Donnerstag, 24. April 2014

Da liegt der Hund begraben.

Inzwischen liegt das kleine Buch vor mir, das ich im Post vom 21. März angekündigt habe. Susanna Kolbe hat sich auf modernen Tierfriedhöfen umgesehen und zur historischen Tierbestattung geforscht. Daraus ist ein Buch entstanden, das - reich bebildert - einen gut lesbaren Überblick über die Geschichte und Gegenwart der Bestattung von Tieren gibt. 

Der handliche Band teilt sich in zwei Hauptteile. Begonnen wird mit einem Überblick über die Geschichte der Tierbestattung, die von den ägyptischen Tiermumien bis zu den teilweise anrührenden Geschichten besonders treuer Hunde reicht, für die – nicht nur, aber doch sehr oft – eigene Erinnerungsmale in den Landschaftsparks des 18. und 19. Jahrhunderts aufgestellt wurden.
Grabmal des Folichon in Bayreuth 
Dabei ist mir übrigens ein kleiner Fehler aufgefallen: Auf Seite 16 geht es um das Grabmal des Zwergspaniels Folichon. Er gehörte Wilhelmine von Preußen der späteren Markgräfin von Bayreuth und Schwester des Friedrichs II. und erhielt im Park Eremitage in der Nähe von Bayreuth ein opulentes Grabmal in Form einer antiken Säulenstellung. Allerdings ist dieses Grabmal nicht dem Grabmal des Vergil in Neapel nachgebildet, wie es im Text heißt. Nur als Anmerkung: Wilhelmine von Preußen hat das Grab Vergils tatsächlich persönlich besucht und sogar einen Lorbeerzweig von dort mitgenommen, den sie ihrem Bruder verehrt hat. (Siehe dazu die Abbidlungen des Grabmals des Vergil und vgl. auch: Konstanze Baum: Ein Lorbeerzweig für Friedrich den Großen. Wilhelmine von Bayreuth am Grab Vergils (1755).In: Italien in Preußen - Preußen in Italien. Hg. von der Winckelmann-Gesellschaft. Stendal 2006, S. 11-34.)


Historische Postkarte vom Eingangstor zum Cimitière des chiens
(Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Dog_cimeti%C3%A8re.jpg)
Doch das schmälert natürlich nicht den Wert des Buches, in dem neben den Einzelgräbern auch historische Tierfriedhöfe vorgestellt werden. Besonders dem „Cimetière des chiens“ am Rande von Paris wird breiter Raum gegeben. Seine mit Tieren geschmückten Grabmale werden in einem ausführlichen Bildteil gezeigt. Ein kurzer Exkurs führt außerdem zur Tierbestattung in der Literatur, für die sicher noch viel mehr Beispiele zu finden sind, als der Friedhof der Kuscheltiere und einige andere Stellen in englischsprachigen Romanen.

Nach diesem geschichtlichen Abriß geht es um den gegenwärtigen Umgang mit toten Tieren. Als erstes wird die Begrifflichkeit geklärt. Der Unterschied zwischen Haustier und Heimtier war mir persönlich bisher nicht geläufig. Es macht aber Sinn, wenn neben den Nutztieren in Haus und Hof - Hofhund, Hühner, Schweine - die mehr oder weniger verhätschelten tierischen Hausbewohner wie Schoßhund, Katze und andere „Familienmitglieder“ als Heimtiere definiert werden. Die innigen Beziehungen, die Menschen mit ihren tierischen Lebenspartnern verbinden, sind das eigentliche Thema, wenn es um Tiertod, Tierkörperbeseitigung und die (Tier-)bestattungskultur in Vergangenheit und Gegenwart geht. Dabei wird der Beruf des Tierbestatters ebenso wie die Feuerbestattung für Tiere – am Beispiel des Portaleums in Berlin – thematisiert. Zahlreiche Fotos von modernen Tierfriedhöfen untermalen die persönlichen Eindrücke, die die Autorin beim Besuch dieser Anlagen gesammelt hat. 

Insgesamt legt Susanna Kolbe einen knappen Abriss des gegenwärtigen Zustandes der Tierbestattung vor. Frappierend ist dabei, wie sehr Tiere in unserer Zeit vermenschlicht werden. Ihre Bestattungen und ihre Friedhöfe ähneln den letzten Ruhestätten ungemein, die für Herrchen und Frauchen angelegt werden. Die tierische Nähe zum Menschen in Verbindung mit dem zunehmenden Flächenüberhang auf Friedhöfen hat inzwischen sogar dahin geführt, dass selbst kirchliche Friedhöfe damit liebäugeln Flächen für die Bestattung von Tier und Mensch zu öffnen. Ein erstes konkretes Beispiel ist der Tierfriedhof im Wiesengrund in Karlshorst (Berlin), dessen Fläche von dem bestehenden evangelischen Friedhof abgetrennt und für Tiere hergerichtet worden ist. Und mehr noch: Während viele Menschen einsam in Einrichtungen wie Kliniken und Altenheimen sterben, findet der Tiertod oft zuhause statt, wie die Autorin konstatiert.


Susanna Kolbe: Da liegt der Hund begraben. Von Tierfriedhöfen und Tierbestattungen. Marburg 2014, 135 S. zahlreiche farbige u. s.-w. Abb., Jonas-Verlag

Montag, 21. April 2014

Digitalinvasions - neue Medien auf dem Assistens Kirkegaard in Kopenhagen

"Invading Assistens Churchyard – #Digitalinvasions #ak in Copenhagen" heißt ein Post auf der Seite der Journalistin Marlene Hofmann. Was ist damit gemeint?
Logo der Digitalen Invasionen

Frau Hofmann schreibt, dass die Digitalen Invasionen 2013 in Italien anfingen und dass das Konzept sich in diesem Jahr international verbreitet: Zwischen dem 24. April und dem 3. Mai werden Menschen in Italien und überall in der Welt kulturelle Orten "überfallen" und kreativ werden. 

Die Ergebnisse und der Prozess werden online geteilt, wobei stets das Hashtag - gibt's anscheinend kein deutsches Wort dafür, gemeint ist das Zeichen # - #digitalinvasions gebraucht wird. Digitale Invasionen gelten als ein großes Beispiel für neue Konzepte, mit denen sich Menschen aktiv an Kultur beteiligen und die digitale und die "off line" - also nicht digitale - Welt verbinden können. 

Marlene Hofmann selbst will den Assistens Kirkegaard in Kopenhagen überfallen. Das ist natürlich nicht so sehr ein Überfall, als vielmehr ein Spazierengang mit dem Smartphone in der einen und einer Tasse Kaffee in der anderen Hand (das stell ich mir allerdings etwas mühsam vor!). Jeder der Lust hat, kann dabei mitkommen. Sowieso ist dieser Friedhof bei den Kopenhagenern sehr beliebt, denn auf ihm wird schon lange ein Konzept umgesetzt, das Beerdigungen, Erholungsflächen und Erinnerung an berühmte Persönlichkeiten mit Ausstellungen und pädagogischer Begleitung miteinander verbindet und außerdem gehört dieser Spaziergang ja zu einem "internationalen Ereignis".

Das "Kulturcentret Assistens" hat übrigens eine interaktive Karte  mit vier verschiedenen Routen ins Internet gestellt und für die Digitale Invasion soll die Dichterroute begangen werden. Marlene Hofmann startet ihre Tour am Freitag, 25. April um 14 Uhr beim Kulturcentret Assistens (Kapelvej 4). Wer dabei sein will kann sie einfach am Startpunkt treffen und mitgehen. Sie selbst wird ihren Spaziergang über Twitter und später in ihrem Blog mit der Welt teilen. (Ihre Twitteradresse ist @MH_TextWeb und hier ist nochmal der Link zu ihrem Blog). In den sozialen Medien wie Facebook und Google+ kann man unter den Hashtags #digitalnvasions #ak (für Assistens Kirkegård) suchen, denn wer mitgeht, soll natürlich auch über seine Eindrücke twittern oder bloggen.
Mehr Information über #digitalinvasions gibt es übrigens unter Invasioni Digitali. Dort steht auch eine Karte, auf der alle "Überfälle" in der ganzen Welt verzeichnet sind. Natürlich gibt es die meisten zur Zeit noch in Italien, aber vielleicht ändert sich das ja bald. 

Auf deutsch erklären die Kulturkonsorten (München), wie man einen solchen "Überfall" organisiert. 

Vielleicht bekommt ja noch jemand Lust, seinen historischen Friedhof auf diese Weise der weltweiten Internetgemeinde und natürlich auch den Menschen vor Ort vorzustellen?

Donnerstag, 17. April 2014

„Schneeflocke & Schwarzer Schwede“ - Grabgestein auf dem städtischen Görlitzer Friedhof



Literaturtheater Dresden auf der Führung "Schneeflocke &
Schwarzer Schwede" in Görlitz
Evelin Mühle, Leiterin des Eigenbetriebs Städtischer Friedhof GR in Görlitz schickte mir die Pressemitteilung zu einer Führung der besonderen Art, die schon im letzten Jahr anläßlich des hundertjährigen Jubiläums des Görlitzer Krematoriums stattfand und die auch dieses Jahr im Juli wieder angeboten wird:

" 'Schneeflocke & Schwarzer Schwede' so hieß die Friedhofsführung, die am 26. Oktober 2013 auf dem Städtischen Friedhof stattfand und bei herrlichstem Herbstwetter große Resonanz fand. Während sonst meistens darüber gesprochen wird, was auf dem Grabstein draufsteht, ging es diesmal vorrangig um das, was gewissermaßen in dem (Grab)Stein drin steckt. Zusammen mit Mitarbeitern der Senckenberg - Institute Dresden und Görlitz wurden Steine vorgestellt – Pflastersteine, Grabsteine, Treppensteine … und sogar ein Blick auf die Grauwacke in 1,50 Tiefe war möglich.

Der interessante Spaziergang war gespickt mit einigen Überraschungen, denn das Literaturtheater Dresden beschäftigte sich und die Gäste mit der Frage „Wer hat Gogols Schädel gestohlen?“. Dass es dabei sogar kulinarische Einblicke in die russische Friedhofskultur gab, war für alle erheiternd, für manche sogar magenfüllend.

Als Startpunkt der Führung wurde das 100jährige Krematorium gewählt, in dem im Katafalk - Bereich der besonders wertvolle Kalkstein Belgisch Granit verwendet wurde. Mit bloßem Auge sichtbar sind dort Korallen und Bruchstücke fossiler Organismen. Ziel der Führung war schließlich die Alte Feierhalle, die sich durch die eben zu Ende gegangene Ausstellung „Feuer & Flamme“ wunderbar für den Schlussakkord des Literaturtheaters eignete. Und ganz nebenbei konnte auch noch der 2000. Ausstellungsbesucher mit einer Flasche Wein begrüßt werden.

Eine Friedhofsführung in dieser Art war einmalig. Aber wer wissen will, was in den Steinen drin steckt und vielleicht ein bisschen besser erkennen möchte, worauf wir laufen oder was genau wir im Schuh haben, dem sei die neue Broschüre aus der Senckenberg-Reihe „GEOKommunen“ empfohlen. Die Nr. 5 trägt den Titel:

„Grabmalgesteine auf dem Städtischen Friedhof Görlitz“

Vorgestellt werden neben ausgewählten Grabmalen auch die im Krematorium, der Alten Feierhalle und als Pflaster verwendeten Steine, ergänzt um interessante Informationen zu den Grabstellen selbst, einem Friedhofsplan und schließlich einem Blick über die Grenze des Städtischen Friedhofes auf die Steine des Nikolaifriedhofes. Die Broschüre kostet 5,00 € und ist erhältlich in der Friedhofsverwaltung."

In einem späteren Post werde ich auch die Broschüre noch ausführlicher vorstellen. Hier folgt der Flyer mit den Terminen in Görlitz für das Jahr 2014



Montag, 14. April 2014

Osternacht im Mausoleum - Eine liturgische Performance zur Auferstehung Jesu

Mauseleum Kretschmer (ehemals von Schröder),
Foto Marianne Didiér 2005
Auf dem Ohlsdorfer Friedhof wird am Ostersonntag, 20.April, von 0 Uhr bis Sonnenaufgang im Mausoleum Kretschmer (gegenüber Kapelle 7) eine ungewöhnliche Veranstaltung stattfinden, die als "Liturgische Performance zur Auferstehung Jesu" angekündigt wird.

Das Mausoleum kann dem Zeitraum von Mitternacht bis zum Morgengrauen zu beliebiger Stunde besucht werden, um sich mit den Mitwirkenden auf die Auferstehung Jesu und das Osterfest einzustimmen. An der Performance wirken mit: Der Hochschulpastor von Lüneburg, Bernd Vogel, die Prädikantin in Hamburg, Petra Roedenbeck-Wachsmann, die Sängerin Julia Kretschmer-Wachsmann und die Tänzerin Nora Wachsmann. Veranstalter ist der Verein der Nachbar-Café Kirchenbank.

Es wird dazu auch ein Imbiss vorbereitet. Deshalb muss man sich anmelden und eine Spende ist natürlich dafür sehr erwünscht.
Anmeldung unter: Cafekirchenbank@gmx.de

Ich finde die Idee auf dem Friedhof die Osternacht zu liturgisch zu feiern sehr schön und denke, dass sie auch auf anderen historischen Friedhöfen umgesetzt werden könnte.

Für die Hamburger, die gern teilnehmen wollen, sei noch darauf hingewiesen, dass man zu dieser Zeit mit PKWs nur über den Friedhofseingang Kornweg (Wellingsbütteler Landstrasse/Borstels Ende) auf den Friedhof kommt, dessen Tore ansonsten abgeschlossen sind. Man folgt dort dann der Ausschilderung zur Kapelle 7 und kann direkt dort auch Parken. Fußgänger und Fahrradfahrer benutzen aus demselben Grund den Fußgänger- und Fahrradeingang Kleine Horst an den Mausoleen.