Samstag, 31. Oktober 2015

Nachts auf dem Greenwood-Cemetery in New York

Nicht nur in London geht man nachts auf den Friedhof, auch aus New York ist mir gerade eine Nachricht über eine besondere nächtliche Friedhofsveranstaltung vor Augen gekommen. Die Friedhofsverwaltung des Green-Wood-Cemetery und die Obscura Society New York haben zusammen einen ganz besonderen Oktoberabend auf dem Friedhof veranstaltet. Wer mitmachen wollte, musste sich vorher anmelden. Ganz billig war die Teilnahme wohl auch nicht, aber dafür wurde etwas geboten:

Fast dreißog Mausoleen waren geöffnet und mit unzähligen Teelichtern und Kerzen illuminiert. In einem davon konnte man sich Tarot-Karten legen und die Zukunft vorhersagen lassen, anderswo wurde Dudelsack gespielt, Theaterszenen erfüllten verschiedene Plätze bei Skulpturen und Bauten mit Leben, Cembalomusik erklang, Vorträge wurden gehalten, Stummfilme in der Kapelle an die Wand geworfen und es gab sogar an verschiedenen Stellen lokale Bars mit Erfrischungen.

"Wir waren immer ein Ort der Bestattung und Erinnerung, aber wir müssen auch dazu kommen über unsere Geschichte zu sprechen und Menschen für einen anderen Zweck auf den Friedhof zu bringen," sagt dazu die Friedhofsverwalterin, laut dem Bericht eines Teilnehmers. Allerdings fragt sich dieser auch, ob die sehr laute "psycho-mambo"-Musik einer Band in den halbunterirdischen Katakomben mitten auf dem Friedhof angemessen ist. Wie er berichtet, verschütteten die Besucher ihre Drinks, lehnten sich auf ihren Faltstühlen an den Katakomben an und tanzten. Da kommt zwar die Frage nach der Balance zwischen dem Respekt vor den Toten und der Unterhaltung der Lebenden auf, andererseits aber bieten gerade solche "Events" die Möglichkeit Friedhöfe als besondere kulturelle Orte im Bewußtsein der Stadtbewohner zu erhalten und ihre Bedeutung zu erweitern. Übrigens veranstaltet die Friedhofsverwaltung auch Friedhofstouren mit einem historischen Trolleybus, teilweise mit besonderen Themen wie z.B. unter dem Titel:"Mord, Chaos und Disaster". Auf jeden Fall lässt man sich in New York offenbar etwas einfallen, um seinen Friedhof - übrigens der älteste Parkfriedhof Amerikas - ins Gespräch zu bringen.



"Friedhöfe im Südwesten" – ein Film im SWR Fernsehen

Eingangstor zum Hauptfriedhof Karlsruhe (Foto Leisner)
Mit dem November kommen die Tage, in denen der Tod in den Medien eine größere Rolle spielt als sonst im Jahreslauf. Mich erreichte eine Mail des Autors und Redakteurs Peter Bergmann, der zusammen mit Rolf Stepahn für den Film "Friedhöfe im Südwesten" verwantwortlich ist. Der Film läfut am 1. November 2015,  um 20.15 Uhr im SWR Fernsehen und porträtiert Menschen und ihre Friedhöfe im Südwesten Deutschlands.

Hier die Pressemeldung: "Auf dem Tübinger Friedhof wohnt und arbeitet ein Poet als Stadtschreiber. Ein Physiker wird zum Gärtnermeister auf dem Waldfriedhof in Stuttgart. Eine Bauzeichnerin entscheidet sich für den Beruf der Bestatterin in Trier. Dies sind nur einige Beispiele von Menschen, die rund um Friedhöfe leben und arbeiten. Im Film `Friedhöfe im Südwesten – Voller Leben` am 1. November 2015, ab 20.15 Uhr im SWR Fernsehen berichten sie von ihrem Tun, ihren Gedanken, ihren Gefühlen und Erinnerungen. Sechs Friedhöfe im Südwesten und sechs Geschichten von der Beschäftigung auf, mit und für diese letzten Ruhestätten erzählen die Autoren Peter Bergmann und Rolf Stephan.

Was fasziniert diese Menschen an 'ihrem' Friedhof? Was tun sie dort? Prägt sie die Präsenz der Gräber und der Toten? Was bewegt zum Beispiel der 75-jährige Judaistik-Professor, mit Hilfe neuester und ältester Technik die letzten Rätsel von Grabinschriften auf dem jüdischen Friedhof in Worms zu lösen? Oder die honorige Gemeinschaft, die sich auf dem Alten Friedhof in Freiburg unermüdlich gegen Verfall und Vergessen einsetzt? Und dann ist da noch einer der ersten türkischen Gastarbeiter, dessen freundliche Beharrlichkeit Mainzern muslimischen Glaubens eine würdige Bestattungskultur ermöglicht hat.

`Friedhöfe im Südwesten – Voller Leben` gewährt einen leisen, aber nicht dunklen Einblick in die Welt von Menschen auf Friedhöfen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer lernen überdies die Geschichte der Friedhöfe kennen und erfahren etwas über ihre Legenden, ihre Schönheit und ihre Wirkung."




"Kerzen-Anzünden" auf dem Friedhof

Halloween ist wieder da. Heute abend kommen die kleinen Geister wieder an unsere Türen. Die Menschen in katholischen Gegenden gedenken ihrer Toten. Dabei bleiben aber in Deutschland die Friedhöfe abends meistens geschlossen. Anders ist es in London. 

Dort wird nämlich auf dem Highgate Cemetery morgen abend der östliche Friedhof abends für das 

"East cemetery candle-lighting on 1 November" 

geöffnet. Auch in der anglikanischen Kirche ist Allerheiligen der Tag, an dem man generell alle Verstorbenen erinnert und auch dort werden auf den Gräbern Kerzen angezündet. 

Die späte Öffnungszeit soll als weitere Möglichkeit zum Gedenken und zur Erinnerung dienen. Man sollte dazu eine Fackel mitbringen und kann natürlich auch Kerzen mitnehmen - es stehen auch welche zum Verkauf. Es muss ein schönes Bild sein, wenn morgen abend, die Menschen mit Fackeln und Kerzen den Friedhof bevölkern! Schade, dass ich nicht dabei sein werde.

Um den Friedhof besuchen zu können muss man sich übrigens vorher anmelden!

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Nachhaltigkeitsstrategie „Ohlsdorf 2050“: Szenarien und Leitbilder – ein Workshop

Prof. Dr. Norbert Fischer hat mir erlaubt seinen Artikel zum Workshop in Ohlsdorf hier zu veröffentlichen. Leider konnte ich nicht teilnehmen. Umso größer mein Dank, dass ich hier berichten kann:

Das Schumacherkrematorium im Bestattungsforum
auf dem Ohlsdorfer Friedhof (Foto Leisner 2014)
"Am 12. Oktober 2015 fand im „Bestattungsforum“ des Ohlsdorfer Friedhofs in Hamburg ein Experten-Workshop über die künftige Entwicklung des Friedhofs statt. Dabei ging es in erster Linie um Nutzung und Gestaltung der sich angesichts verändernder Bestattungsstile (u.a. weiterer Anstieg der Feuerbestattungen, Beisetzungen außerhalb des Friedhofs) zu erwartenden zunehmenden Freiflächen auf dem Friedhof. Mit dem Projekt, das durch den Bund finanziell gefördert wird, wurde das Berliner Büro „bgmr Landschaftsarchitekten“ zusammen mit der Berliner Garten- und Landschaftsarchitektin Karin Lesser beauftragt.

Begrüßt wurden die Teilnehmer von Wolfgang Purwin (Geschäftsführer Hamburger Friedhöfe AöR), Michael Pollmann (Staatsrat der Hamburger Behörde für Umwelt und Energie) sowie Bastian Wahler-Zak (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung). Auf eine Kurzvorstellung des Projektes durch Heino Grunert (Hamburger Behörde für Umwelt und Energie) folgten unter der Moderation von Carlo W. Becker (bgmr Landschaftsarchitekten) vier Impulsvorträge aus unterschiedlichen Perspektiven: Norbert Fischer (Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie, Universität Hamburg) erläuterte aus kulturhistorischer Perspektive den sich wandelnden Zusammenhang zwischen Stadtgesellschaft und Begräbnisplätzen. Thomas E. Hauck (Fachgebiet Freiraumplanung, Universität Kassel) stellte unter dem Stichwort „Animal-Aided Design“ neue Konzepte und Trends zwischen Naturschutzentwicklung und Landschaftsarchitektur vor. Christoph Keldenich (Aeternitas e.V., Königswinter) referierte über aktuelle Tendenzen in der Bestattungskultur, die er unter anderem durch Umfrageergebnisse belegte. Die Berliner Garten- und Landschaftsarchitektin Katrin Lesser beschrieb an Hand zahlreicher historischer Fotos die Entwicklung des „Gartendenkmals Ohlsdorfer Friedhof“. Nach der Mittagspause erläuterte Dirk Christiansen (bgmr Landschaftsarchitekten, Berlin) die bisher entwickelten möglichen Szenarien zur neuen Gestaltung und Nutzung der Friedhofsflächen. Er stellte vier Modelle vor, die für den Ohlsdorfer Friedhofs ein Zusammenspiel von Belegungsflächen und parkähnlichen Nutzungen in jeweils unterschiedlichen Konstellationen vorsehen.

Anschließend diskutierten die Teilnehmer des Workshops in vier Arbeitsgruppen im Tischwechsel die in den Impulsvorträgen bzw. von Dirk Christiansen dargelegten Themen und Konzepte. Die Ergebnisse wurden anschließend von den Arbeitsgruppen im Plenum vorgetragen. Abgeschlossen wurde der Workshop durch ein Resümée von Carlo W. Becker (bgmr Landschaftsarchitekten, Berlin) und einer Führung über den Ohlsdorfer Friedhof mit Marc Templin (Hamburger Friedhöfe AöR). Eine Dokumentation der Ergebnisse ist vorgesehen."

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Berlin - Der Friedhofsführer

Berlin - Der Friedhofsführer, 2015,
Edition Braus
Nachdem Norbert Fischer und ich vor Jahren (1999) das Buch "Der Friedhofsführer - Spaziergänge zu bekannten und unbekannten Gräbern in Hamburg und Umgebung" geschrieben haben, interessiert mich ein Buch mit dem Titel "Berlin - Der Friedhofsführer. Wegweiser zu 50 historischen Friedhöfen" natürlich ganz besonders (ein bißchen Eigenwerbung darf sein oder? ;-)

Der Kunsthistoriker, Fotograf und Autor Boris von Brauchitsch hat, soweit ich sehen kann, zwar eine ganze Reihe von Publikationen aber bisher noch nichts über Friedhöfe veröffentlicht. Doch zeugt seine Einleitung davon, dass er sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt hat.

Mit seinem Buch will er offenbar unter anderem auch die Ehrengräber der Stadt in den Focus rücken, denn in seiner Einleitung geht er auf ihren teilweise ungepflegten Zustand, näher ein. Er hat fünfzig der insgesamt 224 Berliner Friedhöfe - von ihnen sind immerhin noch 182 geöffnet - für sein Buch ausgewählt und stellt mit ihnen über fünfhundert Grabstätten von Prominenten vor.

Friedhof Steglitz mit dem Hinweis auf den Bärliner
Tierfriedhof  (S. 150/1)
Die Friedhöfe sind im Buch in einer chronologischen angeordnet, auch wenn auf den ältesten Anlagen nichts oder kaum noch etwas auf die Ursprungszeit hindeutet und diese Reihenfolge für spätere Zeiten eher etwas beliebig wirkt. Immerhin zeigt eine Karte im rückwärten Umschlag die Lage der behandelten Orte an, so dass man auf diese Weise leicht finden kann, ob der Friedhof, den man gerade besuchen will, in den Führer aufgenommen worden ist. Und natürlich sind alle wichtigen historischen Friedhöfe in dem Band zu finden, daneben hat der Autor aber auch eine Reihe von kleineren und unbekannteren Dorffriedhöfen und Einzelgrabstätten aufgenommen.