Freitag, 27. Mai 2011

Nutzungskonzept für aufgelassene Friedhöfe - ein neues Projekt an der Hochschule Osnabrück

Ein Beitrag von Niels Biewer

Der Hase- und der Johannisfriedhof in Osnabrück, Baudenkmale nach § 3 Abs. 3 Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz (NLD 2004), befinden sich in der Entwidmungsphase. Diese 1808 angelegten Friedhöfe sollen zum Ende 2015 entwidmet und in der Folge voraussichtlich als Parkanlage mit Friedhofscharakter weiter unterhalten werden.
Johannisfriedhof: Weitgehend abgeräumte
Fläche in der V. Abt. (Foto Biewer)
Viele Beispiele in Deutschland (wie der Neustädter Friedhof in Hannover, der Überwasser-Friedhof in Münster, der Albani-Friedhof in Göttingen, der St.-Petri-Friedhof in Braunschweig und viele mehr) machen deutlich, dass die schlichte Umwidmung in eine Grünanlage meist mit einem großen Verlust bezüglich Grabmalen, Wegeführung, Pflanzenbestand etc. einhergeht. Aus diesem Grund sollte bereits vor der Entwidmung ein Konzept vorliegen, welches klar aufzeigt, wie weiterhin mit den jeweiligen Flächen umzugehen ist. Dies betrifft sowohl die Pflege als auch die Nutzung.

Vor diesem Hintergrund wird zurzeit an der Hochschule Osnabrück (Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur) in Kooperation mit zehn Partnern aus der Verwaltung, der Wirtschaft sowie eines Vereins, ein Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Kulturdenkmalen mit Grünbestand am Beispiel der zwei Denkmale Hase- und Johannisfriedhof erarbeitet. Gefördert wird dieses zweijährige Projekt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Unter Berücksichtigung des § 9 des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes (NLD 2004), der besagt, dass für Baudenkmale eine Nutzung anzustreben ist, die die Erhaltung des Denkmals auf Dauer gewährleistet, sollen für die zwei Untersuchungsgebiete mit ihren alten Baumbeständen, parkähnlichen Strukturen, historisch bedeutenden Einfriedungen und Grabstätten Szenarien im Sinne einer denkmalverträglichen Nutzung entwickelt werden.
Hasefriedhof: Die ältesten
Pfeilgrabmale in der I. Abt. (Foto Biewer)
Nachdem zu Beginn des Projekts Thesen, Leitbilder und Ziele formuliert sowie mögliche Funktionen historischer Friedhöfe herausgestellt wurden, wird momentan eine solide und aktuelle Grundlagenforschung vor Ort und im näheren Umfeld der Untersuchungsgebiete durchgeführt. Zum einen werden die gegenwärtigen Nutzungsformen anhand von regelmäßigen Begehungen und Befragungen analysiert: Wer nutzt die Friedhöfe wie und warum, was für ein Bezug besteht zwischen den Nutzern und der Fläche und welche Erwartungen, Wünsche und Ängste spielen mit? Zum anderen wird das Nutzungspotential analysiert: Durch die Erfassung der Naturelemente und der Bausubstanz soll aufgezeigt werden, inwiefern einzelne Bestandteile für den Besucher erfahrbar gemacht werden können und wie sie sich mit Bestandteilen der Stadt Osnabrück verknüpfen lassen? Große Beachtung kommt auch der Beantwortung der Frage zuteil, welche Interessensgruppen zu welchen Themenfeldern für die Denkmale gewonnen werden können.
Johannisfriedhof: Blick durch den
Torbogen von der V. in die IV. Abt. (Foto Biewer)
Anschließend sollen auf Grundlage der Ergebnisse konkrete Nutzungs-Szenarien erarbeitet werden. Die mit konzeptionellen Maßnahmenvorschlägen angefüllten Szenarien sollen gegeneinander abgewogen und bewertet werden, um zu durchführbaren Ergebnissen zu gelangen.

Die Ergebnisse sollen unter Beachtung wirtschaftlicher, kultureller, ökologischer und die Bildung betreffender Aspekte auf andere Flächen, die Parallelen zu den zwei Untersuchungsgebieten aufweisen, übertragbar sein. Das Projekt berücksichtigt zudem die Belange von kleinen und mittleren Unternehmen, insbesondere die als Kooperationspartner beteiligt sind.

Hochschule Osnabrück
Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur
Dipl.-Ing. (FH) Niels Biewer

Oldenburger Landstraße 24
49090 Osnabrück