Freitag, 28. Juli 2017

Highgate Cemetery at a crossroads - eine Ausstellung in London und im Internet

Bildausschnitt aus der Online-Ausstellung
des Highgate-Friedhofs in London
Der Highgate Cemetery in London ist einer der ersten, für den sich ein eigener Freundeskreis gebildet hat. Die "Friends of Highgate Cemetery" haben aufgrund ihres Engagement für die Erhaltung ihres Friedhof schließlich sogar die Verwaltung und damit ganzen Betrieb übernommen. Nun haben sie vor Ort und im Internet eine Ausstellung zusammengestellt, weil sie den Eindruck haben, dass nach 178 Jahren Friedhofsbetrieb heute ein Punkt erreicht ist, an dem - ähnlich übrigens wie beim Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg - wichtige Entscheidungen über die Zukunft getroffen werden müssen.

Sie schreiben in ihrem Vorwort zur Ausstellung, dass die Flächen für die Bestattung bald zu Ende gehen und dass Bäume Gräber und Denkmäler zerstören. Da Nichtstun keine Option sei, bitten Sie ihre Besucher mitzuhelfen die richtigen Antworten zu finden. In zahlreichen Gegenüberstellungen von historischen Fotos mit dem heutigen Zustand, zeigt die Ausstellung im Internet, wie stark sich der Friedhof sich im Laufe der Zeit verändert hat. Auf anderen Bildern sieht man den teilweise traurigen Zustand der Grabmale in bestimmten Bereichen. Die Ausstellung wirft auch die Frage auf, wie viele Besucher der Friedhof verträgt.

Die Freunde des Friedhofs haben einerseits durch ihre Arbeit schon viel für den Friedhof erreicht, doch andererseits fürchten sie, dass er langsam durch Bäume, Efeu und die Auswirkungen der Zeit zerstört wird. Um an die die nächste Generation einen historischen Ort weiterzugeben, der seine Bedeutung gewahrt hat und zugleich finanziell tragfähig bleibt, wollen sie einen Entwicklungsplan erstellen. Deshalb bitten sie ihre Besucher einen Fragebogen auszufüllen, der bei der Planung helfen soll.

Donnerstag, 27. Juli 2017

Bestattungskulturen im Wandel

Seit mehreren Jahren findet an der Hamburger Universität im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens eine Ringvorlesung statt, die sich mit Themen rund um Sterben, Tod und Bestattung beschäftigt. Die Vorträge des Sommersemesters 2016 sind jetzt in dem Band "Bestattungskulturen im Wandel" der Online-Zeitschrift "Ethnoscripts" Band 19, 2017, Nr. 1 nachzulesen. Diese Zeitschrift lässt sich kostenlos von der Website der Hamburger Staatsbibliothek herunterladen.

Folgende Beiträge sind dort versammelt: Daniela Hofmann: Endstation Friedhof? Bestattung und materielle Kultur im Wandel; Andreas Ströbl: Sarg und Grabmal – Wechselspiele zwischen Repräsentation und Verhüllung; Jan Budniok/Andrea Noll: Tod und Druckerschwärze. Begräbnisbroschüren als Erinnerungsorte der ghanaischen Mittelklasse; Frank André Weigelt: Kein Platz unter der Sonne. Über Wandel und Beständigkeit bei der Bestattung zoroastrischer Parsen in Hongkong; Norbert Fischer: Körper – Asche – Natur: Über Transformationen des Leichnams durch
Krematoriumsbau und Feuerbestattung vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart; Gerrit Spallek: Friedhof und Bestattung in den Augen der katholischen Kirche und als Ort der Theologie.

Dienstag, 18. Juli 2017

Die Grabmalkunst von Karl Friedrich Schinkel

Buchcover: Rehberger, Schinkel
Mit diesem Buch hat Lena Rebekka Rehberger erstmals einen breit angelegten wissenschaftlichen Katalog der von Schinkel entworfenen Grabmäler vorgelegt, verbunden mit einer ausführlichen kunsthistorischen und gesellschaftspolitischen Einordnung dieser sepulkralen Werke. Dabei besticht ihr Werk als opulenter Bild- und Textband durch seine zahlreichen exzellenten Abbildungen, die teilweise in Farbe wiedergegeben sind.

In der Einleitung definiert Rehberger die Entwurfszeichnungen Schinkels für Grabmale und Mausoleen sowie die davon ausgehenden ausgeführten Werke als ihren Untersuchungsgegenstand. Bis dato waren diese Kunstwerke noch nie als Konvolut behandelt worden. Deshalb nennt sie als Ziel, "durch Analyse und Deutung von Schinkels gesamter Grabmalkunst mit Bezugnahme auf die zeitgenössische Trauerbewältigung und den kulturpolitischen Hintergrund die spezifische Rolle" des Künstlers für die Entwicklung der Sepulkralkunst herauszuarbeiten.

Dabei vergisst die Autorin nicht den bisherigen Forschungsstand zu umreißen und ihre Quellen zu benennen, deren Fülle beeindruckend ist. Die Autorin hat sowohl die in Stein oder in Metall ausgeführten Grabmale und Mausoleen in ganz Deutschland und Polen ermittelt und persönlich besichtigt, wie bei der Zuordnung der Entwurfszeichnungen zu den ausgeführten Werken zahlreiche Archive und Museen zu Rate gezogen.

Sonntag, 2. Juli 2017

Audiowalk über den Alten Friedhof in Gießen

Webseite mit dem neuen Audiowalk für den Gießener Alten Friedhof
Vor wenigen Tagen haben Studierende der Fachjournalistik Geschichte ihren neuen Audiospaziergang „Erzählungen vom Tod – Begräbniskultur und Mentalität im Wandel der Zeit“ auf dem Alten Friedhof in Gießen vorgestellt.

Das Projekt ist im letzten Semester an der Justus Liebig Universität entstanden, geleitet von der Historikerin Dr. Eva Maria Gajek und dem Redakteur des Hessischen Rundfunks Kevin Arnold. Zusammengearbeitet haben die Studenten zudem mit einer Produktionsfirma und dem Garten- und Friedhofsamt der Stadt Gießen.

Der Audiowalk ist im Internet veröffentlicht und kann so auch mit Smartphone oder Tablet vor Ort abgerufen werden. In insgesamt zwölf Audios von bis zu sechs Minuten Länge erzählen die Studierenden Geschichten über bekannte Persönlichkeiten der Stadt, aber auch über die Baugeschichte und die Begräbniskultur auf dem Alten Friedhof. Erarbeitet wurden die Beiträge anhand von Dokumenten im Stadtarchiv Gießens, Interviews, zeitgenössischen Berichten und Literatur.

Mit eindrucksvollen Audios, in denen die Erzählstimmen mit unterschiedlichen Klangkulissen hinterlegt sind, werden Geschichte und Gegenwart an Ort und Stelle akustisch erfahrbar. Auch wenn mir beim Ansehen der neuen Internetseite auffiel, dass auf der Seite mit dem Friedhofsplan unter dem Punkt "Stationen des Audiowalks" nur sieben Audios zu erkennen und anzuklicken sind, und auch wenn ich anfangs verwirrt war, als ich beim Audio "Friedhofssymbolik" erst einmal etwas über die Figur des Thanatos hörte, aber auf dem Bild einen Engel sah - auf den im Audio später dann noch eingegangen wird, beglückwünsche ich die Studenten zu ihrer gelungenen Arbeit und wünsche mir solche Audiospaziergänge für mehr historische Friedhöfe!