Donnerstag, 22. Mai 2014

Wieso hat jemand einen Hund begraben?

Ein Hundegrab in Wladivostok (Russland), 
Foto Ondřej Žváček, entnommen 

Da habe ich gerade das Büchlein, zu den Tiergräbern hier besprochen und auf die Tagung in Irsee hingewiesen, da erzählt mir das Netz, dass da gar nicht der Hund begraben ist, sondern, "dass man im Mittelalter nicht den »hunt«, sondern die »hunda« (Beute) vergrub. Das Wort »hunda« verschwand, die Redewendung aber blieb. Und so liegt jetzt der Hund begraben da." Das verraten etymologischen Wörterbücher und sie "erzählen uns ... noch mehr: Was sahen unsere Vorfahren im Hund? Ein Nutztier, einen treuen Weggefährten, eine Plage? Und wieso taucht der Hund so oft in Schimpfwörtern auf?" Ich zitiere hier aus der Ankündigung zur Ausstellung "Spurensuche in der Welt der Wörter"'  in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig vom 23.05.2014 – 27.06.2014.

So kommt man auf den Hund! "Da liegt der Hund begraben" heißt umgangsprachlich übrigens soviel wie "dies ist die Ursache der (unüberwindlichen) Schwierigkeiten; dies ist der Kern der (unangenehmen) Angelegenheit/Sache".


Mittwoch, 21. Mai 2014

Grabmalgesteine auf dem Städtischen Friedhof Görlitz

In meinem Post vom 17. April  habe ich schon auf das neue Heft "Geokommunen 5 - Geologie in sächsischen Städten" mit dem oben genannten Titel hingewiesen, das in der Reihe "Miniaturen zur Geologie Sachsens" erschienen ist. Schon vor Jahren habe ich die damals noch recht klein geratenen Hefte Geokommunen 2 und 3 zum Johannisfriedhof und zum Urnenhain in Dresden-Tolkewitz hier besprochen. Jetzt kann ich als erstes die erfreuliche Tatsache vermerken, dass das neue Friedhofsheft aus dieser Reihe in einem deutlich größeren Format (A5) erschienen ist. Dadurch ist es natürlich sehr viel angenehmer zu lesen und anzuschauen als die älteren Hefte.

Titelbild des neuen Friedhofsheftes
der Geokommunen, Senckenbergmuseum
(Copyright Titelfoto:
Martin Menz, Senckenbergmuseum)
Wieder ist ein Büchlein entstanden, dass durch sein schönes Layout genauso zum Anschauen verleitet, wie es natürlich auch dazu geeignet ist sich mit der Materie der Grabmalgesteine intensiver auseinanderzusetzen. Zugleich bildet dieses Heft aber auch einen Friedhofsführer, Es gibt Artikel über die Geschichte des Städtischen Friedhofs in Görlitz und über seine Bauten, zu denen die neoklassizistische Feierhalle aus den 1870er Jahren ebenso gehört, wie das 1913 erbaute Krematorium mit seinem modernen Anbau. Darauf folgen die wichtigsten Grabstätten, die nicht nur mit ihren unterschiedlichen Gesteinsarten, sondern auch mit ihrer Geschichte und teilweise auch mit kurzen Lebensläufen und Porträts der Bestatteten vorgestellt werden. Ganz nebenher erhält man so einen Überblick über die Ortsgeschichte.

Gleichzeitig ist das Heft aber auch vor Ort als Friedhofsführer zu nutzen, denn die vorgestellten Grabmale sind durchnummeriert und in einen in der Mitte ausklappbaren Plan eingezeichnet, der zudem Aufschlüsse über die unterschiedliche geologische Ausformung des Friedhofsgebietes enthält.

Damit ist auch dieses Heft der Geokommunen wieder viel mehr als ein Gesteinsführer und man kann die Autoren, Fotografen und den Gestalter nur dazu beglückwünschen.


Montag, 19. Mai 2014

Cemetery Resource Protection Training (CRPT) Conference

Auch anderswo auf der Welt interessieren sich Menschen für historische Friedhöfe und wollen sie erhalten. Mir fiel dieser Hinweis auf die erste Konferenz/Workshop zur Erhaltung von Friedhofskultur in Florida auf. Am 3. und 4. Juni 2014 werden in Gainesville Experten für historische Friedhöfe und andere Leute, die sich mit Friedhofserhaltung befassen, Vorträge halten und Workshops leiten. Die Tagung wird vom "Florida Public Archaeology Network" veranstaltet in Kooperation mit der Stadt Gainesville und der "Historic Evergreen Cemetery Association". Wer sich für die Tagung näher interessiert findet das Programm hier.

Mittwoch, 14. Mai 2014

Solange ich lebe, kriegt mich der Tod nicht

Das ist der Titel einer Ausstellung im Sepulkralmuseum in Kassel, die am 4. Mai zuende gegangen ist. Ich habe sie gerade noch sehen können und komme erst jetzt dazu darüber zu schreiben. Eigentlich ist es auch keine Ausstellung nur zum Sehen, sondern eher eine zum Hören. Sie ist das Ergebnis eines langfristigen Projektes von Friedhofsgängen mit Schriftstellern. Zu sehen ist jeweils das Bild eines Autors oder einer Autorin auf dem Friedhof, den er oder sie sich ausgewählt hat. Dazu bekam man einen Audioguide und konnte die Interviews auf den - zum größten Teil historischen - Friedhöfen hören, die der Initiator und Journalist Tobias Wenzel jeweils geführt hat.

So hat zum Beispiel Cees Notteboom das Grab der deutschen Rekordfliegerin Marga Wolf von Etzdorf auf dem Invalidenfriedhof in Berlin gesucht oder der argentinische Autor Felix Bruzzone hat auf der Miltärbasis Campo de Mayo bei Buenos Aires von dem Grab seiner Eltern erzählt, das nicht existiert, weil sie von der Junta ermordet wurden. Es sind viele verschiedene Leben und ganz unterschiedliche Gedanken zum Tod und zum Friedhof, mit denen man in dieser Ausstellung konfrontiert wird. Die Begräbnisplätze sind dabei sozusagen die Ideenträger, die dazu anregen sich mit dem eigenen Leben und dem Tod auseinander zu setzen.
Buchcover
"Solange ich lebe, kriegt mich der Tod nicht"
(Abbildung mit freundlicher Erlaubnis
des Knesebeck Verlages vom 14.5.2014) 

Aber die Ausstellung ist doch schon zu Ende, warum also berichte ich so spät noch darüber? Erstens, weil das Sepulkralmuseum in Kassel immer einen Besuch wert ist - am 23. Mai wird dort übrigens die neue Ausstellung "Totentänze aus dem Ersten Weltkrieg" eröffnet und darauf folgen weitere, die sich in der einen oder anderen Weise mit dem Weltkrieg auseinandersetzen. Das Programm ist hier einzusehen.

Zweitens aber auch, weil man die Audios weiterhin im Internet hören kann, da sie im Deutschlandradio Kultur veröffentlicht worden sind. Außerdem wird die Ausstellung vom 27.09.2014 - 02.11.2014 in der Rostocker Kunsthalle zu sehen sein und zu dem Projekt gibt es ein Buch:

Tobias Wenzel: Solange ich lebe, kriegt mich der Tod nicht. Friedhofsgänge mit Schriftstellern
Mit einem Vorwort von Jussi Adler-Olsen, München: Knesebeck Verlag. 224 Seiten. 29,95 Euro

Montag, 12. Mai 2014

"Alle hernach" 450 Jahre Friedhof Münchberg

"Alle hernach" 450 Jahre Friedhof
Münchberg, 2006
Der Münchberger Friedhof hat sein Jubiläum zwar schon im Jahr 2006 gefeiert, doch ist mir das Buch dazu erst jetzt bekannt geworden. Auch "verspätet" stelle ich es gern hier vor, weil es mir gut gefallen hat. Es ist in der Reihe der Beiträge zur Münchberger Stadtgeschichte als 9. Band erschienen und zeigt, wie konstruktiv und informativ es sein kann, wenn in einer relativ kleineren Stadt - mit über 10.000 Einwohnern ist Münchberg laut Wikipedia die größte Stadt im Landkreis Hof - die historisch interessierten Kräfte gebündelt werden um sich mit einem Thema zu befassen.

Insgesamt neun Autoren werden im Titel genannt. Ihre Beiträge spannen sich von einem einleitenden Teil zur kirchlichen Grabkultur und zur Friedhofsgeschichte, zu den Gebäuden - besonders zu nennen ist die 1745 errichtete Gottesackerkirche "Zur Himmelspforte", die älteste Kirche der Stadt - und den Besonderheiten des Friedhofs. 

Zu diesen zählen auf jeden Fall die historischen Grabsteine aus dem 17. Jahhrundert, die nach dem 1. Weltkrieg bei Bauarbeiten entdeckt wurden. Erhalten geblieben sind sie, weil sie einen Bach abdeckten! Aber auch die beiden Grufthäuschen der Familien Schneider und Kirchhof, die den im 19. und 20. Jahr mehrfach drohenden Abriss einigermaßen heil überstanden haben, sind es wert dargestellt zu werden. Ein ausführlicher Gang über den Gottesacker schließt diesen Teil ab. 

Ein dritter Teil ist dem Brauchtum um Sterben und Begräbnis gewidmet. Berichte von Heimatforschern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geben ein anschauliches Bild über Bräuche und Gewohnheiten. Im Anhang sind außerdem ein Auszug aus einer Leichenpredigt des 17. Jahrhunderts, sowie die "Leichenhaus- und Begräbnißordnung " von 1868 abgedruckt. 


Donnerstag, 8. Mai 2014

"Letzte Heimat" - Theater für und auf dem Friedhof

Das "Junge Theater Augsburg" und das "bfz" (Berufliches Fortbildungszentrum, ebendort) führen zusammen ein ungewöhnliches Theaterprojekt mit dem Titel „Letzte Heimat“ durch. Die Frage nach der buchstäblich "letzten" Heimat aller Menschen, die in Deutschland leben, steht im Mittelpunkt des Stücks, das durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert wird.

Denn es wird darin danach gefragt, ob man in der eigenen Stadt so bestattet werden kann, wie man es sich wünscht, egal welcher Glaubensgemeinschaft man angehört. Dazu treten sogenannte "Experten des Alltags" auf, deren Biografien die Grundlage für den Text und die Gestaltung des Stücks bilden. Aufgeführt wird das Stück als "Stationentheater" auf einem Augsburger Friedhof und es endet mit einem "Leichenschmaus". Auf diese leibliche Stärkung weist auch das schöne Foto der Kekse in Totenkopfform von der Website des Theatersücks hin, die ich hier mit freundlicher Genehmigumg der Fotografin veröffentliche (danke!).
Totenkopfkekse (Letzte Heimat, Foto: Sonja Gastl,
 bfz Augsburg)

Die 26 Mitspieler haben Wurzeln in 12 Ländern und es spielen Angehörige ganz unterschiedlicher Religionen mit (Islam, Buddhismus, Katholizismus, Protestantismus, russische Orthodoxie, Judentum und Nichtgläubige) und - generationenübergreifend - ist der jüngste Darsteller 9 und die älteste 83 Jahre alt.

Ort: Friedhof Göggingen, Von-Cobres-Straße 19, 86199 Augsburg, Zeit: 19:00 Uhr, 

Termine: 
Im Juli 2014: 19., 20., 25., 26. (im Grandhotel Cosmopolis), 27., 31. 
Im August 2014: 2., 3., 7., 8. (Augsburger Friedensfest).

Im Jahr 2015 soll das Projekt in anderen deutschen Städten nachgespielt werden. Kontakt: bfz Augsburg und Junges Theater Augsburg, Susanne Reng, 0821 4442995, reng@letzteheimat.net, www.letzteheimat.net




Sonntag, 4. Mai 2014

Bronzeklau

Der inzwischen gestohlene Löwe auf dem
Grab der Familie Hagenbeck, 2012
(Foto Marianne Didiér)
Es ist traurig, aber man muss wirklich alle Friedhofsfreunde und besonders die Fotografen unter ihnen warnen: 

Veröffentlicht keine Fotos von bronzenen Grabmalplastiken und schreibt auf keine Fall das Wort "Bronze" dazu! 

Bronzediebe gehen gezielt auf Friedhöfe um diese Plastiken zu stehlen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen. 

Spektakulärstes Beispiel war im letzten Winter der bronzene Löwe auf der Grabstätte der Familie Hagenbeck auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Aber nicht nur er wurde rabiat an den Tatzen - ihre Reste sind noch vorhanden - abgeflext und vom Grab entfernt. 

Noch weitere große Bronzeplastiken wurden in dieser Zeit in Ohlsdorf gestohlen: die beiden Statuen des Bildhauers Auguste Moreau (1834-1917) "Venus in der Muschel" und "Am Brunnen vor dem Tore". Sie standen auf einem Grab, das nah am Friedhofseingang liegt. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter mit einem größeren Fahrzeug vorgefahren seien müssen, um die schweren Kunstwerke vom Friedhof abzutransportieren. Zur Zeit überwacht die Polizei den Ohlsdorfer Friedhof verstärkt, u.a. auch mit ihrer Reiterstaffel. Auf den Pferden können die Polizisten nämlich besonders gut über das hohe Gebüsch im Gelände hinüberschauen. 

Natürlich sollte jeder Diebstahl auf Friedhöfen sofort der örtlichen Polizei gemeldet werden. Weitere - teilweise schon früher gestohlene - Bronzen dieses Friedhofs sind in dem Blog "Gottesacker" abgebildet.

In Ohlsdorf soll übrigens jetzt ein knopfgroßes Gerät an den Bronzestatuen angebracht werden, das jede Bewegung sofort per Funk an die zuständige Polizeistation meldet, so dass die Diebe noch vor dem Verlassen des Friedhofs gefasst werden können. 


Freitag, 2. Mai 2014

Osternacht im Mausoleum - Nachlese

In meinem Post vom 14. April  habe ich auf diese Veranstaltung auf dem Ohlsdorfer Friedhof hingewiesen. Von Julia Wachsman erhielt ich diese kurze Rückschau:

Die liturgische Performance zur Auferstehung Jesu, die im Mausoleum Kretschmer erstmalig stattfand, dauerte von 0 Uhr bis Sonnenaufgang an. InitiatorInnen dieser außergewöhnlichen Inszenierung waren die Prädikantin Petra Roedenbeck-Wachsmann und der Hochschulpastor Bernd Vogel. Neben biblischen und lyrischen Lesungen, Sologesang- und Tanzeinlagen wurden Videoanimationen – „Christusimpulse im Raum“ – auf Grabplatten projiziert. Die Teilnehmenden durchschritten in alten und neuen Texten, Bildern und Liedvortrag Jesu Weg vom Himmel ins Totenreich bis hin zur Auferstehung. Die bis zum Sonnenaufgang Ausharrenden wurden mit dem wunderbaren Frühgesang der zahllosen Vögel des Friedhofes belohnt, die den österlichen Morgensegen vorweg zu nehmen schienen.

Davon noch etwas mehr lesen kann man demächst auch in der Nr. 125 von "Ohlsdorf - Zeitschrift für Trauerkultur". Dort wird unter Aktuellesvon einer weiteren Veranstaltung im Mausoleum zu lesen und Bilder werden zu sehen sein.

Die "Digitale Invasion" des Assistens Kirkegaard in Kopenhagen

Digital Invasions vom Assistens Kirkegaard auf Storyfy
In meinem Post vom 21.4.2014 habe ich schon auf die neue Kommunikationsform der "digital invasions" als Möglichkeit für der Öffentlichkeitsarbeit hingewiesen. Sie eignet sich auch für solche kulturell und geschichtlich aufgeladenen Orte, wie historische Friedhöfe es sind.

Die Tweets von der "ersten" digitalen Invasion eines Friedhofs von der Journalistin Marlene Hofmann kann man hier nachlesen.