von den russischen Truppen im Osten Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt wurden. Sie sind wichtige Erinnerungsstätten, in denen sich die Geschichte der Besatzungszeit und der DDR widerspiegelt, die oft anderswo vor Ort schon spurlos verschwunden ist, bzw. nach der Wende so schnell wie möglich weggeräumt wurde.


Schwerin, Grabstätten russischer Besatzungssoldaten
 (Foto Leisner)
Ich selbst kenne den russischen Bestattungsplatz neben dem Schweriner Hauptfriedhof, auf dem die Grabmäler noch an die Vergangenheit erinnern, auch wenn die Fläche im Stadtbild kaum als Friedhof wahrnehmbar ist.


Aufmerksam wurde ich jetzt auf den Garnisonfriedhof in der Dresdener Neustadt, für den sich letztes Jahr eine Dresdener Journalistin vor Ort und in ihrem Blog eingesetzt hat. Gerade haben ihn die Mitglieder des russischen Motorradclubs "Schtraftat" den Friedhof zu einer Andacht besucht. 


Seit dem 14. Februar 2011 gibt es auch einen "Freundeskreis Sowjetischer Garnisonfriedhof in Dresden". Seine Mitglieder, dazu gehört auch die Bloggerin Jane, haben es inzwischen geschafft, dass der Nordflügel der Anlage als Kulturdenkmal anerkannt worden ist. Auch ein  Subbotnik”, also ein freiwilliger Arbeitseinsatz, wurde in diesem Jahr schon durchgeführt. Vor dem 8. Mai kamen dazu etwa 20 Personen, um den Nordflügel für die Feierlichkeiten zum Tag des Kriegsendes in Europa herzurichten.

Sicher gibt es noch zahlreiche solcher Anlagen in den Städten der ehemaligen DDR und es ist ganz sicher Zeit ihre Erhaltung zu sichern!

Donnerstag, 23. Juni 2011

Diebstahl in Ohlsdorf

Hier veröffentliche ich die Bilder der in diesem Jahr vom Ohlsdorfer Friedhof gestohlenen Plastiken, soweit die Diebstähle bekannt geworden sind.

Die gestohlene Plastik auf der ehemaligen
Grabstätte der Familie Carvens-Rackwitz,
von Hans Damman 1910 (Foto Marianne Didiér)
Es handelt sich dabei jeweils um kulturhistorisch und kunstgeschichtlich bedeutsame Werke von Künstlern, die mit Grabmalplastiken bekannt geworden sind.

Die gestohlene Plastik auf der Grabstätte Wellge
 von Caesar Scharff, 1901 (Foto Marianne Didiér)
Die gestohlene Plastik "Der Redner" von der Grabstätte der Widerstandskämpfer, Künstler Richard Steffen, 1968 (Foto Marianne Didiér)


Die gestohlene Plastik "Der Redner" von der Grabstätte der Widerstandskämpfer, Künstler Richard Steffen, 1968 (Foto Marianne Didiér)



Mittwoch, 22. Juni 2011

Diebstahl und Vandalismus auf Friedhöfen

Zufällig habe ich letzte Woche auf Twitter einen neuen Dienst eingerichtet, der für mich die Tweets nach dem Stichwort Friedhof abfragt. Hier einmal die Nachrichten, die ich seitdem über Diebstähle und Vandalismus auf Friedhöfen bekommen habe. Ich finde das ist ganz schön viel für die paar Tage und frage mich, was man gegen den zunehmenden Metalldiebstahl, der ja nicht nur die Friedhöfe betrifft (bei uns im Dorf wurden letztens die kupfernen Regenrinnen vom Neubau der Kindertagesstätte geklaut), bloß machen kann:
22.6
uedorf Kreuze vom Friedhof geklaut http://bit.ly/iEPXjs (in Mauenheim)
21.6.
BR_Franken Weismain: Friedhof geschändet und Wände beschmiert http://goo.gl/fb/jDf0C
maz_polizei Wittenberge: Kupferdiebe auf Friedhof: Am vergangenen Wochenende bauten Metalldiebe von der Feierhalle... http://bit.ly/lJCaJp #Prignitz


Hier noch eine weitere Kurznachricht zum Diebstahl in Moers, wo 180 Gräber beraubt wurden:
niederrhein1 Niederrhein - Beutezug: Metallklau auf dem Friedhof – Wachdienst patrouilliert: Sie waren hinter Messing, Kupfer... http://bit.ly/kVj9bx

20.6.
Hamburg ist weiter Thema: Die Plastiken, die neuerdings gestohlen wurde, stammt von der ehemaligen Grabstätte Carvens-Rackwitz. Im Frühjahr wurde die Frauenfigur vom 
Grabmal Wellge gestohlen und vor kürzerer Zeit die Grabfigur von der Grabstätte der Widerstandskämpfer.Hier der Zeugenaufruf http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/6337/2065012/pol-hh-110619-6-bronzestatue-auf-dem-ohlsdorfer-friedhof-gestohlen-zeugenaufruf/t
Hinweise in beiden Hamburger Fällen an 040 3 428 65 67 89
19.6.
polizeiduisburg Moers - Störung der Totenruhe: Wesel - Metalldiebstähle auf Friedhof in Moers -- Zeugen gesucht -- http://bit.ly/lTIk6l
hamburggirls #hamburg 18. Juni 2011, 18:39 Uhr Bronzestatue vom Friedhof Ohlsdorf gestohlen http://ow.ly/1djH8t
siehe dazu auch: http://www.abendblatt.de/hamburg/article1928446/Schon-wieder-Bronzestatue-vom-Friedhof-Ohlsdorf-gestohlen.html

18.6.
polizeipistole Moers - Störung der Totenruhe / Diebstahl - Zeugen gesucht: Wesel - Metalldiebstahl vom Friedhof an der Johann-S... http://bit.ly/lS9un2
17.6.
argovia Vandalen reissen auf dem Friedhof Seon Blumen heraus: http://bit.ly/kmOq50
maz_polizei Neuruppin: Diebe auf dem Friedhof: Donnerstagvormittag, gegen 10 Uhr, wurde einer 61-Jährige... http://bit.ly/m6PLxF #Ostprignitz-Ruppin
16.6.
niederrhein1 Niederrhein - Madonna mit Kind aus Bronze gestohlen: Eine Bronzestatue ist vom Friedhof Geldern gestohlen worden... http://bit.ly/juSm9v 
15.6. 
radioherne Am Friedhof in Holsterhausen haben Kupferdiebe zugeschlagen. http://tinyurl.com/3e9svw9
trexy21 Respektlos auf Friedhof Vaduz randaliert: http://bit.ly/iMOd0G #Liechtenstein #News
gelsenkirchenms Zahlreiche Diebstähle auf dem Rotthauser Friedhof.: Gelsenkirchen – Rotthausen (ots) – Über Pfings... http://bit.ly/lg5eYY gelsenkirchen

Kiesewetter Polizei nahm 2 Männer fest, die auf Friedhof Grableuchten geklaut haben sollen. Anzeige wegen Störung der Totenruhe u. Diebstahls.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Jedermann auf dem St. Lorenz-Friedhof in Lübeck

Am Freitag, 17. Juni, um 19 Uhr führt das Ensemble der St. Lorenz-Gemeinde Hugo von Hofmannthals Jedermann auf dem St. Lorenz - Friedhof am Steinrader Weg auf. Laienschauspieler verschiedenen Alters spielen nun schon im vierten Jahr und schenken mit ihrer Spielfreude, Engagement und Erfahrung Lübeck einen eigenen Jedermann. Bei Regen findet die Aufführung in der Kirche statt.

Freitag, 27. Mai 2011

Nutzungskonzept für aufgelassene Friedhöfe - ein neues Projekt an der Hochschule Osnabrück

Ein Beitrag von Niels Biewer

Der Hase- und der Johannisfriedhof in Osnabrück, Baudenkmale nach § 3 Abs. 3 Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz (NLD 2004), befinden sich in der Entwidmungsphase. Diese 1808 angelegten Friedhöfe sollen zum Ende 2015 entwidmet und in der Folge voraussichtlich als Parkanlage mit Friedhofscharakter weiter unterhalten werden.
Johannisfriedhof: Weitgehend abgeräumte
Fläche in der V. Abt. (Foto Biewer)
Viele Beispiele in Deutschland (wie der Neustädter Friedhof in Hannover, der Überwasser-Friedhof in Münster, der Albani-Friedhof in Göttingen, der St.-Petri-Friedhof in Braunschweig und viele mehr) machen deutlich, dass die schlichte Umwidmung in eine Grünanlage meist mit einem großen Verlust bezüglich Grabmalen, Wegeführung, Pflanzenbestand etc. einhergeht. Aus diesem Grund sollte bereits vor der Entwidmung ein Konzept vorliegen, welches klar aufzeigt, wie weiterhin mit den jeweiligen Flächen umzugehen ist. Dies betrifft sowohl die Pflege als auch die Nutzung.

Vor diesem Hintergrund wird zurzeit an der Hochschule Osnabrück (Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur) in Kooperation mit zehn Partnern aus der Verwaltung, der Wirtschaft sowie eines Vereins, ein Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Kulturdenkmalen mit Grünbestand am Beispiel der zwei Denkmale Hase- und Johannisfriedhof erarbeitet. Gefördert wird dieses zweijährige Projekt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Unter Berücksichtigung des § 9 des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes (NLD 2004), der besagt, dass für Baudenkmale eine Nutzung anzustreben ist, die die Erhaltung des Denkmals auf Dauer gewährleistet, sollen für die zwei Untersuchungsgebiete mit ihren alten Baumbeständen, parkähnlichen Strukturen, historisch bedeutenden Einfriedungen und Grabstätten Szenarien im Sinne einer denkmalverträglichen Nutzung entwickelt werden.
Hasefriedhof: Die ältesten
Pfeilgrabmale in der I. Abt. (Foto Biewer)
Nachdem zu Beginn des Projekts Thesen, Leitbilder und Ziele formuliert sowie mögliche Funktionen historischer Friedhöfe herausgestellt wurden, wird momentan eine solide und aktuelle Grundlagenforschung vor Ort und im näheren Umfeld der Untersuchungsgebiete durchgeführt. Zum einen werden die gegenwärtigen Nutzungsformen anhand von regelmäßigen Begehungen und Befragungen analysiert: Wer nutzt die Friedhöfe wie und warum, was für ein Bezug besteht zwischen den Nutzern und der Fläche und welche Erwartungen, Wünsche und Ängste spielen mit? Zum anderen wird das Nutzungspotential analysiert: Durch die Erfassung der Naturelemente und der Bausubstanz soll aufgezeigt werden, inwiefern einzelne Bestandteile für den Besucher erfahrbar gemacht werden können und wie sie sich mit Bestandteilen der Stadt Osnabrück verknüpfen lassen? Große Beachtung kommt auch der Beantwortung der Frage zuteil, welche Interessensgruppen zu welchen Themenfeldern für die Denkmale gewonnen werden können.
Johannisfriedhof: Blick durch den
Torbogen von der V. in die IV. Abt. (Foto Biewer)
Anschließend sollen auf Grundlage der Ergebnisse konkrete Nutzungs-Szenarien erarbeitet werden. Die mit konzeptionellen Maßnahmenvorschlägen angefüllten Szenarien sollen gegeneinander abgewogen und bewertet werden, um zu durchführbaren Ergebnissen zu gelangen.

Die Ergebnisse sollen unter Beachtung wirtschaftlicher, kultureller, ökologischer und die Bildung betreffender Aspekte auf andere Flächen, die Parallelen zu den zwei Untersuchungsgebieten aufweisen, übertragbar sein. Das Projekt berücksichtigt zudem die Belange von kleinen und mittleren Unternehmen, insbesondere die als Kooperationspartner beteiligt sind.

Hochschule Osnabrück
Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur
Dipl.-Ing. (FH) Niels Biewer

Oldenburger Landstraße 24
49090 Osnabrück