Dienstag, 31. Januar 2012

Die Kunst im Stillen - Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen Bd. 4

Buchcover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung von A.E.O. Paul)
Schon im Mai letzten Jahres ist der vierte der - hier schon vorgestellten - Bände der "Kunst im Stillen" herausgekommen, einer sehr verdienstvollen Reihe, die sich den Kunstwerken auf Leipziger Friedhöfen widmet; verdienstvoll auch deshalb, weil der Autor Alfred E. Otto Paul für sein Werk  am 15. Dezember des letzten Jahres den Mitteldeutschen Historikerpreis in der Kategorie Kunstgeschichte zugesprochen bekam.

Der neue vierte Band des breit angelegten Werkes über die Grabmale Leipzigs widmet sich nur den Kunstwerken des Leipziger Südfriedhofs, dessen  125jähriges Jubiläum - er wurde am 1. Juni 1886 eingeweiht - im letzten Sommer gefeiert wurde.

Wieder versammelt der Autor in schon bekannter Weise einundzwanzig Kunstwerke, über deren historische Hintergründe, also die Auftraggeber, Künstler und die dort bestatteten Persönlichkeiten er  ausführliche und historisch gründliche Recherchen angestellt hat. Wie schon gewohnt lassen diese Informationen kaum eine Frage unbeantwortet und öffnen dem Leser damit interessante Perspektiven auf die Geschichte Leipzigs und seiner großbürgerlichen Bewohner im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Zu Beginn geht der Autor in einer kurzen Einführung auf die Geschichte des Südfriedhof ein und nennt die Persönlichkeiten, die dessen Gestaltung maßgeblich beeinflusst haben. Das Geleitwort des Kunsthistorikers Michael Stuhr fasst dann die vorgestellten Grabmale unter unterschiedlichen ikonografischen Aspekten zusammen und definiert diese Kunstwerke treffend als "Artefakte einer vergangenen, christlich-religiösen Gedächtniskultur hochgebildeter und vermögender Grossstadtbürger". Und wieder begegnet man in diesem Band eindrucksvollen Bildern und Geschichten. Stellvertretend sei hier nur die Grabstätte der Familie Rehwoldt genannt, die der Künstler Alois Kolb im Stil der Wiener Sezession gestaltet hat, wobei der Autor herausgefunden hat, dass derselbe Künstler schon ein Jahr zuvor die Hochzeitsgrafik des jung-verstorbenen Ehemannes geschaffen hatte, die am Ende des Artikels auch abgebildet ist. Dieses Kunstwerk ist zwar eines der wenigen rein architektonisch ausgestalteten Grabmale, während es sich bei den meisten Werken, die Alfred E. Otto Paul vorstellt, um Plastiken handelt, doch ragt es in seiner fast avantgardistischen Gestaltung ebenso aus der üblichen Grabmal-Kultur hervor wie die figürlichen Werke anderer Bildhauer.

Die letzten Seiten widmet der Autor - wie auch in den vorhergehenden Bänden - den Leipziger Bildhauern; in diesem Fall sind es Wilhelm und Bruno Wollstädter, deren Firma auch für die Bauplastik in Leipzig zahlreiche Werke geschaffen hat, sowie dem unbekannteren, aber in seinen Werken nicht uninteressanten Paul Stuckenbruck, dessen Lebensgeschichte und Werk noch auf eine gründliche Aufarbeitung wartet.

Es ist hier nicht der Platz auf die vielen weiteren großartigen Grabanlagen einzugehen, die gerade in diesem Band versammelt sind und die doch nur einen Bruchteil der Kunstschätze wiedergeben, die gerade auf dem Leipziger Südfriedhof zu finden sind. Deshalb sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die Bände der "Kunst im Stillen" insgesamt auf die historische Grabmalkunst mit einer Mischung aus wunderbaren Überblicks- und Detailfotos, sowie mit informativen Sachtexten dazu einladen, sich mit dieser Materie näher zu befassen. Zugleich bilden Werke dieser Reihe eine ernste Mahnung an alle Verantwortlichen, dieses kulturelle Erbe mehr wert zu schätzen und sich für seine Erhaltung einzusetzen.

Der Autor arbeitet übrigens schon an einem fünften Band, der in Kürze herauskommen soll.

Die Reihe "Kunst im Stillen" ist nicht über den Buchhandel zu beziehen, sondern kann nur in der Geschäftsstelle der Paul-Benndorf-Gesellschaft am Haupteingang des Südfriedhofes (Prager Straße) oder im Rahmen der Führungen von Alfred E. Otto Paul zum Abholpreis von 9,30 Euro erworben werden. Bestellungen werden unter paul.sepulkral@t-online.de oder telefonisch unter 034297-12305 entgegengenommen.

Montag, 9. Januar 2012

170 Jahre Worringer Friedhof am Hackhauser Weg

Buchcover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung
vom Heimatarchiv Worringen e.V.)
Worringen ist heute ein Stadtteil im Norden von Köln. Schon vor der Römerzeit besiedelt bildete der Ort jahrhundertelang die größte Ansiedlung zwischen Köln und Neuss. Spätestens seit dem 13. Jahrhundert gab es auch eine Kirche mit einem Kirchhof.

Der in dieser großformatigen Broschüre vorgestellte Friedhof wurde allerdings wohl erst ab dem 6. Oktober 1841 in Benutzung genommen. Die Arbeit des Redakteurs  Manfred Schmidt, die verdienstvoller Weise vom Heimatarchiv Worringen e.V. herausgegeben wurde, widmet sich nicht nur diesem Friedhof, sondern geht in fünfzehn - zum Teil recht kurzen - Kapiteln auf die geschichtliche Entwicklung der Friedhöfe ganz allgemein ein, widmet sich den Begräbnisstätten im Kölner Norden in der Römerzeit und reißt die Kirchen- und Friedhofsgeschichte von Worringen an, um dann auf die ehemalige Kirche von St. Pankratius einzugehen, die schon 1838 profaniert wurde. Ihren Kirchhof ersetzte 1841 der neue Begräbnisplatz am Hackhauser Weg.

Für Ortsansässige mag das alles ganz selbstverständlich klingen, doch hat es einer Ortsfremden, wie mir, ein wenig Mühe gemacht, diese Informationen aus dem Text herauszulesen, besonders da der Autor nach dem Kapitel über St. Pankratius erst einmal auf ein altes Gedenkkreuz, das Kriegerdenkmal und sehr interessante Grabkreuze des 16. Jahrhunderts vom ehemaligen Friedhof eingeht, bevor er schließlich dem Leser den Friedhof vorstellt, um den es in der Broschüre eigentlich geht. Für dessen Geschichte, die zu einem großen Teil in der Wiedergabe von Aktenauszügen besteht, reichen dann elf Seiten, der insgesamt 165 Seiten starken Publikation aus, allerdings ergänzt  durch einen Rundgang über den Friedhof, der auf den letzten gut achtzig Seiten zu finden ist, so dass man schließlich am Ende doch beträchtlich viel über den "Jubilar" erfahren kann.

Insgesamt aber finde ich, dass es besser gewesen wäre, wenn der Autor sich nur auf den Friedhof beschränkt hätte, um dessen Jubiläum es hier geht. Denn er geht zwischendurch auch noch - relativ eklektisch - auf die historische Entwicklung der Bestattungskultur, auf Brauchtum und auf die Pflanzensymbolik auf Grabmalen ein, alles Themen, die anderswo schon ausführlicher abgehandelt worden sind. Auch wäre es gut gewesen, wenn das Heimatarchiv sich beim Layout hätte fachlich beraten lassen. Die Schrift ist ungewöhnlich groß, für die Bildunterschriften wurde keine kleinere Schriftgröße gewählt und die Durchmischung der schwarzen Schrift mit roten Absätzen, die als Anmerkungen gekennzeichnet sind, ist ziemlich ungewöhnlich für eine historisch orientierte Arbeit. Trotz dieser Anmerkungen sei es ausdrücklich begrüßt, dass man sich in Worringen überhaupt die Mühe gemacht hat, diese Broschüre zu erstellen und damit der Öffentlichkeit ein Stück rheinischer Friedhofskultur näher zu bringen.

„170 Jahre Worringer Friedhof am Hackhauser Weg“, 170 S., 116 Abb, 10 EUR
Die Broschüre ist zu erhalten beim Heimatarchiv Worringen e.V., email@heimatarchiv-worringen.de 



Donnerstag, 5. Januar 2012

Das Sepulkralmuseum in Kassel wird 20 Jahre alt


Das Kasseler Museum begeht am 2. Februar um 18.30 mit einem Festakt - nur für geladenen Gäste - sein zwanzigjähriges Bestehen.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann und weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens werden an diesem Abend Grußworte übergringen.

Das Museum versteht sich seit seiner Gründung als überregionale kulturhistorische Einrichtung, die eine Begegnung mit der "reichen Tradition der Sterbe-, Bestattungs- und Trauerkultur" ermöglichen und "zugleich Denkanstöße für die Gegenwart geben" will. In der Dauerausstellung werden Teile der sich weiter vergrößernden Sammlung gezeigt. Wechselnde Sonderausstellung gehen auf  unterschiedliche Bereiche ein, die mit der Kulturgeschichte des Todes verbunden sind. Dabei kommen sowohl Künstler  wie die historische Forschung zu Wort.

Außerdem  werden in Kassel Ausstellungskataloge und die beiden Publikationsreihen Kasseler Studien und Kasseler Manuskripte zur Sepulkralkultur herausgegeben. Auch in der Zeitschrift Friedhof und Denkmal werden regelmäßig einzelne Sammlungsgegenstände vorgestellt. Nicht zu vergessen das  umfangreiche museumspädagogische Programm, das sich besonders auch an Kinder- und Jugendliche wendet.

Ich wünsche dem Museum und allen seinen gegenwärtigen und zukünftigen Mitarbeitern, dass sie noch viele weitere Jubiläen feiern können!

Was ist ein "World Café"? - Ein Nachtrag

Wordcafé (Zeichnung Leisner)
Mir war nicht bewusst, dass der Begriff World Café eine ganz bestimmte Art von Zusammenkunft bezeichnet und deswegen schicke ich für alle, die das auch noch nicht wissen, diesen kleinen Nachtrag hinterher.

Laut Wikipedia ist das World-Café eine Workshop-Methode, die von den US-amerikanischen Unternehmensberatern Brown und Isaacs entwickelt wurde und für Gruppengrößen von 12-2000 Teilnehmenden geeignet ist. Menschen sollen dabei miteinander in ein konstruktives Gespräch zu Themen gebracht werden, die für die Teilnehmenden relevant sind. Die Gespräche sollen in einer entspannten Atmosphäre stattfinden und haben das Ziel, gemeinsames Wissen sichtbar zu machen, um so neue Perspektiven, Denkweisen und Handlungsoptionen zu entwickeln.

Ein World-Café dauert etwa 45 Minuten bis drei Stunden: Die Teilnehmenden sitzen im Raum verteilt an Tischen mit vier bis acht Personen. Die Tische sind mit weißen, beschreibbaren Papiertischdecken und Stiften bzw. Markern belegt. Ein Facilitator oder Moderator pro Tisch führt als Gastgeber zu Beginn in die Arbeitsweise ein, erläutert den Ablauf und weist auf die Verhaltensregeln, die Café-Etikette, hin. Dann werden zwei oder drei unterschiedliche Fragen in aufeinander folgenden Gesprächsrunden von 15 bis 30 Minuten an allen Tischen bearbeitet. Zwischen den Gesprächsrunden mischen sich die Gruppen neu. Nur die Gastgeber bleiben die ganze Zeit über an einem Tisch: Sie begrüßen neue Gäste, resümieren kurz das vorhergehende Gespräch und bringen den Diskurs erneut in Gang. Das World-Café schließt mit einer Reflexionsphase ab.

Montag, 2. Januar 2012

1. World Café für Freundeskreise historischer Friedhöfe

Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal in Kassel kündigt ihr "1. World Café" für Freundeskreise historischer Friedhöfe an und schreibt dazu:

"Auf zahlreichen Friedhöfen gibt es aus kultureller Sicht „Kostbarkeiten“ zu bewahren. Viele Förderkreise für historische und andere Friedhöfe engagieren sich deshalb beispielsweise für erhaltenswerte Grabsteine, Kleinarchitekturen, Grünanlagen und auch den Naturschutz. Doch gibt es wenig Möglichkeiten zum Austausch zwischen solchen Freundeskreisen … was also machen eigentliche die anderen?
Wir möchten alle Freundeskreise für Friedhöfe aus verschiedenen Regionen Deutschlands in das Museum für Sepulkralkultur einladen, um miteinander in’s Gespräch zu kommen. Sie treffen im persönlichen Gespräch in lockerer Atmosphäre auf andere Engagierte, um sich miteinander auszutauschen."

1. World Café für Freundeskreise historischer Friedhöfe 
4. Februar 2012, 11 bis 16 Uhr
Moderation: Diplomtheologin Birgit Aurelia Janetzky
Veranstaltungsort: Museum für Sepulkralkultur
Kosten: 45,- € / 30,- € erm. für Auszubildende und AFD-Mitglieder. Für einen Mittagsimbiss ist gesorgt.