Freitag, 25. Februar 2011

Historischer und Neuer Friedhof in Weimar - Ein Wegweiser

Das schmale Heft mit diesem Titel hat alles in sich, was man braucht, um bei einer Friedhofsbesichtigung etwas über die Grabstätten und Grabmale zu erfahren:

Die Umschlag-Innenseite enthält einen Überblicksplan über die Gesamtanlage in Weimar, die aus dem historischen Friedhof aus dem Jahr 1818 und drei neueren Teilen besteht, die an diese erste Beerdigungsfläche später nördlich und südlich angefügt worden sind. Am Anfang informiert ein kurzer Überblick über die Geschichte des Friedhofs. Dann folgt jeweils ein Einzelplan mit den Nummern jener Gräber, die mit einem knappen Text und einem kleinen Bild vorgestellt werden. Das ist alles sehr eng gedruckt, doch kann man bei dem knappen Umfang des Heftes, das ja sozusagen für die Tasche und als Führer vor Ort gedacht ist, nichts anderes erwarten. Erfreulich ist, dass alle Bilder in Farbe und einer solchen Qualität gedruckt wurden, dass man zu Hause mit einer Lupe sogar einige Einzelheiten erkennen kann.

Und der Friedhof in Weimar ist wahrlich einen Besuch wert, gehört er doch zusammen mit der Stadt zum Weltkulturerbe der Unesco und vereinigt in sich die "ganze Welt des Musenhofes, der Künstler, Gelehrten, Hofdamen und Beamten der klassischen und nachklassischen Zeit", wie der 'Arbeitskreis Weimarer Friedhofskultur' im Verein Grüne Wahlverwandt-schaften e.V. schreibt, der für die Herausgabe dieses Führers verantwortlich zeichnet. Dankenswerter Weise hat der Autor Bernd Mende am Schluss eine Literaturliste angefügt, so dass man bei Interesse leicht auf andere umfangreichere Werke zurückgreifen kann.

Mit diesem Führer unterstützt die Arbeitsgruppe übrigens zugleich die Erhaltung der Grabmale, denn der Verkaufserlös wird dank eines Sponsors in die Grabdenkmalpflege fließen.

Historischer und Neuer Friedhof in Weimar. Ein Wegweiser. Hrsg. Verein Grüne Wahlverwandschaften e.V. und sein Arbeitskreis Weimarer Friedhofskultur. Text von Bernd Mende, Bilder von Jürgen Postel. 54 S. u. zahlr. farb. Abb., Weimar 2010, Preis 5,95 Euro
Zu erhalten beim Verein. Postanschrift: Stadt Weimar, Haus II, Zi. 415, Schwanseestr. 17, 99423 Weimar.

Samstag, 19. Februar 2011

Videos von historischen Friedhöfen

Im Internet findet man nicht nur Bilder von historischen Friedhöfen und Grabsteinen, sondern inzwischen auch ein paar Videos:

Besonders interessant ist der historische Friedhof von Schlenklengsfeld, den man auf diese Weise zusammen mit dem Kenner der Anlage Karl Honikel besuchen kann. Dieser Friedhof ist wegen seiner über 200 kunstvollen Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert unter Kennern besonders berühmt. Er wurde schon 1604 eingerichtet und enthält zudem eine alte Friedhofskapelle, in Form eines achteckigen Holzgerüstbaus mit hohem, spitzem Turmhelm, von wo der Geistliche auf dem Friedhof predigen konnte.

Auch der Friedhof in Ümmingen, Bochum, ist wegen seiner alten Grabstelen aus dem 17. und 18. Jahrhundert sehens- und erhaltenswert.

Einen stimmungsvollen Eindruck gibt das Video von Helmut Stach von dem Campo Santo in Buttstädt wieder, der die Grabmale in schrägem Abendlicht aufgenommen hat, so dass die Reliefs auf den barocken Grabmalen besonders gut zu erkennen sind.

Der alte Friedhof in Pirmasens und seine zu einem Kulturzentrum umgebaute ehemalige Leichenhalle stellt Franz Roth in seinem Film vor, während eine Traumfee einen Film zu den Waldgrabstätten in Halle ins Netz gestellt hat, der auf ungewöhnliche private Grabstätten in Westfalen aufmerksam macht. Sie entstanden, weil der preußische König Friedrich II. im Jahr 1771 Bürgerlichen mit eigenem Hausbesitz den Status von kleinen Grundbesitzern verlieh, mit dem auch das Privileg verbunden war eine private Familiengrabstätte anzulegen. In Halle profitierten davon 118 Personen bzw. Familien, von denen einige wenige tatsächlich eigene Waldgrabstätten anlegten. Sie sind im Naturschutzgebiet Gartnischberg und im Naturschutzgebiet Knüll-Storkenberg zu finden. Die Grabmale sind in Teutoburger Sandstein ausgeführt und daher stark verwittert. Auch der Pavillon ist in dem Video zu sehen, der früher fälschlich als Kapelle angesehen wurde.

Es gibt noch mehr Friedhofsvideos im Netz, die ich hier nicht alle aufführen kann. Wer interessiert ist, gibt z.B. bei Youtube oder einem anderen Videoportal, so wie ich es gemacht habe, einfach den Suchbegriff "Historische Friedhöfe" ein.


Donnerstag, 3. Februar 2011

Großes Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur - Band 3 ist erschienen

Obwohl inzwischen alle drei Bände des "Großen Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur" in meinem Regal stehen, kann ich erst den dritten, vor nicht allzu langer Zeit erschienenen Band hier besprechen. Der einfache Grund dafür ist, dass der erste Band, der den volkskundlich-kulturgeschichtlichen Teil enthält, schon 2002 erschienen ist. Der zweite Band mit dem archäologisch-kunstgeschichtliche Teil kam im Jahr 2005 heraus. Beide also lange bevor ich dieses Weblog eingerichtet habe. Man merkt schon, dass es sich bei diesem Lexikon um ein umfangreiches Werk handelt, dessen vollständiges Erscheinen einen langen Zeitraum umfasst. Es ist mit dem dritten Band auch noch nicht abgeschlossen: Ein musikkundlich-literaturgeschichtlicher und ein biografisch-personenkundlicher Teil sollen noch folgen.

Obwohl inzwischen der Verlag gewechselt hat, hat man zum Glück das einmal gewählte Layout auch für den dritten Band beibehalten, so dass die Reihe optisch weiterhin einen einheitlichen Charakter hat. Inhaltlich ist für diesen Band wieder hauptsächlich Prof. Dr. Reiner Sörries, der Direktor des Zentralinstituts und Museums für Sepulkralkultur in Kassel verantwortlich, wobei Dr. Barbara Happe als ausgewiesene Kennerin der Bestattungskultur der ehemaligen DDR und Joachim Diefenbach als Jurist für die entsprechenden Artikel verantwortlich zeichnen, weitere Mitarbeiter der Kasseler Einrichtung haben Einzelbeiträge beigesteuert.

Aber worum geht es bei diesem Lexikon eigentlich? Sein Untertitel ist "Wörterbuch der Sepulkralkultur" und damit ist schon umrissen, dass dieses Buch in alphabetischer Reihenfolge Wörter erklärt, die aus den Bereichen Sterben, Tod, Bestattung und Trauer stammen. Der dritte Band wird als "Praktisch-aktueller Teil" bezeichnet. Er beginnt mit dem Stichwort "Abfallbeseitigung" und endet mit "Zwei-Felder-Wirtschaft". Natürlich liest man ein solches Wörterbuch selten von Anfang bis Ende durch. Doch wenn man zum Beispiel einmal schaut, was zum Thema Friedhöfe gesagt wird, dann findet man eine Reihe von informativen Artikeln, die von einer ausführlichen rechtlichen Begriffsdefinition des Friedhofes als Beisetzungsstätte mit Verweisen auf weitere Eintragungen zum  Friedhof als Ort der "Trauer", auf "Gräber und Grabstätten", den "Friedhofstourismus", "Naturbestattungen", "alternative Beisetzungsarten", "Zukunftsperspektiven" der Friedhöfe, "kirchliche Friedhöfe" und "Friedhofsgestaltung" zu weiteren Stichworten, wie "Friedhof als öffentlicher Grünraum" oder "berühmte Friedhöfe" reicht. Selbst "Friedhofsführungen" werden unter einem eigenen Stichwort abgehandelt.

Mit ihren zahlreichen Verweisen im Text lesen sich die Beiträge ein wenig wie eine Internetseite, auf der man interessanten Links zu anderen Seiten folgen und sich sozusagen im vielfältigen Angebot der Informationen sowohl ein wenig verlieren kann, als auch auf neue Zusammenhänge stößt, die man zuvor nicht wahrgenommen hat. Daneben - und das ist ein nicht unerheblicher Gewinn der aufwendigen und langfristigen Sammelarbeit des Autors - werden viele Begriffe durch diese Lexikonreihe zum ersten Mal eindeutig festgelegt und können so von allem am Geschehen Beteiligten in gleicher Weise benutzt werden. Selbstverständlich sollte das Lexikon also in allen Bereichen vorhanden sein, die mit Sterben und Bestatten zu tun haben. Aber auch Friedhofsfreunde, die sich ja hauptsächlich um den Erhalt historischer Bestattungsplätze kümmern, können daraus Nutzen und zahlreiche Informationen ziehen.

Großes Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur. Wörterbuch zur Sepulkralkultur. Praktisch-aktueller Teil: Von Abfallbeseitigung bis Zwei-Felder-Wirtschaft. Herausgegeben vom Zentralinstitut für Sepulkralkultur Kassel. Bearbeitet von Reiner Sörries u.a.. Frankfurt a. M. (Fachhochschulverlag) 2010, 550 S., zahlreiche schw.-w. Abb., 66,00 Euro, ISBN  978-3-940087-67-6